Montag, 11. Januar 2016

R.I.P.: David Bowie

David Bowie 2006
Lizenz: CC BY-SA 2.0 
Heute hatte ich meine Probleme beim Aufstehen eine aktuelle Meldung richtig zuzuordnen. Und zwar redete das Radio ständig davon, dass irgendwas mit dem Chamäleon des Pop passiert sei. (Ich weiß also gerade nicht, ob mein Gehirn noch zu übermüdet war, um die Nachricht zu verarbeiten, oder ob mein Realitätsfilter gerade einsetzte, um nicht sofort in dermaßen große Depressionen zu verfallen, das ich mich überhaupt nicht mehr in die Welt der Wachen begeben wollte.)

Wirklich bewusst aufgefallen ist mir Bowie erst 1999 mit der Single "Thursdays Child", während er einen Auftritt in der damals aktuellen Chartshow Top of the Pops hatte. (Da ich nicht mit Kabel gesegnet war, sondern an die terestrischen, analogen Empfangsmöglichkeiten gebunden war, bin ich Quasi ein verhindertes Mitglied der Generation MTV.) Natürlich waren mir aber die größeren Hits schon damals ein Begriff wie "Lets Dance" oder "Heroes/Helden", die irgendwo mal gespielt worden sind. Jedoch halt eben ohne die Namensverknüpfung. (Ich weiß nicht, ob diese seletive Form von Ignoranz noch all zu weit verbreitet ist: Aber für mich waren damals einzelne Lieder durchaus äußerst interessant, ohne das ich dabei unbedingt dann auch den Namen dahinter kennen musste.)

Fakt ist jedenfalls, dass sich erst danach das Phänomen Bowie für mich so wirklich erschloss. Klar folgten ein paar Singles (damals hortete ich schwerpunkmäßig einzelne Songs, weil ich im großen und ganzen von den meisten Koplettalben doch ziemlich enttäuscht war) und auch der Film "Die Reise ins Labyrinth", in dem Bowie den Koboldkönig Jareth verkörpert, ist, wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen, auch erst später in mein Bewusstsein aufgenommen worden. (Und natürlich gehört gerade dieser Film zu der Liste der Filme, die ich jeder einzelnen Person um die Ohren schlage, wenn es um einen möglichst vollständigen "Gesehen-haben-müssen-Filmkanon" geht.)

Und es war irgendwo witzig die Verknüpfung von Bowie zur Postpunk-Bewegung ein paar Jahre später lesenderweise zu erfahren. (Zur Erklärung: "China Girl", dass in der Neuaufnahme von Bowie 1983 einge hohe Popularität erfahren hatte, ist ursprünglich für das 1977 erschienene Soloalbum von Iggy Pop "The Idiot" geschrieben worden. Angeblich hatte Bowie beim Einspielen seinen Freund mehrmals verflucht für die Sounds, die dieser den Gitarren entlocken wollte.)

Insgesamt war Bowie dabei stehts eine sehr wandelbare Figur, die sich ständig dazu genötigt sah, sich selbst neu zu erfinden und auf diese Weise zu einem Chamäleon wurde. (Eine gewisse Anspielung auf eben diese Karriere, die der Mann hingelegt hatte, befindet sich in einem Werbespot der Firma Vittel von 2003.)

Auch wenn es jetzt nicht sein eigener Verdienst war, aber: Eine besondere Wertschätzung dürfte Bowie wohl gerade durch das Video von Chris Hadfield erfahren haben, der in seiner Funktion als Missionskommandant auf der ISS einige lieder mit der Gitarre einspielte und ausgerechnet "Space Oditty" auf Youtube hochlud.

Nach all diesen schwankenden Jahren ist Bowie anscheinend gestern, dem 10.01.2016 an nach anderhalbjährigem Kampf einem Krebsleiden erlegen.
Und die Popkultur ist wieder um eine dieser Ausnahmeikonen ärmer geworden.

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