Montag, 20. Juli 2015

Überlegungen zu Dämonen fürs Rollenspiel


Who told you about cause and effect
Who told you about a heart that can forget
Who told you about fortune and fame
Who told you that the evil has got no name

The 69 Eyes „Devils“


Wer meine Rezensionen im Pathfinder-Bereich drüben auf neue Abenteuer gelesen hat weiß, dass ich mich ein wenig mehr in dem Bereich in letzter Zeit mit den einzelnen Bereichen von Teufel und Dämonen beschäftigt habe. (Auch wenn der Pathfinder-Kosmos sehr stark von der landläufigen Vorstellung abweicht, was Dämonen und/oder Daimonen sein sollen.) Und mir wird es in diesem Artikel auch nicht um den Pathfinder-Einschlag gehen, den ich ja habe. Im Grunde arbeite ich jetzt eher streng assoziativ meine Gedanken ab, um für das Juli-Thema des Karnevals des Rollenspielblogs einen Beitrag einzureichen.

Fangen wir also einfach einmal an. Was sind die ersten Dinge, die mir einfallen, wenn ich über das Thema Dämonen nachdenke. Klar, die christliche Hölle mit ihren Bewohnern, sowie die Tatsache, dass „der Teufel“ entweder sehr viele Namen besitzt, oder aber – was mir vor Jahren mal ein Lexikon über Teufelsmythologien nahegelegt hatte und was ich letzten Endes für einen überzeugenderen Ansatz finde – das es nicht „den Teufel“ gibt, sondern Luzifer, Satan, Baphomet, Belzebub, Asmodis, Maephisto, Baal und weiß der Geier was noch an Namen da draußen existiert jeweils einzelne Individuen mit unterschiedlichen, aber relativ nahe beinanderliegenden Zielen sind.

Dann wäre dort natürlich der Berühmte faustische Deal, der am bekanntesten zwar von Goethe inzeniert wurde, letzten Endes aber schon davor in der europäischen Literatur bekannt war.

Und dann natürlich letzten Endes in der Popkultur die Tatsache, dass die beiden Filmreihen Hellraiser und Wishmaster aufzeigen, dass das Wirken von Dämonen eigentlich nur in eine Richtung verlaufen kann: Ins Chaos.

Warum verfallen Menschen dann trotzdem den Versprechungen von Dämonen, obwohl derartige Vorwarnungen en Mass existieren? Dafür gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Das christliche Urmotiv dabei ist natürlich immer die Voraussetzung: Wir haben einen freien Willen.
Der zweite Schritt in dieser Überlegung entspringt dann schon eher dem satanistischen Gedankengut, wie es Gruppe, die ähnlich der „Church of Satan“ funktionieren zugeschrieben wird: Wir sind für unser leben selbst verantwortlich und sind damit auch verpflichtet, alles zu unternehmen, um dieses zu einem gelingen zu führen. Explizit ist an diesem Satz noch nicht viel schlimmes dran. Das Problem dabei ist, dass dabei immer der implizierte Hunger nach noch mehr verstanden wird. (Warum das immer als Problem zu verstehen ist, würde hier letzten Endes des Artikel sprengen, aber falls jemand sich entsprechend interessiert, sollte er nach dem Begriff der „Lebenskunst“, wie er in der aktuellen lebensphilosophischen Debatte verstanden wird, suchen.)

Und das ist dann der Bereich, an dem Dämonen am Ende immer den Hebel bei Menschen ansetzen können: Bei den Begierden, welche schon zu lange in einem unterdrückt schlummern. (Um es Bildhafter vorzustellen: Im Film „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“, der auf dem gleichnahmigen Roman von Ray Bradbury basiert, gibt es eine Szene, in der der Direktor des Jahrmarktes dem Vater des Protagonisten das Angebot macht wieder Jung zu werden, während er in einem Buch liest. Es fängt mit einem sehr niedrigem Alter an und schlagartig erhöt der Direktor dieses Alter, limitiert also sein Angebot und reist dabei Seite für Seite aus dem entsprechendem Buch heraus. Es verfliegen auf diesem Weg Jahre an möglichen Erinnerungen quasi Bildhaft... ich bin mir selbst nicht mehr ganz sicher, ob zusätzlich auch noch ein visueller Effekt im Spiel war. Der Vater bleibt in dieser Szene zwar standhaft, aber man sieht nur all zu gut, wie er mit jeder einzelnen, herausgerissenen Seite innerlich immer mehr zerbricht.) Es ist Quasi dieses Wechselspiel aus vermeintlicher Wunscherfüllung und „wir wollen nur etwas von dir, dass du sowieso nicht mehr nach deinem Ableben brauchst: Deine Seele.“, dass den faustischen Deal zu so einem interessanten Konstrukt macht. Aber das ist letzten Endes dann auch der Punkt bei der Sache: Das Bild von unzähligen, mächtigen Heerscharen an Dämonen, welche als Armeen ausgebildeter Kämpfer existieren, passt irgendwie nicht so wirklich in mein Bild von Dämonen, wie sie funktionieren. (Ebenso wenig wie bestialische Dämonen, welche als Rudel wie wilde Tiere jagen und agieren.)
Auch wenn ich jetzt den Adventure-Path „Zorn der Gerechten“ durchaus zu würdigen weiß, er macht eher auf ein Problem aufmerksam, als das er vollständig bis ins letzte Funktionieren würde: Es kommen einfach zu viele Dämonen in ihm vor.

Von daher käme für mich jetzt als Schlußwort, um den Bogen von meinen bis hierhin dann doch recht allgemeinen Überlegungen wieder konkret zum Rollenspiel zurückzuführen eigentlich eine Feststellung übrig: Dämonen können etwas interessantes fürs Rollenspiel sein. Nur halt nicht in großen Mengen zusammengerottet.
Technisch müsste man für den Einsatz von Dämonen in den eigenen Abenteuern/Kampagnen also zwei Wege gehen: Manche SLs haben so etwas wie einen Fragebogen, in dem es um die Perönlichkeit des Charakters geht. Eventuell sollte der Spielleiter gerade bei diesen Dingen zusätzliche Fragen um Herzenswünsche, charakterliche Schwächen und tiefersitzende Grolle stellen. Hebelpunkte, mit denen man arbeiten kann.
Aber: Das allein wird es nicht bringen.

Viel mehr sollte man gerade den Einsatz des Dämonen limitieren. Egal wie episch und heldenhaft sich die entsprechenden Storys auch anfühlen mögen: Dämonen sind nicht die Massenschlachtplatte an Bauernopfer. Sie funktinieren am besten als einzelne, gut ausformulierte Individuen, die im Hintergrund wirken und Kontrolle über Legionen an Verführten ausüben, deren Seelen schon lange ihnen gehören. Das kann dann zwar auch bedeuten, dass entsprechende Wesenheiten eventuell gegeneinander agieren, aber: Selbst dann nutzen sie eher Stellvertreter, über die sie die Kontrolle ausüben. Der Dämon ist eher der Hauptwidersacher, als ein Widersacher von vielen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen