Donnerstag, 19. Juli 2012

Rezension: Battle Angel Alita Band 5: Verlorenes Schaf

Cover: Battle Angel Alita Band 5:
Verlorenes Schaf
Verlag: Carlsen Comics
Band Fünf ist in der bisherigen Geschichte etwas anderes. Alita kommt zwar vor, tritt aber in den Hintergrund und übernimmt eine weniger tragende Position. Diesmal wird der Fokus vielmehr auf Zapan gewechselt. Ja, genau: Der Typ, der bereits im zweiten Band nur Ärger gemacht hat.

Der Band beginnt etwa zu dem Zeitpunkt, als Alita gegen Jashugan antritt. Zapan hilft zu diesem Zeitpunkt in einer Suppenküche mit, als er die Übertragung des Motorball-Duells und damit Alita zum ersten Mal nach langer Zeit wieder sieht. Und daraufhin den Verstand verliert.
Das Endergebnis davon kriegt Alita etwa zwei Jahre später zu spüren. Sie hat sich mittlerweile so etwas wie ein normales Leben geschaffen. Immer noch mit den Hunter Warriors verbunden, hat sie einen Job in deren Stammlokal angenommen, wo sie ihren einstigen Arbeitskollegen alte Musik aus den 80er Jahren auf Synthesizern vorspielt.
Zeitgleich findet ein ehemaliger Kollege aus Alitas Motorball-Phase heraus, was mit ihrem Berserkerkörper passiert ist: Er wurde von einem Mann Namens Desti Nova aufgekauft. Als Alita dies in einem Brief mitgeteilt bekommt, sagt Ido ihr, dass er diesen Teil lieber allein erledigen würde.

Etwa zeitgleich schlägt Zapan das erste Mal zu. Er tötet einiger Hunter Warrior, und bringt sich dadurch erneut ins Gespräch. Zur gleichen Zeit taucht auch ein Mann Namens Murdock, auch als der Hundeführer bekannt auf. Zapan will seine Rechnung mit Alita begleichen. Doch Murdock will eine mit Zapan begleichen, der seine Tochter ermordet hat und seitdem ihren Kopf in einem Einmachglas mit sich herumträgt. Alita bietet Murdock ihre passive Unterstützung an, weil sie zumindest noch einmal mit Zapan reden will. Und dadurch findet der Wahnsinnige den Tod, Alita neue Fragen und Murdock seine lang ersehnte Rache.

Tage später hat Ido schließlich den bislang Mysteriösen Desty Nova ausgespürt. Einen Wissenschaftler der Nanotechnologie. Oder besser ausgedrückt: Einen Wahnsinnigen, psychotischen Soziopathen, der an Menschen deswegen Experimente durchführt, weil er sich erhofft, dass eine dieser Personen irgendwann ihr Karma überwinden würden. Und dazu ist ihm jeder Gewaltausbruch seiner Testobjekte nur all zu Recht.

Das Problem dabei ist, dass er jetzt zwei tickende Zeitbomben in seiner Hand hat, die er miteinander verbinden kann: Zapans Gehirn und Alitas Berserkerkörper. Was zusammen im Berserkermodus ein grauenhaftes Monster ergibt, das nur zwei Ziele zu kennen scheint: Alitas Tod und die totale Zerstörung des gesamten Schrottplatzes. (Sekundär stirbt dabei natürlich jeder, der sich ihm in den Weg stellt und nicht rechtzeitig davonlaufen kann.)

Somit bleibt Alita nichts anderes übrig, als sich erneut Zapan zu stellen. Schon allein, weil dieser Ido getötet hat.

Fazit

Ich bin immer noch am Überlegen, wie ich diesen Band beurteilen soll. Zeichnerisch ist jedes Bild gelungen und weiß zu überzeugen. Der Berserker-Modus von Zapan weißt in seiner Organik einige beunruhigende Aspekte auf, die durchaus für Gänsehaut sorgen können. (Wenn auch bei Weitem nicht so gut, wie es das Werk von H.R. Giger kann. Aber das sich halt Geschmacksfragen.)

Was sich die meiste Zeit in den ersten vier Bänden bereits abgezeichnet hatte, trifft auch hier wieder zu, respektive wird endgültig eingelöst: Für Alita wird es niemals so etwas wie ein „normales“ Leben geben. Das Ganze läuft eher auf eine Aneinanderreihung kurzer Glücksmomente hinaus, die immer von drastischen Fehlschlägen begleitet werden. Alita ist so zusagen in einem Teufelskreis aus Aktion und Reaktion gefangen. Mit Desty Nova ist einer der wichtigsten Gegner von Alita endlich eingeführt worden, der auf lange Sicht noch eine besondere Doppelbedeutung bekommen wird. Jedoch steckt die Gestalt dieses Professors voller Widersprüche. (Zumal ich mir auch nicht wirklich sicher bin, ob der Begriff Karma in diesem Fall richtig gesetzt ist, oder es hier mehrere Konzepte in unterschiedlichen Kulturen gibt.)

Wichtig ist auf jeden Fall, dass mit dem fünften Band der ursprünglichen Reihe nicht nur die „Halbzeit“ erreicht ist, sondern auch, dass ab diesem Zeitpunkt die Karten neu gemischt wurden. Die Geschichte von Alita beginnt hier umzubrechen, denn Alita wird immer mehr dazu gezwungen als Einzelkämpferin für sich selbst zu handeln und dabei einen neuen, eigenen Weg abseits ihrer Vergangenheit zu finden. Anders ausgedrückt: Sie muss herausfinden, wer sie ist, ohne zu wissen, wer sie war. Und ist trotzdem dazu verdammt wieder und wieder auf das Gleiche hinauszulaufen.

In dieser Hinsicht handelt es sich hierbei zwar nicht um den stärksten Band der Serie Battle Angel Alita, aber durchaus um einen bitter Notwendigen. Denn er verändert Vieles und zeigt dennoch noch einmal den roten Faden auf, die eigentlich alles bestimmt. Auf diese Weise beginnt hier ein Bruch, der zwar noch nicht ganz erkenntlich ist, aber für die späteren Bände maßgebend sein wird.

In gewisser Weise stellt es Alita selbst fest: „Soll ich etwa Stärke und Schwäche, das Gute und das Böse als gleichwertig akzeptieren? Das kann ich nicht!“

In diesem Sinne werden zwar Fragen aufgeworfen, wenn man bedenkt, in was für einer Welt die Handlungen von Battle Angel Alita spielt, aber immerhin werden auf dieser Weise auch Spannungen in die Geschichte eingebaut, die ständig Lust machen, auch den nächsten Band wieder zu erfahren.

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