Montag, 15. September 2014

Rezension: The Walking Dead Band 5: Die beste Verteidigung

Cover: The Walking Dead Band 5:
Die beste Verteidigung
Verlag: Cross Cult
Es hätte ja im Grunde perfekt sein können: Nachdem die Gruppe Rund um Rick sich in dem Gefängnis niedergelassen hatte und „die Eingeborenen“ vertrieb, konnten sich Pärchen bilden und die Fläche von den letzten Zombies gereinigt werden. Und das dies natürlich nicht ausreichte, bleibt wohl jedem irgendwie gewiss. Im fünften Band der Reihe verändert man das gesammte Geschehen dadurch, dass ein winziger Schimmer an Hoffnung am Himmel auftaucht: In Form eines abstürzenden Militär-Hubschraubers. Ausgerüstet mit Bissfester Ausrüstung stürzen Rick, Glenn und Michonne deswegen ins Umland rund um ihr Gefängnis und stoßen dabei auf eine andere Kolonie von Überlebenden. Diese hat scheinbar ein wenig mehr Zivilisation aufrecht erhalten könne und ist dabei trotzdem einer deutlich finstereren Barbarei anheimgefallen, als es normalerweise den Anschein hätte haben können.
Die Überlebenden Rund um „den Gouverneur“ können nämlich immer Fremde gebrauchen, denn sie haben seltsame Haustiere und entsprechend abstruse Sitten. Und beides führt dazu, dass hinter einer Fassade der vermeintlichen Zivilisiertheit eigentlich nur noch brutale Triebe herrschen.

Dieser fünfte Band der Serie ist irgendwie Kompliziert. Wer sich an Hobbes Staatstheorie rund um den Leviathan erinnert kann sicherlich auch den Ausspruch „Homo hominem lupus est“ zuortnen. Und die dadurch resultierende Schlussfolgerung, dass ausgerechnet der vernunftbegabte Mensch sich der schlimmsten Tyrannei unterwirft, nur um selbst vor Schaden bewahrt zu bleiben. Ein ähnliches Verhältnis stellt die Siedlung des Governeurs im Grunde dar: Sie ist die Barbarei, vor der die Zivilisation eigentlich schützen soll. Und in gewisser Weise werden hier Frage in der Geschichte praktisch aufgezeigt, wie weit Mitgefühl einen Bringen kann... oder was das Gegenteil ausrichten mag.
Schön dabei ist auch, dass die Zombies, welche ja der passivste Part an der ganzen Tragödie, aus welcher die Serie besteht, sind, immer wieder dabei umgedeutet werden und somit langsam zu einer analogie Werden, die man nur als „Hunger aufs Leben“ deuten kann. Egal ob sie Zaungäste sind, welche das Leben beobachten oder (wie hier jetzt) mit einem mal sich in ihrem Verhalten mit den „gewöhnlichen“ Menschen vermengen, so das am Ende nur noch eine Ansammlung von niederen Instinkten übrig bleibt, welche die entsprechende Gesellschaft insgesamt auszumachen scheinen.

Fazit

Eigentlich müsste ich insgesamt nur noch laut „Spoilers“ rufen um alles bis ins letzte Detail erklären zu können. Von den von mir bis hierhin insgesamt vorgestellten Bänden ist das „Die beste Verteidigung“ bisher sowohl der beste als auch der schwächste Band insgesamt.

Gut an ihm ist die Tatsache, dass er ein wenig mit der Problematik des doch stark verzerrten Selbstbildnis experimentiert, was moderne Gesellschaften gerne (zumindest soweit es die selbsternannte Elite betrifft) aufrecht erhalten wollen. Das tragende Bild dabei ist, dass gerade Machtmenschen dabei Wortwörtlich über Laichen gehen, um ziehle zu erreichen, die ihnen einen absoluten Nutzen geben würden. Das Schafft der Band dadurch, dass der hier aufgezeigte Abschnitt eben die Förmlichkeit der häufig eingeforderten Höflichkeiten einfach beseite lässt und das eigentlich brutale hinter solchen Personen, die mit ihrem Gebaren absolut Menschenverachtend sind, nur offen anzeigt. (Das die wichtigste, tragenste Person dabei einfach nur den Titel „der Gouverneur“ für sich beansprucht kann man dabei als absolut radikale, hochgradig sarkastische Gleichstellung für unsere realweltlichen Politiker verstehen. Und genau das gibt dabei einen so deutlich bitteren Beigeschmack, da erst vor kurzem von unsere allseits unbeliebten Kanzlerin ein entsprechend weltfremdes Zitat durch die sozialen Netzwerke als Mem gespukt hat.)

Schwach hingegen ist der Band deswegen, weil die Geschichte nicht ins Rollen kommt. Das ist in sofern verständlich, da keine sofortiger Paukenschlag der ganzen Sache gut getan hätte. (Im Grunde genommen wird hier eine Bedrohung aufgebaut und vorgestellt, die sich erst noch in einem weiteren Gewaltakt entladen muss. Auch wenn dabei die äußerste Trickkiste an psychischer wie physischer Grausamkeit aufgefahren wird, die wir kennen. Nicht so, dass man diese Handlungen tatsächlich sieht, sondern in dem man sieht, wie andere daran zerbrechen, weil sie ihren Kameraden in der Not nicht helfen können.)

Ich hatte ja bereits festgehalten, dass die Serie sich nach den Startschwierigkeiten des ersten Bandes wirklich ausgereift weiter entwickelt hat, aber: Das Problem, dass man/ich hier habe ist, dass zu viel aufgebaut wird, was mögliche Fragen anbelangt, und man am Ende mit der klammen befürchtung Alleingelassen wird, dass hier aus einem hochproblematischen Akt am Ende nur eine banale Lösung übrig bleibt. (Wir wissen zwar alle, dass die Serie Rund um die Walking Dead noch lange nicht von Cross Cult nach diesem Band beendet ist, immerhin weist die Serie bis jetzt ganze 22 Bände auf, aber: Durch die hier umschriebenen Ereignisse stellt sich am Ende halt doch die Frage, in wieweit die Überlebenden Rund um Rick wirklich „überleben“, oder überhaupt noch Leben.)
Die Geschichte weißt an dieser Stelle einfach zu viele Momente des zerbrechens auf, als das wirklich überzeugend noch irgendwas jenseits der totalen Hysterie übrig bleiben kann. Man kann zwar gespannt bleiben, aber die Weichenstellung für die weitere Zukunft der Serie ist dann doch mehr als Fragwürdig. Insofern kann ich mal wieder kein wirklich zufriedenstellendes Endurteil für diesen speziellen Band für sich abgeben, sondern müsste die daraus entstehenden, weiteren Entwicklungen abwarten, die mir natürlich zur Zeit noch gänzlich unbekannt sind.

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