Montag, 28. Juli 2014

Rezension: The Walking Dead Band 2: Ein langer Weg

Cover: The Walking Dead Band 2
Ein langer Weg
Verlag: CrossCult
Ich hatte ja schon einmal vor einiger Zeit den ersten Band der Reihe rund um die große Zombiekalypse durchgenommen. Damals ist der Band nicht wirklich gut bei mir angekommen und meine damalige Einschätzung bleibt erhalten. Ich bin aber aus verschiedenen Gründen jetzt gerade dazu gekommen ein paar weitere Bände in meine Griffel zu bekommen und habe mich in das weitere Thema reingekniet. Also, was haben wir jetzt?

Ausgangslage ist ein kurzer Rückblick in die Anfangszeit des Zombie-Problems, was aufzeigt, wie Shane und Lori zusammenkommen. Der nächste Schritt darauf ist dann die Szene einer Beerdigung der Toten der Gruppe von Carl. Die Geschichte beschreibt mehrere Probleme jetzt: Wie man sich gezwungen sieht, die Ressourcen aufs nötigste zu reduzieren. Wie Carl in die Rolle des Führers immer mehr gedrängt wird... und wie das Leben weiter geht, denn Lori bemerkt, dass sie Schwanger ist.

Jetzt lauten die Fragen, wie man einen Unterschlupf findet, in dem man sich vor den lebenden Toten abschotten kann und wie auf welche Weise man erneut Lebensmittel finden kann.

Und was man macht, wenn jeden Moment ein neuer Zombie über einen herfallen kann. Vor allen Dingen, wenn man sich die Frage stellen muss, was den Unterschied macht, wenn die Frage auftaucht wie man sich selbst vor dehnen Unterscheidet.

Das alles wird in einem typischen CrossCult Band als Hardcover präsentiert, der 144 Seiten umfasst.

Fazit

Ich hatte ja beim ersten Band darüber beklagt, dass die entsprechenden Frage, welche das Drama der Serie ausmachen, nicht wirklich zündend seien. Fakt bei der Ganzen Situation war dabei gerade, dass die Charaktere noch extrem Flach und uninteressant rüber kamen. Ebenso, wie die entscheidenden Moment an sich nicht wirklich überzeugend waren.
Diese Punkte kann ich hier revidieren. Anscheinend ist das Team hinter der Comicserie langsam in den Plot und in ihr Szenario hineingewachsen. Und gerade dadurch, dass jetzt endlich andere Personen eingeführt werden, mit denen wirklich interagiert wird. Die ebenfalls bis hierhin Überlebt haben und dabei ihre jeweils eigenen Überzeugungen gebildet haben zu dem ganzen Thema, was das überleben und die eigene Menschlichkeit anbelangt. Und auf diese Weise entsteht wirklich Drama, weil zum ersten mal ein Thema angeschnitten wird, das im ersten Band noch völlig gefehlt hat: Es wird mit dem schmalen Grad gespielt, der aus dem Wert der Hoffnung entspringt.
Das macht „Ein langer Weg“ gerade aus. Es ist in gewisser Weise die Comicumsetzung des Roadmovies und dem in diesem beruhenden Wandel des eigenen Selbst, sowohl was die Reifung der Person anbelangt, aber auch was das Zerbrechen der entsprechenden Person an der Reise angeht.

Aus diesem Grund empfehle ich diesen Band definitiv.

Montag, 21. Juli 2014

Die Insel der Entmündigten, oder: Das ebook-Reader-Formate-Problem

Meine derzeitige Historie an ebook-Readern: Einmal ein Kindl von 2011 (kaput, seid mir mein Handy draufgefallen ist) und einmal ein Kindl von 2013. Ja, ich predige in diesem Artikel Wasser (und den Rest vom Spruch könnt ihr euch selbst ergänzen.)


Das Basale zuerst

Nur damit eines jetzt gleich zu Anfang klar ist: "From a certain point of view..." handelt es sich bei diesem Artikel natürlich um einen dieser "Wasser predigen, aber Wein saufen"-Geschichten. (Mir ist absolut bewußt, das ich bis zu einem bestimmten Grad gerade ein paar ziemlich bigotte Theorien hierbei ausstoße.)

Aber warum einen solchen Artikel schreiben und worum geht es jetzt überhaupt? Warum macht man sich das Leben so dermaßen kompliziert, wenn es doch dermaßen einfache Hardware gibt. Die Sache ist eher anders herum: Gerade weil die Hardware-Lösungen so dermaßen einfach zu sein scheinen, ist es bitter Notwendig sich im Rahmen der eigenen Medienkompetenz reflexiv damit auseinanderzusetzen.

Zuerst einmal zur eigenen Person, so wie ich hier auf diesem Blog meinen kruden Blick auf die Welt präsentiere: Ich bin jetzt schon seid einigen Jahren das, was Umgangssprachlich als "Leseratte" abgetan wird. Dementsprechend verfolge ich auch schon seid Jahren das komplette ebook-Konzept. (Ich glaube ich habe das erste mal einen wirklich "Kaltstart" auf einem Palm-Pilot mit einem der Vorgängerformate der heutigen "großen Zwei" versucht gehabt. Aber das jetzt nur so am Rand.) Grundsätzlich jedem von uns dürfte klar sein, dass die ebook-Reader seit etwas 2000 rum ein immer häufiger erwähntes Thema in den Medien waren. Allerdings damals noch zu Preisen, die jenseits jeglichem Gebrauchssinn waren und technisch noch längst nicht ausgereifter Hardware. (Die üblichen Probleme halt: Speichermedien sind über die Jahre nur ganz langsam günstiger geworden, Batterien halten erst seid relativ kurzer Zeit bei bestimmten Belastungsarten in einem akzeptablen Rahmen und die Displays haben auch einen weiten Weg von augenreizend-leuchtenden LCD-Displays über Taschenrechneroptik zur heutigen eink-Technologie gebraucht.)

Und genau dort begann dann langsam das Problem sich aufzulösen, als die Reader durch eine ganz spezielle Entwicklung mit einem mal den totalen Preiverfall erfuhren: Um 2011 herum senkte Amazon mit der Einführung des Kindle 4 dermaßen drastisch die Preise (und sorgte für einen weiteren Wertverfall bis heute), dass mit einem Mal "alle" zumindest in der Lage waren, sich einen ebook-Reader zu leisten. (Es gab zwar etwa zeitgleich in der Weltbild-Gruppe noch den Trekstor-Reader, der danach kurzzeitig auch in den "anderen" Geschäften auftauchte, jedoch hatte diese immer noch den Nachteil der "von Vorgestern"-Ästhetik. Sehr schwache Batterien, ein beleuchtetes Display, das aus einem Taschenrechner entnommen war und eine deutlich schlechtere Verabeitung.) Kurz: Das Problem begann. (Man könnte jetzt natürlich in sofern argumentieren, dass Amazon durch eine geschickte Geschäftsstrategie, welche mit knapper Kalkulation dem Endverbraucher ein gutes Produkt ablieferte, das dieser schon länger haben wollte, blahblahblah... Wirtschaftswissenschaftler und ihre Gerede lassen sich im Grunde nur auf eines reduzieren: Inhalts- und aussageloses Bullshitbingo.)

Was man diesem Einstiegskindle durchaus positiv anrechnen muss ist folgendes: Es handelt sich um einen brauchbaren, einfachen ebook-Reader zu einem sehr günstigen Preis, solange man nur von der Hardwareseite aus das Ganze betrachtet. (Und damit sprechen wir bis jetzt nur über den Preis.) Kommen wir jetzt zum Wert des Ganzen: Amazons Kindle unterstützt letzten Endes exakt zwei Formate: das Mobi-Format und das auf dem Mobi-Format aufbauende, AZW-Format. (Letzteres stellt dabei die DRM-Einbindung her.) Und das heißt jetzt eindeutig Folgendes: Wer den Kindle kauft, bindet sich, was den Kauf von weiteren ebooks anbelangt, an den Laden, wo man den Kindle gekauft hat. (Das mag in einer Welt, die auf bequemlichkeit denkt, kein Problem sein, doch nutzen wir einfach mal folgendes Bild: Kennt noch jemand aus seiner Kindheit die Pixi-Bücher? Das waren diese kleinen Hefte, welche etwas 5*5cm vom Umfang hatten und kleine Geschichten für kliene Kinder enthielten. Und jetzt nehmen wir mal an, dass der Verlag hinter den Pixie-Büchern, mit dem Carlsen-Verlag übrigens kein Unbekannter, Bücherregale verkaufen würde. Diese Bücherregale sind dann natürlich so abgepasst, das nur Pixi-Bücher darein passen würden, wobei diese Bücherregale so billig sind, das jeder zuschnappt und anschließend die Wohnung voller Bücherregale stehen hat, in die nur Pixi-Bücher reinpassen. Jetzt sichert sich Carlsen noch das Patent auf das Format für Printprodukte von 5*5cm und können somit als einziger im Pixi-Buchformat ihre Bücher herausbringen... und du als Käufer des Pixi-Buch-Regals kaufst jetzt nur noch Pixi-Bücher, weil bei dir nichts anderes ins Bücherregal past.)
Ja: Dieses Bild klingt absurd. Ja: Genau dieses Bild stellt letzten Endes der Kindle da. Nur das der Kindle die Sacher schlimmer macht: Anders als die Pixi-Bücher, kann ich die azw-Dateien nämlich nicht in ein "normales" Bücherregal stellen.

Das ist insofern Fragwürdig, weil die Welt außerhalb des Amazon-Tellerrands ein anderes Format nutzt. Das epub.

AZW/Mobi vs. Epub: Ein technischer Witz.

Was genau diese ganze Geschichte so "witzig" macht, ist dabei aber folgendes: Lies, Damned Lies, and Ebooks. Dieser Blogartikel ist jetzt schon eine ganze Weile her. Aber: Soviel kann sich seit damals nicht an der ganzen Geschichte geändert haben. (Ich verfolge den technischen Wandel nicht im Detail, aber da ebooks von Heute immer noch auf älteren Ebook-Readern laufen, die vor ein paar Jahren erworben wurden, bleibt die Grundlage folglicherweise immer noch die Gleiche.)
Das bittere bei dieser Geschichte ist folgendes: XHTML ist ein offener Standart, welcher so ziemlich jeder Website mehr oder weniger zugrunde liegt. Ein ebook-Reader währe demnach ein extremst von den Möglichkeiten her eingeschränkter Webbrowser, der über ein gesonderes Eingabeinterface-Verfügt, das einem Zugriff auf die CSS-Stylesheets gewährt. (CSS ist jenseits von XHTML eine besondere Weitere Meta-Sprache. Der Unterschied ist dabei folgender: XHTML stellt in seinen Grundlagen den Inhalt und den groben Aufbau einer Website her. CSS aber liefert so etwas wie ein nebenverzeichnis, in dem die Einstellungen bezüglich Textgröße und Schriftart abgespeichert werden. Ich weiß selbst, dass das eine sehr grobe darstellung ist, aber es geht mir dabei nur um die Möglichkeit, das Ganze hier vorstellbar zu erklären.)
Jetzt kommt der Witz: In seinem Grundgerüst ist ein ebook also nichts weiter als eine Website. Diese Website bekommt mit dem Format (sei es jetzt AZW/Mobi oder epub) aber einen Rahmen, in dem die DRM-Lösung eingebettet wird.
Ein ebook-Reader ist also nichts weiter als ein schlechter Tablet-Computer mit unglaublich wenig Apps. Im Grunde genommen ist die einzige App, die auf dem ebookreader installiert ist demzufolge ein Webbrowser, der den Standarts der kommunistischen Partei Chinas genügt, was Datenzugänglichkeit anbelangt.
Hinzu kommt dann noch die Problematik, welche sich hinter dem Lizenz-System von ebooks verbirgt: Im Grunde genommen kaufen wir nämlich nicht die Dateien selbst. Faktisch funktionieren ebooks eher nach dem Konzept von Leih-Bibliotheken: Durch die Abgabe eines bestimmten Preises erwerben wir das Privileg den Text einer ebook-Datei zu Hause lesen zu dürfen.

Streng betrachtet sind ebooks demnach, solange es die Regeln des DRM betrifft, also keinerlei Eigentums-Behafteten Dinge, wie es mit den Artefakten der Druckerzeugnisse der Fall ist. (Und das von dieser Logik bereits mehrfach exzessiv Gebrauch gemacht wurde zeigt eine kurze Suche via Suchmaschine.)

Und genau an eben dieser Stelle beginnt die Gesamte ebook-Problematik mit den billigen Readern vom großen Insel-Produzenten zum Problem zu werden: Wer den Kindle kauft, muss sich von Anfang an bewusst sein, dass er sich an den Amerikaner bindet. (Und dabei eigentlich nur Nachteile einfährt. Wie bereits geschrieben: Unsere Leihbibs setzen aufs epub-Format.)

Lösungsgedanken aus der Misere

Und genau hier bewegen wir uns gerade in dem Problembereich, der die ganze Situation aus meiner Perspektive zumindest so ungeheuer spannend macht.

Rein von der Rechtslage her bewegen wir uns hier nämlich in einer wiedersprüchlichen Problemfeld: Aus analogen Zeiten existiert nämlich für Medien aller Art das Recht auf die so genannte "Privatkopie" für den Hausgebrauch. (Ich habe eine Schallplatte und mache mir davon eine Kopie aus Musik-Kassette fürs Auto oder den Walkman... ja, ich in ein Kind der 80er Jahre und weiß von welchen Geräten ich da schreibe.) Zeitgleich existieren aber Paragraphen, welche es einem Versagen, digitale Schutzmechanismen zu umgehen. (Eine CD wird aufgrund eines Kopierschutzen von meinem Diskman nicht erkannt. Tja: Eigentlich könnte ich eine Kopie davon brennen, aber da auf der CD eben ein Kopierschutz ist, darf ich das rein von der Gesetzeslage her nicht.) Ihr seht also das Problem: Eine Migration von einem Kindle hin zu irgendeinem epub-Reader ist also nicht so wirklich einfach möglich.

Zugegeben: In einer Welt, wo wir ohnehin mit Belletristik zugemüllt werden wäre eine Mögliche, durchaus schlüssige und vor allen Dinge legitime Behauptung, dass man die erworbenen Lizenzen eh nur einmal liest und danach eher virtuellen Speicherplatz "zustauben" lässt. Von daher wäre der Bruch nicht so schlimm, wenn man einfach so im Falle eines Ebook-Reader-Formatwechsels die bisherigen Bücher ohne mit der Wimper zu zucken hinter sich lässt. Zumal man die wirklich bedeutenden und wichtigen Lieblingsbücher eh als feste Kopien erwerben könnte. (Demnach wären ebook-Lizenzen einfach nur extrem wertlose und unbedeutende Daten an Informationsanballungen.)
Aber: Ich bin ein "Mensch meiner Zeit" (was auch immer man jetzt hinter dieser Phrase für sich selbst festmacht.) Das Problem ist halt, dass ich einiges an einen hochmodernen, beschleunigten Lebensstil anpassen muss, ob ich das jetzt will oder nicht. (Ich nutze das Internet, ich bin hochmobil, soweit es die öffentlichen Verkehrsmittel zulassen. Und: Ich brauche häufig "leichtes Gepäck", um mich bei bestimmten Aktionen nicht zu überheben.) Wenn ich ein Buch also nochmal lesen möchte, heißt das für mich zwangsweise also auch, dass ich es in digitaler Form besitzen muss, weil es "für draußen" einfacher ist, eine Handbibliothek dabei zu haben, um im schlimmsten Fall wärend der Fahrt einfach aus einer Laune heraus ein anderes Buch "aufzuschlagen", dass gerade besser zur momentanen Laune passt. Außerdem arbeite ich Zeitweise gerne mit Zitaten. Das führt dazu, dass ich aus meinem Fundus an ebooks zuweilen einfach ein bestimmte Textzeile raussuche und kopiere, um sie im angemessenem Ramen zu verwenden.

Jetzt ist es natürlich nicht so, dass die ganze Welt sich gegen uns Bücherliebhaber verschworen hat: Zum einen ist nicht jedes Buch DRM-Verseucht, wodurch solche kleinen und feinen Open Source-Projekte wie Calibre überhaupt erst eine Existenzgrundlage haben. Die Idee hinter Calibre ist von den Möglichkeiten her eigentlich ziemlich einfach: Calibre ist eine Verwaltungssoftware, die darüber hinaus auch noch die Möglichkeit hat, Formate umzuwandeln. (Das heißt, eine DRM-freie Mobi-Datei kann in eine DRM-freie epub-Datei umgewandelt werden und umgekehrt. Das ist alles rechtlich unbedenklich.)

Kurios und Grauzonenlastig wird es in dem Moment, wo man natürlich das Konzept der Privatkopie für sich nutzen will.

So hat der Österreicher Peter Purgathofer auf analogem Weg und als Protest gegen Amazon ein Verfahren entwickelt, was den Kindle mit Hilfe einer Mindstorm-Konstruktion abfotografiert und in reine Textdateien umwandelt. (Auf diesem Prinzip funktioniert letzten Endes auch die Rechtslage, mit der wir Fotokopien von Buchseiten in Bibliotheken machen dürfen... oder Fotografien, falls die Bücher zu alt und anfällig sind, um auf den Kopierer gelegt zu werden.) Das wäre vermutlich noch die Rechtlich abgesicherteste Methode, die man sich denken kann.

Zur Grauzone im rechtlichen Bereich kommen wir in dem Moment, wo wir uns unser analoges Bücherregal zu Hause ansehen und dann im Internet gezielt nach Kopien der entsprechenden Titel in digitaler Form suchen, die dort unrechtmäßiger Weise zur Verfügung gestellt werden. Diese Verwendung der "Leeter"-Szene könnte unter Umständen noch vor Gericht milde betrachtet werden. (Wohl gemerkt: Könnte, nicht wird. Da ich kein Jurist bin stelle ich hier auch nur Binsen-Weisheiten auf rein theoretischer Ebene an.)

Wer jetzt allerdings nach dem Prinzip lebt, dass kein Kläger auch kein Richter bedeutet, hat natürlich auf einer anderen Ebene - rein theoretisch natürlich gesprochen - die Möglichkeit direkt auf die DRM-geschützten Dateien zurückzugreifen und den DRM-Schutz zu knacken. (Man könnte mit einer kurzen Google suche, theoretisch Gesprochen, über eine Calibre-Erweiterung stolpern. Und wenn man diese, theoretisch gesprochen, einsetzt, würde das die Möglichkeit eröffnen, mit Hilfe des eigenen Heimcomputers, unter Rückgriff auf entsprechende Programme von Amazon oder Adobe, den Kopierschutz von den immerhin käuflich erworbenen Dateien zu entfernen und sie auf diesem Weg für eine Umwandlung in das jeweils andere Format der "großen Zwei" vorzubereiten.
Aber da das nunmal leider Rechtlich überhaupt nicht erlaubt ist, muss man bei dieser Lösung auf dem reinen Pfad des Gedankenspiels bleiben.

Und dabei habe ich das zentralste Problem in diesem epub/AZW-Gekröse noch nicht mal angesprochen, obwohl es egal ob Amazon oder epub immer mit schwingt: Durch das DRM-Verschlüsselungsverfahren ist man immer an das Wohlergehen bestimmter Firmen gebunden: Bei AZW ist es Amazon, im Falle von den epub-Büchern ist es Adobe. (Die Funktionalität der "hart" DRM-Verschlüsselten epub-Bücher ist nämlich direkt mit dem Program der "Digital Edition" verbunden.) Und genau das verändert auf sehr radikale Weise auch den Umgang mit Büchern jenseits der Veränderungen des Verlagswesens: Wenn ein Buch, dass wir eigentlich als Printauflage auch nach dem "Sterben" des entsprechenden Verlages theoretisch noch bekommen könnten, nur in einem digitalen Format noch existiert - und ja: Ich in jemand der derzeit auch mit solchen Problemen erfahrungen macht - so ist dieses verloren, sobald die entsprechenden Festplatten mit Kopien den Dienst einstellen, weil die rechteverwaltende Software nicht länger gepflegt wird. (Oder werden kann.)

Im Grunde genommen ist das ganze Problem hier jenseits sämtlicher Ästhetik auf kultureller Ebene noch lange nicht zu Ende durchdacht worden.

Montag, 14. Juli 2014

Rezension: Joe Haldeman: Camouflage

Cover: Joe Haldeman
Camouflage
Verlag: Mantikore Verlag
Und nochmal werfe ich einen Blick auf einen Roman von Haldeman, der hierzulande vom Mantikore-Verlag veröffentlicht wurde. Diesmal „Camouflage“ von 2012. Und bevor jemand fragt: Die Geschichte hier zusammenzufassen wird ein wenig wirr werden. Aber warum?

Wie der Klappentext einem Aufklärt geht es um zwei Außerirdische Wesen – den Wechselbalg und das Chamäleon – die beide seid Millionen von Jahren auf unserem Planeten herumstreifen und sich dabei unterschiedlicher Strategien bedienten, um zu überleben.
Der Protagonist dieser Geschichte, der Wechselbalg bediente sich dabei stets des Weges der Anpassung, indem er die ihm zugänglichen Lebewesen bis ins letzte Detail nachahmte und auf diesem Weg erfahrungen in sein Wesen einfließen lies, die ihm Einblicke in alle Möglichen Gegebenheiten der sich um ihn veränderten Umwelt gab.
Als Antagonist steht das Chamäleon, welcher in kriegerischer Weise die Menschheit immer dort verfolgte, wo es durch gewaltätige, kriegerische Konflikte Möglichkeiten gab, größtmögliches Leid in Form von Gewallt zu verursachen. Beide Wesen sind unverwundbar, beide sind aufgrund ihrer jeweils einmaligen Art – für unseren Planeten gesehen – unsterblich. Und der zentrale Faktor bei der Geschichte ist, dass sie beide keinerlei Erinnerungen an ihre Herkunft haben. Aber sie wissen auch nichts voneinander. Bis schließlich im Jahr 2020 der Meeresbiologe Russel Sutton den Auftrag erhält ein Artefakt außerirdischer Herkunft vom Meeresgrund zu bergen. Durch dieses Projekt wird eine Kette von Ereignissen ausgelöst, die zwangsweise ein Zusammentreffen dieser beiden stummen Beobachter unserer Welt auslösen wird. Und der Folge daraus, dass Einer dem Anderen nach dem Leben trachtet.

Das mag jetzt vielleicht alles sehr einfach klingen und als würde es sich dabei um einen unglaubliches Aktion-Spekatakel im Sinne eines Pradator vs. Aliens und Consorten drehen. Aber genau das ist nicht der Fall. Stattdessen geht es viel mehr um das alltägliche Leben im Tauziehen um Kompetenzen und willkürlichen Besitzansprüchen einer modernen Welt, wie sie moderne Großnationen gerne für sich beanspruchen oder auch nicht beanspruchen wollen. (Aktuell sind wir da ja ein wenig seltsam vorbelastet, was die politische Riege angeht.)
Der Punkt, der diese Geschichte der Assoziation nach zur Science Fiktion macht, sind die beiden Aliens und ihr jahrtausendelages Wirken auf dem blauen Planeten Erde. Und da beginnt ein wenig, auf sehr seltsame Art nämlich, die Geschichte ihren Schwerpunkt mit einem Mal zu verlieren und zu wandeln. Denn im Grunde geht es bei dieser Erzählung eher um eine Geschichte des Verlusts der naiven Unschuld und des Wachsens über die eigenen Grenzen hinaus. Es wird dargestellt, wie man Erfahrungen sammelt und wie man am Ende aus allen diesen Erfahrungen in letzter Konsequenz zu einem Individuum wird, das für Sich und Andere Verantwortung übernehmen muss und gerade für das eigene Handeln gerade steht. Im aglikanischen Sprachraum existiert der Begriff „Coming of Age“ für eine Literaturgattung, in der es sich um jugendliche Charaktere innerhalb der Geschichten dreht, die ihre persönlichen Konflikte meistern müssen, und dabei heranwachsen und als Personen reifen. Und in gewisser Weise spielt das Wirken des Wechselbalges tatsächlich wie das Spiel mit der Frage, ob es einen Moment im „Leben“ von einem ewigen Wesen gibt, wo dieses genau diesen zentralen Konflikt des Überganges durchleiden muss. (Und vor allen Dingen: Wie dieser Übergang aussehen mag. Das hierbei dann natürlich mal wieder Menschen eine sehr zentrale Rollen spielen, ist zwar geradezu antropozentrisches Egomaniedenken, aber vermutlich unter den geschaffenen Bedingungen nicht anders zu bewerkstelligen.) Das geht soweit, dass am Ende auch noch bestimmte Geschlechtsstereotipe benutzt werden, wie dem kriegerischen Männlichen und dem emotionalen Weiblichen. Ob man das jetzt als gut oder schlecht wertet, bleibt letzten Endes jedem überlassen.

Fazit

Man hat sicherlich in meinen Ausführungen bis hierhin bemerkt, dass ich mich mit dem Buch sehr schwer tue, was eine finale Beurteilung anbelangt. Das Problem dabei ist, dass ich es schwierig finde, genau festzumachen, welche speziellen Konventionen hier anzuwenden sind, um ein abschließende Urteil zu treffen. Prinzipiell ist die Geschichte nämlich aufgrunde ihrer fantastischen Elemente, welche sich in den ziemlichen einzigartigen Fertigkeiten von Wechselbalg und Chameleon finden und den daraus entspringenden, seltsamen Erfahrungshorizonten, die diese in ihrem finalen Prinzipien durchlaufen, ist das deutlich tragendere Element nämlich eine direkte Frage nach den Prinzipien von Identität, die hier zum alles verbindenden Thema werden, aus denen der Rest entspringt, der oben von mir geäußert wurde. Haldeman betreibt hier eine ziemlich feine Klaviatur, in der er eventuell den Hintergedanken betreibt, ob und inwiefern bestimmte Themen auch in anderen, als den „normalen“ Genres betrieben werden können. (Wir erinnern uns: Dem kompletten phantastischem Genre haftet immer noch ein gewisser Makel an, dass diese Form Geschichten zu erzählen doch Maximal billige, schlechte und Aussagelose Trivialliteratur hervorbringt, die keinen weiteren Gedanken Wert sein solle, außer dem offentsichtlich äußeren Erscheinungsbild. (Das, was Andy Warhol über die Popart ausgesagt hatte und dass Heutzutage dann so umgedeutet wird, dass nur noch die figurative Darstellungsform als Figuration in irgendeiner Weise von Bedeutung sei.)
Betrachten wir Camouflage unter diesen Bedingungen als Experiment, ist die Geschichte zwar immer noch in gewisser Weise leicht Enttäuschend und/oder verwirrend, bekommt aber ein paar schönere Aspekte, die durchaus zu würdigen sind. Insofern spreche ich zwar keine Empfelung für diesen speziellen Roman aus, behaupte aber auch nicht, dass sie in irgendeiner Weise misslungen sei.

Sonntag, 13. Juli 2014

Hangout mit mir: Vampire the Requiem in Marburg

Wenn sich vier Kerle um 23 Uhr im Internet auf Youtube treffen, um dort eine Runde Vampire zu spielen kann dabei ja nur eine übernächtigte Partie Sternstunden der Youtubeunterhaltung rumkommen, oder?

Naja, wie man auch immer das Ganze betrachten mag. Diesmal frohr meine Internetverbindung unter der SLschaft des "Goldenen Kamels" ein und MaxMonster sowie AnguyX waren meine Mitspieler. Derzeit suchen wir noch im Hintergrund nach einem Termin fürs nächste Mal, aber wir suchen einfach mal weiter. ^^


Montag, 7. Juli 2014

Rezension: Itras By

Cover: Itras By
Verlag: Vagrant Workshop
Ich sitze hier gerade vor einem dieser Rollenspiele, die man von der Idee her unglaublich intensiv schätzt... und wo man sich auf der anderen Seite jede Sekunde fragt, wie man den Kram einer anderen Person nur verständlich erklären soll. Itras by ist ein ursprünglich Norwegisches Rollenspiel von Ole Peder Glaever und Martin Bull Gudmudsen, das es in unseren Sprachraum dadurch geschafft hat, das die Jungs von Vagrant Workshop sich daran gemacht haben, das ganze bis jetzt in Englische zu übertragen. Dadurch, dass derzeit beinahe alle Vagrant Sachen (bis auf zwei ausnahmen) als Print on Demand Option angeboten werden hat man dabei noch die freie Auswahl, ob man das 226 Seiten umfassende Grundregelwerk als Hardcover oder Paperback gedruckt bekommen möchte. Und bevor hier irgendjemand auf dumme Ideen kommt: Ja: es ist Print on Demand. Nein: Das Ganze, was man dabei am Ende in Händen hält sieht nicht so aus, als wäre es von einem Copyshop um die Ecke gebunden worden. (Ihr wisst schon, was ich meine.)
Es ist ein gottverdammtes Buch, wie man es auch im regulären Laden erwartet.

Also, was ist Itras By denn nu? Im Grude genommen könnte man das Setting am ehesten in den Bereich der Urban Fantasy packen, aber: Die Grundlegende Inspirationsquelle sind dabei die 1920er Jahre in Kombination mit den Konzepten der Kunstgattung des Surrealismus und ganz viele Ideen, die irgendwo aus der Richtung eines China Mievilles stammen. (Wer Ideen bräuchte, sollte nochmal einen Blick in das Buch UnLunDun werfen. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang.)
Dementsprechend beschreibt das Buch auf den ersten 80 Seiten auch nur im groben das Setting von Itras By, inklusive besonderer Persönlichkeiten und einem groben, zeitlichen Verlauf, was passiert ist, seit die Göttin Itras ihre Stadt vor ihrem verschwinden erschaffen hatte.
Und letzten Endes kann man Sagen: Hier gibt es alles. Seien es Gentlemens Clubs, welche in ihrer Freizeit in historischen Kostümen unterirdische Hölensysteme untersuchen. Oder Kriminalisten, welche Raubmorde untersuchen, deren Beute die Alpträume des Opfers waren, die auf dem Schwarzmarkt einen hohen Preis erzielen. (Oder ihr denkt euch selbst etwas aus. Hier sind genügend Möglichkeiten.)

Das System ist dabei sehr stark auf Assoziativität ausgelegt. Der Mechanismus besteht nämlich aus zwei Kartensätzen. Es existieren 8 sogenannte „Resolution Cards“, welche das ganze Spiel über immer wieder an bestimmten Stellen gezogen werden müssen, an denen es auf etwas ankommt und die entscheidende Stelle keinen klaren Ausgang zulässt. (Da Itras by sich aber als Erzählspiel definiert, handelt es sich hier nicht um konkrete werte, sondern um abstrakte Antworten auf die Frage „Gelingt mir das“, welche aber offen genug sind, um anschließend aus der gezogenen Karte heraus noch unerwartete Ergänzungen zur Szene hinzufügen zu müssen. (Wer das Buch „Improspiel“ von Graham Walmsley kennt: Im Grunde genommen ist dieser Kartenmechanismus auf das Konzept des „Ja, aber ...“ ausgelegt. Die meisten Karten sind darauf ausgelegt, dass kein eindeutiges Ergebnis direkt erzielt wird. Sprich, es gelingt nicht ausschließlich auf jeden Fall oder Mislingt auf jeden Fall. Stattdessen kann es so aussehen, dass man eine Kare mit „Yed, but ...“-Aufschrift zieht, während man in einer Höhle einen Spalt im Erdboden überspringen muss. Das heißt dann, das man zwar auf der anderen Seite ankommt, dafür dann aber gerade die Leine, welche man auf der anderen Seite für die restlichen Begleiter festspannen sollte, einem in den Abgrund gefallen ist... oder die Höhle stürzt ein.)
Dann gibt es jenseits dieser Resolution-Cards noch s.g. „Chance-Cards“, welche das Spiel zusätzlich ergänzen. Eine Chance Card wird etwa einmal am Anfang einer Spielsitzung gezogen – oder wann es jeweils passt – und die Beschriftung der Chance Card gibt ein zusätzliches Thema für den Charakter des entsprechenden Spielers, was er in den Verlauf des Abends mit einweben soll. (Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass diese Karten hinten im Grundregelwerk zum rauskopieren bereitliegen. Aber: Da DriveThru seid neuestem auch mit einem Kartendrucker kooperiert, gibt es auch ein zusätzliches Angebot, die Karten im PoD-Verfahren als Spielkarten in die Hand zu bekommen.)
Zur Charaktererstellung: Das ist ein wenig komplizierter, weil man die Charaktererschaffung als nonlineares Wischi-Waschi-Moment begreifen kann. Anstelle von Werten existieren nämlich bestimmte Fragen, die man sich stellen muss:
Und zwar läuft es auf 8 Punkte hinaus, die Beantwortet werden müssen: Idea, Background, Dramatic qualities, Personality, Intrigue Magnets, Supporting characters, The other characters und Other Details.
Also werden hier aus der Gruppe, bei der Charaktererschaffung heraus eher in Stichpunkten und Prosa festgelegt, was man spielt, was den jeweiligen Charakter interessant macht und wie die Verzahnung zu den anderen Spielfiguren ausmacht. Nonlinear ist das deswegen, weil man dabei ständig zwischen den Punkten hin und her springen kann, und auch vereinzelte Bereiche noch ein zweites Mal rückwirkend überarbeitet, weil einem neue Ideen bei einem anderem Punkt gekommen sind. Ja, das kann bedeuten, dass auf diesem Weg ganze Romane entstehen. Von daher wird hierbei eine gewisse Selbstdisziplin von den Spielern verlangt, dass sie eben nicht ihren Beitrag zum nächsten Kurzgeschichtenwettbewerb auf tausend Seiten produzieren. (Und um die Runde nicht vollständig im dunkeln zu lassen, werden natürlich auch ein paar Beispielpersonen präsentiert, an derem Aufbau man sich orientieren kann.)
Den Abschluss bilden dann Hilfestellungen, die eigentlich ausschließlich für den SL von Interesse sind. In diesen Abschnitten wird nämlich erklärt, was man wie in Itras by an Abenteurkonzepten umsetzen könnte. Und natürlich eine abschließende Erklärung, wie die Ideen des Surrealismus in diese Spiel eingeflossen sind.

Das Ganze wird durch Illustrationen abgerundet, die aus den Federn von Kathy Schad und Thore Hansen stammen, sich leicht an altmodischem Dreifarbdurck orientieren und irgendwo zwischen altmodischen Karikaturen und unbewussten Skizzen stilistisch Rangieren. Das ist übrigens eine positive Wertung, weil diese Illustrationen sehr schlüssig und in sich Stimmig zum gesamten Thema des Spieles eingebunden sind.

Fazit

Wie ich Anfangs sagte: Es ist schwierig ein vernünftiges Bild von Itras by zu übermitteln. Fest steht, dass das Setting sehr interessant ist, aber von allen Spielern eine gewisse Bereitschaft voraussetzt, sich auf phantastische Elemente weit jenseits des Gewohnten einzulassen. Das dazu dann auch noch das extrem eigenwillige Konzept freien Assoziierens durch ein aufgebohrtes „Arkana“-System hinzukommt, macht die Geschichte auch nicht unbedingt einfacher. (Zumindest wenn man einige Äußerungen aus dem Netz bezüglich des deutschen Primus im Arkana-Bereich, Engel, sich so ansieht. Natürlich sollte man das hier nicht so verstehen, dass die Karten von Itras by eine Kopie des Arkana-Systems von Feder & Schwert/Uhrwerk-Verlag sei. Das Ganze ist doch sehr weit auseinander von dem Konzept mit den Engels-Tarot-Karten. Aber insgesamt doch nah genug dran, damit sich jeder bei der Äußerung „Arkana-Karten“ etwas darunter vorstellen kann.
Das macht die Sache alles in allem schwierig.
Aber: Wer die Vorbilder kennt und sich mit seinen eigenen, möglichst durchgeknallten Ideen auf diesen Bereich einlassen kann und nach entsprechenden Gegenbenheiten sucht, mal eine etwas andere Stadt zu beschäftigen, als die Metropolen der Gegenwart oder die Dörfer der mittelalterlich assoziierten Fantasy, wird gerade hier eine unverbrauchte Leinwand vorfinden, die sehr viel verspricht. Alles in allem ist das hier also gerade ein Spiel, um Geschichten zu erzählen.
Und es ist genau dieser Umstand, der es allen ermöglicht, sich einmal experimenteller auszutoben. Und weil Norwegisch nunmal nicht unbedingt „die Sprache für den Hausgebrauch“ ist, bekommt man auf diesem Weg einmal einen Einblick, wie unsere europäischen Nachbarn sich an das Thema Rollenspiel annähern. Und das macht ebenfalls Neugierig, auf diesem Weg einmal aus dem schwerpunktmäßig amerikanisch dominierten Markt auszubrechen.
Alles in allem also ein sehr brauchbares Spiel aus der Indy-Ecke, das nicht sofort dem Forge-Gedanken entspringt.