Montag, 28. Dezember 2015

Von ebay, von (Geld-)Werten, von zu hohen Erwartungen und vom Rest der Welt. Der Fehler der Sammlerpreisspekulation.

Ich bin ja jetzt nicht (mehr) unbedingt die am häufigsten streitende Person, online. Aber manchmal kommt es dann doch hin und wieder vor, dass ich mich immer noch mit der einen oder anderen Person in die Haare bekomme. (Problematisch wird sowas immer dann, wenn die entsprechende Person einen Austausch von Argumenten gleich als einen persönlichen Angriff zu werten scheint, aber sei es drum.

Ich werde für diese Ausführung keine Namen nennen. (Die Leute, die die Sache verfolgt haben, werden wissen über wen ich spreche, für alle anderen ist es eher Nebensächlich.)

Auslöser für diesen Artikel war einer der Zahlreichen Threads in Foren rund um das Thema „wie viel kann ich bei ebay dafür minimum Verlangen?“. Der Threadersteller hatte zu einem entsprechenden Zeitpunkt eine Auktion online erstellt und dabei einen verhältnismäßig niedrigen Ertrag aus der Auktion gezogen. Was aber von andere Stelle direkt als „unter Wert verkaufen“ kommentiert wurde. Und genau diese Ansicht ist dann doch ein wenig Problematisch, weil das Endergebnis von solchen Auktionen eher anders zu interpretieren sein sollte.

Zuallererst einmal muss ich dabei hier vermutlich erwähnen, dass ich in diesem Artikel ausschließlich über den Geldwert rede, weshalb vermutlich auch eher der Begriff des Preises im weiteren verlauf dieses Artikels häufiger auftauchen wird. Das Problem bei der gesammten Geschichte ist nämlich, dass Geld als abstraktes, an sich erstmal wertloses Medium nur eine bedingte Aussage zu irgendwas machen kann. (Um genau zu sein ist Geld lediglich ein mittelbarer Tauschgegenstand, der den Arbeitsaufwand entgegenwirken soll. Dass das an sich auch wieder ein problematisches Feld ist, kann man recht schnell erfahren, wenn man sich über die derzeitigen Fehler in der Schulbuchlehre der Wirtschaftswissenschaften ein wenig auseinandersetzt, aber das sei hier nur am Rande erwähnt, dass der „homo oeconomicus“ zusammen mit rational agierenden Banken eher in den Märchenbüchern der Gebrüder Grimm Sinn macht. Und zumindest die Banken auch nur als Hexe, die man in den brennenden Ofen schuppst.) Aber das hier soll kein Rant über die fehlerhaften Theorien unseres Wirtschaftssystems sein.

Vielmehr geht es doch um die Frage, wie man ebay-Ergebnisse zu bewerten hat? Zuerst muss man dabei wohl die Frage stellen, woher solche Erwartungshaltung, die eher deutlich höher sind, in erster Linie kommen. Wir reden hier immerhin von SecondHand-Produkten.
Zum einen ist da natürlich der übliche Fehler, das einige Leute der Ansicht sind, dass hier ihre jeweilige Vorstellung ins Gewicht fallen müsste, das auch ideelle Werte in irgendeiner Form in einen Geldwert übertragbar sein müssten. Und letzten Endes ist genau das das Problem: Der ideelle Wert bezieht sich auf private Erinnerungen. Freudige Momente, die man erlebt hat, und für die entsprechende Gegenstände einen gewissen, symbolischen Moment bekommen haben. Das Problem ist nur: Man verkauft letzten Endes den Gegenstand als Artefakt ohne solche Geschichten an jemanden, der die eigenen Erinnerungen nicht Aufrufen kann. Insofern ist gerade dieses Konzept vollkommen displaziert in einer solchen Diskussion. Und auch wenn es die meisten Leute mit einer solchen Erwartungshaltung vermutlich nicht zugeben wollen: Am Ende ist es natürlich genau das, was die größten Enttäuschungen in dem Bereich wachruft.

Der zweite Punkt in dieser Erwartungshaltung ist ein Mischmasch, in den verschiedene Phänomene zusammenfallen.
Zum einen wäre da der Sammlermarkt, gerade der Comic-Sammlermarkt während der '90er. Damals sind sehr viele Hefte mit einem Mal von einem unglaublicher Wertsteigerung betroffen gewesen. (Die eine künstliche Blase war.) Was jetzt genau die entsprechende Blase zum Platzen gebracht hat, ist letzten Endes egal. (Vermutlich waren es auch einfach zu viele „Spezial-Editionen“ auf einmal, die die entsprechenden Sammlerpreise in sich kollabieren ließen. Man könnte jetzt natürlich über den Weg einer „künstlichen Verknappung“ im Sinne der Preisgestalltung argumentieren, das nicht jeder alles haben kann. Das Problem dabei ist nur: Wirklich funktioniert hat so etwas im Sinne von Second-Hand-Artikeln nur während der 90er. Damals gab es monatlich erscheinende Preiskataloge, welche atuelle Preis-Entwicklungen durch nur bedingt nachvollziehbare Kathegorien und Kanäle festhielten und auf diesem Weg eine Orientierungshilfe vor Ort waren. (Wobei dieses „vor Ort“ bereits den kompletten Wirkungsradius der eigenen Mobilität definierte. Ein Comic-Laden in der eigenen Stadt konnte bereits selbst Luxus sein.) War war also auf die komunale Ebene begrenzt, um nach solchen Dingen zu suchen und/oder sie zu finden. Mit dem Internetzeitalter bricht dieser Bereich auf, da die Welt im eigenen Wohnzimmer ein- und ausgeht.
Und genau in diesem Zusammenhang wird die verknappende Ressource also nicht durch den Geld- sondern dem Zeitfator definiert: Wie viel Zeit hat man, um einen Gegenstand loszuwerden?
Letzten Endes ist nämlich die Natur ebays als Auktionshaus hier nicht der entscheidende Faktor. Da die Funktion eines Festpreises hier genauso gewährt ist, wie die Festlegung eines Startgebots, ist jeglicher Hinweiß auf ein vermeitliches Außenbild kein valides Argument gegen die Ergebnisse von Auktionen, was die Aussage über den Geldwert eines hier angebotenen Objektes betrifft.
Nur sollte man sich eher der Tatsache bewusst sein, dass es vielmehr so ist, dass bestimmte Objekte einfach nicht so sehr gefragt sind, wie andere. (Zumal ja bestimtme WoD-Artikel über ebay-Auktionen auch wirklich unglaubliche Preisentwicklungen erzielt haben.) Nur: Man kann nicht auf eben diese Preisentwicklungen spekulieren und daher von Anfang an mit einem „das ist die Erwartungshaltung von Wert“ argumentieren und dann bei einem deutlich geringeren Auktionsergebnis sagen, man währe gezwungen gewesen den Gegenstand „unter Wert“ zu verkaufen. Viel mehr hat der Augenblick bereits aufgezeigt, dass der Wert des Gegenstands nicht der erhofften Erwartungshaltung entspricht. (Ganz davon ab, dass ebay in manchen Bereichen sehr eindeutig vom Publikum her die Eigenschaften einer Spielhalle aufweist. Aus irgendeinem Grund beginnen manche Leute wie die Bekloppten kurz vor Auktionsende sich gegenseitig in die Höhe zu bieten. Wenn diese Faktoren bei einem Ergebnis allesamt also nicht einspielen ist die Behauptung eines „unter Wert verkauft haben“ also schon per se falsch.)

Noch schwieriger wird es in der Gegenwart auch noch, diese einstigen Sammler-Mondscheintarife in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, wo durch PoD-Angebote in einer unglaublich ausgereiften Weise hochqualitatife Druckerzeugnisse zum Neupreis angeboten werden. Auf diesem Weg fällt die Nachfrage der Nutzer-Community, welche solche Bücher gekauft hätte, um sie am Spieltisch zu gebrauchen und nicht um sie ins Regal zu stellen, weg. (Zumindest solange die entsprechenden Personen sich der Tatsache bewusst sein, das am Ende des PoD-Prozesses ein Buch und nicht eine Klebebindung aus dem Copy-Shop steht.) Das war zumindest der Teil, der zu WoD-Spitzenpreiszeiten, den Sammlerpreis mit in die Höhe hat schrauben lassen.

Es bleibt in diesem zusammenhang also nur die ernüchternde Erkenntnis: Die Verknappung von Gegenständen in Form eines Begrenzten Aktionsradius fällt so gesehen erst einmal weg, da die entscheidenden Dreh- und Handlungsorte, welche die Preisstruktur bestimmen online offen und für jedermann zugänglich und einsehbar sind.

In diesem Zusammenhang könnte man natürlich über die moralische Schiene argumentieren, das Problem dabei ist nur: Welche moralische Komponente kommt zum Tragen, solange wir über die Preisstruktur eines Gegenstandes argumentieren?
Wegfallen täte nämlich der in diesem Fall (wir reden hier von Büchern aus zweiter Hand) der Ansatz, das man über den Preis die Arbeit des Erstellers zu würdigen versucht.
Haltbar hingegen (und das tatsächlich als einziges Argument auf der moralischen Ebene) ist der Punkt, in dem wir die Frage nach der Nachhaltigkeit stellen. Wir leben in einer Überflussgesellschaft mit begrenzten Ressourcen. Das heißt, dass man nur mit einer gewissen Selbstreflektion der Medienträgerschwemme an Artefakten durch Verzicht auf „Neuheit“ gegenübertritt und freiwillig zur SecondHand-Lösung greift. Allerdings, und dem muss man sich dabei klar sein: Natürlich ist hier nicht zu rechtfertigen, dass man dabei auch noch bestraft wird, sinnvoll zu handeln. Ein Gegenstand aus zweiter Hand kann demnach zumindest solange wir ihn als Gebrauchsgegenstand begreifen, nicht auch noch teurer Sein, als der gleiche Gegenstand aus im Neuzustand aus dem ersten Markt. (Ein Punkt der übrigens immer dann ins Gewicht fällt, wenn entsprechende Versandhäuser aus dem Reseller-Setor entsprechende Aktionen bewerben und dann die Preise mit der entsprechenden direkten Konkurrenz verglichen werden.)

Es bleibt also auch hier die entsprechende Erkenntnis nur übrig: Jede Form von Preisvorstellung braucht einen Abnehmer, der bereit ist den Preis zu bezahlen. (Und wir müssen dabei auch in den entsprechenden sauren Apfel beißen und sagen: Die Exististieren in sehr vielen Fällen nicht.)

Natürlich beschränken sich einige Sammlercommunities in bestimmten Fällen auf bestimmte Eigenschaften, die ein Objekt, dass in Massenware erstellt wurde, wieder zu etwas besonderem macht. Im Falle von Schallplatten sind das die Strichcodes von bestimmten Pressungen. Im Falle von Büchern sind es die entsprechenden Auflagen.)
Wir haben allerdings im Rollenspielsektor zwei kleinere Probleme, was das betrifft: Die Gegenstände, die eine Aura haben, sind bereits bekannt, da sie - wenn überhaupt – über die entsprechenden Verkaufplattformen eindeutig hohe Preise erzielen. (Und die Verkaufsplattform ist das entsprechend kritisierte Auktionshaus mit dem „Schnäppchenruf“.)
Die Communitie existiert also. Und sie weiß, was sie will. Und Auktionen generieren dabei Situativ, aus dem Moment heraus die Erwartungshaltung, die man haben sollte. Die Wunschvorstellung, die natürlich deutlich höher ist, kann man zwar auch hier und da gelegentlich an den eindeutigen Angeboten mit festpreisen ablesen. Nur: Diese Angebote sind seid Jahren immer gleich geblieben. Es muss also hier ein eindeutige Negation der Frage aufgezeigt werden, ob der erwünschte Mondscheintarif tatsächlich der Wert des Gegenstandes ist. Denn letzten Endes gillt für alle diese Bücher die gleiche Prämisse: Es sind identische Objekte aus einem Massenfertigungsprozess, welche aber nur mit einer endlichen Anzahl angefertigt wurden.

Jedenfalls kann man ebay eines Nachsagen, was dabei sehr unangenehm letzten Endes ist: Die Preisgestalltung im Sammlerbereich hat sich durch das Online-Zeitalter deutlich realistischer ausgependelt, auf einem vollkommen demokratisiertem Weg. Jedenfalls so stark, dass ein „unter Wert“-Argument nicht mehr haltbar ist, wenn durch eine Auktion nicht der Wunschpreis erziehlt wurde, den man sich eigentlich erhofft hätte. (Und bei dem manche behauptet hätten, dass sie sonst nicht darunter verkaufen würden.)

Um jetzt wirklich noch mit einer wahren Polemik auf den Sammlermarkt zu kommen, bleibt eigentlich nur ein Satz aus einem alten Dilan-Song übrig: „The times they are a'changin'“ … und ergänzend dazu: so get over it!

Montag, 21. Dezember 2015

Spoilers: Star Wars: Das Erwachen der Macht (Ein absolut subjektives Fanboy-Gehype nach dem ersten mal sehen.)

So. Während ich das hier schreibe ist Donnerstag Abend, am 17. Dez. 2015. Das heißt ich komme gerade direkt aus dem Filmereignis des Jahres, auf das so ziemlich die ganze Geek-Landschaft gewartet hatte. Und ganz ehrlich: Im Moment bin ich ein wenig zu aufgewühlt (emotional), als das ich hier eine entsprechende, rein-objektive Analyse mit bewertung abgeben könnte. (Letzten Endes ist der Krieg der Sterne meine „große Leidenschaft“, was Filme angeht.)
Zuallererst muss man sagen: Die Entscheidung seitens Disney, Abrahams das Projekt zu übertragen, war genau Richtig. (Das George Lukas für Star Wars untragbar geworden ist, hatte er ja hervorragend mit den nichtexistenten Episoden I-III bewiesen. Für die muss er sich immer noch beim gesamten Fandom entschuldigen.)

Also, was ist „Das Erwachen der Macht“ jetzt eigentlich? In erster Linie würde ich jetzt sagen: Es ist der Versuch ein Versprechen zu machen. Nämlich die alte Faszination für die Geschichte rund um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und der hellen und der dunklen Seite der Macht erneut zu erwecken, wie es damals passiert ist, als wir (in welcher Konstellation auch immer das erste mal die Vorgeschichte zu „A new Hope“ über den Bildschirm laufen sahen.
Das würde ich deswegen in diesen Film interpretieren, weil er in weiten Teilen mit unzähligen Zitaten gespickt ist, die auf den ersten Film verwiesen haben.
Einiges in den Anfangsszenen ist dabei verworrener, da die Einführung der neuen Generation von Helden deutlich Symbolischer geschieht. Um das zu verstehen muss ich allerdings wohl um einiges weiter ausholen: Der große Feind, die erste Ordnung, ist um einiges deutlicher am Nazi-Deutschland in seiner vollständigen Ästethik und Megalomanie orientiert, als es das Imperium der ersten Star Wars-Filme jemals hätte können. Hiermit meine ich weniger die doch deutlich „klassisch“ gehaltenen Kostüme der Darsteller, als viel mehr das gebahren der einzelnen Figuren. Das zentrale Element bei dieser ganzen Angelegenheit sind aber die Sturmtruppen. Während sie in den ersten Filmen eine Klon-Armee laut Kanon von anfang an darstellen sollten (auch wenn hier der mittlerweile zur Legende gewordene, bessere EU-Kanon eindeutig wiedersprochen hat), sind die neuen Sturmtruppen (die meiner Meinung nach zum ersten Mal wirklich so in Szene gesetzt worden sind, das man Angst vor ihnen bekommen konnte als Zuschauer, ursprünglich inder, die von ihren Familien entführt wurden und von Früh auf zu Kadarver-Gehorsam der ersten Ordnung gegenüber konditioniert wurden. Das Problem dabei ist nur, dass diese Konditionierung nicht bis ins letzte Element funktionieren kann, so wie es aussieht, denn gerade der spezielle Sturmtruppler FN-2187, auf den die meiste Zeit des Films über der Fokus liegt, muss mit schrecken feststellen, was Krieg heißt, weil ein Mitstreiter vor seinen augen erschossen wird und noch im Sterben, als letzte, verstörende Geste seine Blutige Hand nach FN-2187 Gesicht streckt. (Dabei hinterlässt er ein paar Blutige streifen auf dem Visier und einen follkommen verstörten FN-2187, der von da an nach einem Weg sucht, einen Neuanfang zu starten. Bloß Weit weg von der ersten Ordnung.
Und das ist eigentlich das interessante an der gesammten Sache: Der zweite wichtige Charakter dieser neuen Generation an Helden ist Rey, eine Schrottsammlerin auf dem Planeten Jakku. Diese vegetiert mehr so durch den Tag, umgeben von Überresten des großen Bürgerkrieges der Rebellion gegen das Imperium. (Sie selbst lebt in einem umgestürzten At-At und trägt schienbar bevorzugt in ihrer Freizeit das orangefarbene Visier der Helme der Rebellen-Piloten. (Scheinbar fehlt es an der Möglichkeit von Rosarot.) Aber auch Rey hat letzten Endes keine wirklich rein-gute Agenda in ihrem verhalten. Auch wenn sie letzten Endes aufgrund ihres Verhaltens BB-8 gegenüber eine höhere, moralische Persönlichkeit zu sein scheint, als es bei FN-2187 der Fall ist.

Die beiden treffen aufeinander, es gibt einige Missverständnisse und schließlich wird bei einem Überfall der ersten Ordnung auf der Oberfläche von Jakku ein „alter Schrotthaufen“ zur Flucht genutzt. (Wie zahlreiches Lachen aufgrund der Szene zur genüge Zeit ist dieses erste, wörtliche Zitat aus A new Hope tatsächlich dem Millenium Falcon gewidmet. (Und das führt dann natürlich zur bereits weit verzweigten Szene „Chewie! We are home!“ - Leider muss man hierbei sagen liegt es entweder an der Machart, wie Han Solo seinen ersten Auftritt hat, oder aber an der deutschen Synchro, die zusätzlich ein bisschen was raushaut: Gerade Harrison Ford wirkt bei diesem ersten Auftritt irgendwie hölzern und deplaziert.)

Und genau aus diesem Zusammenspiel mit Han Solo entspringt sehr viel Handlung. Star Wars war ja die meiste Zeit über immer wieder darauf ausgerichtet, dass irgendjemand der graue bei der ganzen Angelegenheit bleibt. Das ist hier in der neuen Generation so erstmal nicht gegeben. Sowohl „Fin“ als auch Rey sind irgendwo mit Päckchen versehen, die eher psychischer Natur sind und gerade weil wir alle bereits die eine oder andere Trailer-Szene gesehen haben, müssen erstmal die neuen Bedingungen eingespielt werden, so das jeweils klar ist, welche Rolle welcher Charakter dieser neuen Generation von Sternenkriegern einnehmen wird.

Apropos Grau: Kylo Ren ist ein Wrack von ständig ausartenden Wutanfällen, der sich irgendwo mit Daddy-Issues rumschlägt und dabei noch versucht Luke Skywalker aus bestimmten, familiären Gründen auszulöschen. Im Grunde genommen schließt sich hier wieder der Kreis: Die Skywalkers sind immer noch ständiger Anfang und Ende einer Bedrohung. Das Jedi/Sith-Erbe wird diese Famlie anscheinend einfach nicht los. Auch wenn die Sith jetzt die Knights of Ren sind und damit ein neuer Orden, der nicht mehr von der Regel der Zwei beschrängt wird. (Auch wenn der neue Anführer dabei natürlich irgendwo seinen eigenen Weg an Lehren zu verfolgen scheint.) Aber: Es ist nicht ganz dasselbe, wenn Kylo Ren seinen Vater umbringt und dabei die Szene zwischen Darth Vader und Obi-Wan Kenobi auf dem ersten Todesstern eindeutig Pate stand. Nur ist der verzweifelte Moment, wo Han Solo durch die Klinge Kylos stirbt, weil er den tragischen Fehler gemacht hat, zu vertrauen, von der wirkung her nicht ganz so verwirrend, wie Obi-Wans Ende. Aber deutlich verstörender, je länger man über die ganzen Zusammenhänge nachdenkt.

Und wo wir von neuer Anführer reden: Weiterhin wird mit allen Regeln der Kunst die CGI weitergetrieben und damit auch die Gestalltung mancher Szenen bei weitem überhöt. Was wir bislang in Ansätzen aus den Trailern kannten war ja der neue Hyperraum, der jetzt ein wenig mehr an Star Trek Trans-Warp-Raum erinnert. Das war wohl nicht zu vermeiden, aber irgendwie sieht die Röhre, in der sich der Milenium Falcon bewegt dann doch ziemlich interessant aus. (Auch wenn man nur sehr wenig Inneneinsichten hat diesen hat.) Und die irgendwann urplötzlich auftretenden Action-Szenen sind deutlich gewalltiger durch den Einsatz der Computer-Generierung. Das passt dann doch nicht so ganz, solange man nur die existierende Trilogie im Hinterkopf hat.

Das erstaunlichste bei der ganzen Sache ist aber die allerletzte Szene zwischen Luke und Rey. Nach all dem ganzen Chaos, den ganzen überstandenen Gefahren, Lügen und unklarheiten ist sie diejenige, welche die Macht in sich trägt und den Einzigen Lehrer in diesem ganzen Universum gefunden hat, den sie akzeptieren kann. Und hält ihm inmitten der Ruinen des ersten Jedi-Tempels auf einer in einem so satten Grün gehaltenen Klippengegend, das man fast Irland schreien möchte, in einer einzigen, hilflosen Geste das Lichtschwert entgegen, das den ganzen Ärger in Lukes Leben überhaupt erst ausgelöst hat. So als ob sie ausgerechnet vor diesem einen Mann nur noch Angst empfinden würde.

Trotzdem ist es Star Wars. Und zwar ein Star Wars, dass zumindest anders als bei George Lukases Vorsetzungversuch zumindest den Eindruck erweckt, dass hier ein paar Leute am Drehbuch gesessen haben, die zumindest versuchten zu verstehen, was so faszinierend an den Filmen war, dass sie sich über 30 Jahre lang im Gespräch halten konnten.

So, das hier war jetzt mein erstes Fanboytum-Gehype aus dem ersten mal sehen heraus. Ich werde mich wohl irgendwann bei gelegenheit noch einmal hinsetzen (zum Erscheinen der DVD denke ich) und meinen Eindruck nochmal etwas analytischer in Form einer Rezension Luft machen. Aber fürs erste soll es das gewesen sein. Jedenfalls hat der Film mich auf seine Weise unglaublich rühren können, dass mir die Freudentränen zuweilen in die Augen schossen.

Montag, 14. Dezember 2015

Regulierungswut? Oder: Gleich kommt die Rollenspielpolizei?


Hmm... da haben wir ja diesmal ein Thema, zu dem man alles und nichts sagen kann im Dezember. (Zumindest solange es nur den Karneval betrifft.) Und vor allen Dingen schreibe ich hier gerade in dem Wissen, dass ich beinahe alles wichtige dazu (aus meiner Warte wohl gemerkt) auf einer deutlich höheren Meta-Ebene bereits einmal gesagt habe.

Aber seis drum: Gehen wir die Metaebenen ein wenig hinunter und rupfen ein paar Hühner der kompetetiven Anstalt. Prinzipiel gilt ja innerhalb einer bestimmten Spielweise das Prinzip des Wettkampfes als oberstes Gebot, welches die Funktionalität der Regeln zum obersten Gebot macht.
(Auf der polemischen Ebene kann man dafür jede Form von Schutzbehauptung heranziehen, jedoch muss man auch ehrlich auf eine Sache hinweisen: Letzten Endes ist diese Spielweise irgendwo ständig inkonsequent, wo sie nicht den Würfel entscheiden lässt.)

Der Punkt bei dieser Form von Spielweise ist, dass jeder Konflikt über das Zufallselement hinaus gelöst wird. Das Problem ist nur: Jede Form von Szene kann unter solchen Problemen als Konflikt betrachtet werden. (Wer von euch hat sich nicht schon mal versehentlich den Ellbogen gestoßen oder den Finger im Reißverschluss eingeklemmt?) Und in solchen Momenten können sehr abstrakte Konfliktmechanismen eben durchaus hilfreich sein. (Können, nicht müssen.) Andererseits brauchen Spieler dieser Spielart irgendwo für ihre eigene Vorstellungswelt auch noch sowas wie einen gefühlten Kleinsterfolg (so meine Beobachtung der in diesem Bereich laufenden Diskussionen), um sich toll vorzukommen. Daher wird das haptische Element aus mehreren Würfelwürfen zu bestimmen eines Ergebnisses irgendwo plötzlich doch noch wichtig.
Aber, und hier wird es dann interessant: Das Selbstbildnis unter diesen Spielern ist ja irgendwo schon darauf ausgelegt, so kompetent wie möglich zu sein. Und da kommt dann das Messerjockel-Syndrom ins Spiel.

Der Messerjockel ist vermutlich noch unter vielen anderen Namen und in anderen Erscheinungsformen in jeder Form von System bekannt, meinen tue ich folgendes:

Ein Küchenjunge, einzig und allein bekleidet mit einem Lendenschurz und bewaffnet mit einem alten, rostigen Obstschälmesser, mit dem er bis kurz vor dem Eindringen der SCs in das Gebäude, in dem der Küchenjunge seinen Lebensunterhalt verdient, noch Kartoffeln geschält hat, reibt die Gruppe von Helden vollständig im Nahkampf auf. (Alleine wohlgemerkt.)

Das mag im komödiantischen Rahmen eines „Kevin allein Zuhaus“ noch passend gewesen sein, jedoch überzeugt es nur sehr wenig bei „Grughbärgh“ dem orkischen Barbaren. Die Frage ist, warum dieser spezielle Ork nicht mit einem einzigen Axt-Schlag mitten auf den Stirnlappen die Bienenstiche der kleinen Rotznase einfach beendet.

Das ist jetzt natürlich die brutalst mögliche, denkbare Lösung dieser Situation. Aber: Je detaillierter das System ist, desto mehr Möglichkeiten existieren, um Messerjockel am Leben zu halten. Und Regelfair muss man diesen Kampf auch austragen, um die Institution der Regeln nicht in Frage zu stellen. Und genau da greift dann die Möglichkeit des SLs als Vermittler zwischen Regelsystem und Spielergruppe. (Etwas, das manche in der ganzen Angst vor „SLs mit Gottkomplexen“ gerne übersehen ist nämlich auch diese spezielle Möglichkeit: In seiner Funktion kann der Spielleiter Momente identifizieren und andere Lösungsmöglichkeiten auswählen, die eben nicht in das „True-Falls“-Schema der „Regelfairness“-Diskussion passen. Regeln können Orientierungshilfe innerhalb bestimmter Situationen bieten. Aber in anderen müssen sie ebenso ausgehebelt und umgedeutet werden, um ein passendes Bild zu erzeugen. Und hier greift ein Phänomen, dass viele Menschen ihren Mitmenschen grundsätzlich absprechen wollen: Der gesunde Menschenverstand. (Um es jetzt etwas hochstrebender zu formulieren: Wenn man jetzt De Sade aufs Rollenspiel übertragen würde, bedeutete das, dass die vollständige Abwesenheit von ethischen Maßstäben tatsächlich zur reinen Befriedigung des eigenen Egos über den Bedürfnissen jeder anderen Person führen würde. Aber mal anders ausgedrückt: Wir sind allesamt immer noch soziale Wesen, so als Menschen und so. Müssen wir wirklich dermaßen Misstrauisch sein, um jedes abweichen von einem wie auch immer gearteten Ehrenkodex gleich als boshafte Egobefriedigung auszuwerten? Im Falle des Zweifels gillt schließlich immer noch die logische Endkonsequenz aus Sartres „Die Hölle, das sind die Anderen.“ (Sprich: Jede Form von unpassender Beziehung kann von uns durchbrochen werden, indem wir die Beziehung beenden.)

Insofern bleibt aus meiner Perspektive eigentlich nur die Feststellung übrig, das Rollenspiel zu viel Eigendynamik entwickeln kann, um wirklich Sinnvoll ein „reines“ Regelanwaltinsestieren aufrecht erhalten zu können. Es gibt Momente, manche davon häufiger als andere, wo die „Regel“ der ach so bittertbösen „gewedelten“ Hand wirlich mehr Bereicherung mit sich bringt, als der starre Umgang mit dem vielleicht bereits bestehenden System. (Selbst wenn dieses eine Antwort für den Moment eventuell bereit halten mag.) Das heißt aber auch nicht, dass man im Anschluss daran eine Bibliothek anlegen muss, um all diese neuen Regelergänzungen auf Papier festzuhalten. Mal bestimmt der SL ad hoc, mal die Runde in der Gemeinsamkeit. Wie gesagt: Der SL ist in diesem Fall nicht länger Schiedsrichter, sondern Vermittler. Den letzten Endes geht es hierbei um Spaß und nicht um Vertragsrecht. Nur muss man dabei ehrlich genug zu sich selbst und allen beteiligten jeweils sein, auf was genau man seinen jeweiligen Erwartungen münzt. Denn auch wenn ich es gerade in diesem Hobby als ein wenig seltsam empfinde: Es gibt ein paar Leute, die anscheinend Brettspielartig durch die Lande ziehen auf der Suche nach der „Gewinnsituation“.

Montag, 7. Dezember 2015

Rezension: The Walking Dead Band 17: Fürchte dich nicht.

Cover: Fürchte dich nicht
The Walking Dead Band 17
Verlag: Cross Cult
Während im letzten Band mit der Anhöhe eine neue Siedlung von Menschen eingeführt wurde, die organisiert sind, allerdings eigene Probleme haben, kommt es jetzt in diesem Band spezifisch zu Vorstellung des Problems. Rick und seine Gruppe hatten Jesus und seinen Leuten ja angeboten, sich um das „Negan“-Problem zu kümmern. Nur um im nächsten Moment festzustellen, das Negan sowohl eine Person, als auch eine Gruppe sind. Um genau zu sein, handelt es sich dem Anschein nach um eine gut organisierte Armee. Denn Negan schafft es mit gehöriger Übermacht, sowohl Rick mitten in der Nacht in freiem Gelände zu stellen, als auch Alexandria direkt anzugreifen.
Dabei erfährt man einiges über die Struktur des Regimes, das Negan und seine Armee führen, was für die heutige Zeit noch unsympathischer ist, als man sich denken mag.
Um genau zu sein scheint Negan eine absolutische Militärmacht aufgebaut zu haben. Er selbst steht an der Spitze einer gewaltigen Streitmacht, mit der er die „Welt“ unter Kontrolle hält. Auf der anderen Seite ist er aber auch jemand, der sich selbst nicht zu Schade ist, die Drecksarbeit zu erledingen, um zu unterstreichen, dass er die Gewallt in dieser Weltordnung ist.

Dieser Band hier spielt mit dem, was im vorangegangenen aufgebaut wurde. Und wie gehabt gibt es auch hier weiterhin die entsprechenden Variationen, für die „The Walking Dead“ bislang bekannt war. War ich bislang davon ausgegangen, dass es sich hierbei um einen Neuanfang dreht, so macht dieser Band hier eher das Gefühl, dass es eher auf einen letzten, finalen Schlagabtausch an Wertesystemen hinausläuft, bei dem irgendjemand den kürzeren ziehen wird. Und es geht jetzt um Informationen und den Willen zu handeln.

Das Problem dabei ist, das wir hier ein wenig an die Grenzen des darstellbaren in der Comic-Erzählung gelangen. Und zwar kommt es in einer Szene zu einem unglaublichen Ausbruch von Gewallt seiten Negan gegenüber einem der Gruppe rund um Rick. Klar ist, dass es dabei um das statuieren eines Exemples geht. Weniger klar ist, welche Stimmung diese Handlung dabei übermitteln soll. Von der Art und Weise, wie der Monolog seitens Negan abläuft, sieht es so aus, als währe er seiner Eigenen Handlung überdrüssig, fast schon gelangweilt. Die Tat an sich aber ist von äußerster Brutalität geprägt, die einiges an Aufwand (eigentlich) mit sich bringen müsste. Und leider bieten die Sprechblasen in ihrer Gestalltung dabei auch einen genauen Hinweiß darauf, welche Stimmung übermittelt werden soll. (Das gleiche gillt auch für die Art, wie Negans Gesichtszüge präsentiert werden.) Insgesamt ist es also genau alles in der Summe, was einen als Leser ein wenig Ratlos zurücklässt. Und einiges spricht dafür, dass langfristig vermutlich eine weitere Konfrontation bevorstehen müsste. Einfach weil man die Gruppe unter Ricks Führung bis hierhin schon kennen gelernt hat. Ebenso wie ihre entsprechende Entschlußkraft, was einzelne Individuen anbelangt.

Fazit

Das hier ist wieder mal ein Lückfüllerband, aber einer der wirklich üblen Sorte. Man bemerkt am Ende der Geschichte, dass die gesammte Erzählung einen weiteren Höhepunkt vorbereiten soll, aber dabei keinerlei Hinweise bietet – wie zu anderen Momenten dieser Art – worauf die gesammte Situation tatsächlich hinausläuft.
Und das alles ist in diesem Zusammenhang dann auch noch entsprechend zusätzlich schwierig, weil die bereits erwähnte, seltsame Situation zu wenig Information für die Deutung der entsprechenden Szene übrig lässt. Insgesamt ist dies also ein interessanter Band, der aber beiweitem nicht unbedingt den bisherigen Stärken der Serie entspricht.