Montag, 1. Januar 2018

Rezension: Jim Butcher: Die Befreier von Canea (Codex Alera Band 5) [Kindle-Edition]

Cover: Jim Butcher
Die Befreier von Canea
Codex Alera Band 5
Verlag: blanvalet
Die Befreier von Canea ist der vorletzte Band von Butchers großem Fantasy-Zyklus. Und leider muss man sagen: Hier baut Butcher einen haufen Mist am Anfang. Aber dazu kommne wir erstmal später. Zuerst verschaffen wir uns einen groben überblick über die Handlung.
Tavi und seine Truppe haben sich einschiffen lassen, um für ein paar Monate in Canea dyplomatische Beziehungen aufzubauen. (Zwei Monate sind diesmal „nur“ vergangen, seid die Handlungen im letzten Buch ihr Ende gefunden haben und Tavi sich als Gaius Oktavian zu erkennen gegeben hat.
Dummerweise kommt es aber kurz nachdem die große, gemeinsame Flotte aus Cane und Aleraner in See gestochen ist zu einer entsetzlichen Entdeckung: Die Vord, jene alles verschlingenden, Insektenartigen Wesen sind wieder da und streben deismal nach der absoluten Macht mit aller Gewallt und vor allem mit neuen Kräften: Aus irgendeinem Grund scheinen die boshaften Wesenheiten die Quelle der Macht von Alera selbst, das Elementarwirken, erlernt zu haben.
Und dadurch kommt es dann zum großen aufeinandertreffen der hohen Fürsten von Alera und den Vord auf dem offenem Schlachtfeld: Zeitgleich hat Gaius Sextus, seines Zeichens erster Fürst von Alera noch zwei Gruppen mit speziellen Aufträgen ausgesannt: Bernard und Amara sollen die Vord auskundschaften und herausfiden, woher diese mit einem mal ihre Elementar-Kraft erlangt haben. (Und im allerbesten Fall diese Quelle ausschalten.) Isana hingegen wird an die Mauer im Norden von Alera geschickt, um Antillus Raucus dazu zu bewegen seine Truppen nach Süden zu schicken und in den Kampf gegen die Vord einzugreifen, indem sie einen vorübergehenden Waffenstillstand mit den Eismenschen aushandelt.
Wie sich herausstellt haben wir jetzt drei große Erzählstränge: Der erste ist Tavis Flotte, die „vollkommen Überrascht“ darüber ist, dass Canea von den Vord überrannt wurde und nur noch eine einzige, kleine Zivilisation der Cane existiert, die einen verzweilten Wiederstand gegenüber diesem übermächtigen Feind leistet. Der zweite Erzählstrang ist Isanna, die sich den Respekt der Bewohner des Nordens erkämpfen muss und sich dabei mehr Wiederständen gegenüber sieht, als man unter normalen Umständen vermuten könnte: Denn die Eismenschen des Nordens erweisen sich als ungehäuer Misstrauisch gegenüber Isanas Vorschlag. Aber auch Antillus Raucus hat eine ganz eigene Vorstellung, wie man in dieser Situation zu verfahren habe.
Und der dritte Erzähöstrang ist dann letzten Endes die Geschichte, welche das Schlachtfeld Rund um den ersten Fürsten von Alera und den Ermittlungen von Bernard und Amara beschreibt… letzten Endes kann man sagen: In diesem Erzählstrang geht es um den Fall von Alera selbst..

Ich möchte zwei Dinge klar stellen: Dieser Band ist schlecht. Er redconned nämlich einen ganzen Haufen Fakten, die bereits im letzten Band gesetzt waren. Hierbei geht es um die Beweggründe und Erwartungen von Tavi und seinen Legionen, welche nach Canea aufbrechen um das Volk von Botschafter Vargh darin zu unterstützen, einen Krieg gegen die Vord zu führen. (Sie stellen sich also aufgrund von Tavis Idee einem Bußekreuzzug gegen einen Gegner von dem sie Ausgehen, dass er – laut Band 4 zumindest – längst als gewalltige Bedrohung in Canea ist.) Nur um dann in Band 5 hier jetzt vollkommen überrascht darüber zu sein, dass die Vord es jemals nach Canea geschafft haben.
Man hat das Gefühl, dass Butcher an dieser Stelle selbst seine eigene Geschichte bereits vollkommen vergessen hatte, als er das Ganze zu schreiben begonnen hatte. (Oder, wie ich selbst schon mal an anderer Stelle befürchtet habe: Eventuell hatte er einfach die Lust an seinem eigenen Werk verloren und hetzt sich hier jetzt durch die Erzählung, um endlich zu einem Ende zu kommen.)

Zum anderen muss man aber Sacgen: Dieser spezielle Band ist toll, weil er unzählige Details aus den älteren Bände nochmal aufgreift und zu Ende spinnt, die nur eine kleine Nebenhandlung bisher waren. Figuren, die nur ein einziges Mal erwähnt wurden, sowie ihre Beziehung zu anderen Figuren, werden hier noch einmal erwähnt. Das gleiche gillt für bestimmte Details, was manche Gegenstände anbelangt, die hier noch einmal eine besondere Bedeutung erlangen. Aber: Es wird natürlich mit diesen Gegenständen vorbereitende Exposition betrieben, um auf eine Sache Aufmerksam zu machen, die dann deutlich später als List wieder auftaucht. (Und dann die große überraschung ist.) Leider gibt es dann ein anderes Problem in dem Bereich, dass daher resultiert, dass hier ein paar Fragen nicht geklärt werden, was die Funktionsweise auf einer Rein praktischen Ebene an dieser Stelle in dem Buch angeht, aber das sei mal dahingestellt.

Technisch betrachtet ist dieses Buch immer noch verdammt spaßig zu lesen, wenn man über die bereits erwähnten Logik-Mängel in der Handlung hinwegsehen kann. Man sieht etwas neues und liest, wie neuer Boden bereitet wird, um langsam aber sicher endgültig dem Ende entgegen zu kommen. Wir wissen, dass nur noch ein Band übrig bleibt, der die Geschichte von Codex Alera zu Ende bringen soll. Und am Ende dieses Bandes wissen wir dann auch, dass Alera noch ein großes Geheimnis hat.

Fazit

Ähm… ich meine mich gerade grob daran zu erinnern, mal an einer ähnlichen Stelle geschrieben zu haben „Wer bis hierhin durchgehalten hat, ist nicht mehr zu retten.“ … und das ich an dieser Stelle bereits ähnlich schlecht über den entsprechenden Band dachte. Das ist so gesehen hier nicht ganz der Fall, auch wenn ich an dieser Stelle ebenfalls nur bedingt zufrieden mit der gelesenen Geschichte bin. Die Erzählung weißt gerade in diesem vorletzten Band einige unglaublich unbefriedigenden Logik-Fehler auf. (Warum diese entstanden sind, kann ich an dieser Stelle nur spekulieren.) Aber die Geschichte überzeugt dann wiede rgegen Ende, weil hier einige Wendungen passieren, die offene Fäden darstellen und dann am Ende die Frage offen lassen, was jetzt tatsächlich noch als Auflösung dafür präsentiert wird. Butcher spielt daher anscheinend sehr gut mit den Erwartungen der Leser und schafft es Neugierde zu erwecken, dass man zumindest sich selbst fest Vornimmt auch hier noch weiterhin durchzuhalten. (Zumal es ja eh nur noch „ein Band“ ist.)

Womit mir hier noch eine Bemerkung nur noch übrig bleibt, die eventuell ins Spoiler-Territorium fällt (aber da gut gespoilerte Personen eine Geschichte besser genießen können, spielt das eh keine Rolle): Die Geschichte Endet damit, das die verbliebenen Canim Canea verlassen und zusammen mit den Aleranern nach Alera ziehen. In der gesammten Aufmachung her habe ich jetzt im Moment Erwartungen an eine große Endschlacht, an der eventuell noch andere Gruppen aus der Welt dieser Romanreihe teilnehmen. (Wobei mich sehr viel mittlerweile sehr oft an Dragon Age: Origins erinnert. Ohnehin immer noch das einzige Spiel aus dieser Reihe, das man gespielt haben muss.) Der Punkt bei der Sache ist, dass Butcher hier unglaublich viel mit Horror-Elementen spielt, die jetzt zu einem Abschluss kommen, in dem am Ende nicht unbedingt ein „festes“ Alera übrig bleiben kann. (Nicht nachdem man die Canim als verbündete wieder mit zurück nimmt.) Viel mehr würde ich persönlich eher vermuten, dass es auf eine größere Vereinigung mit „den Monstern“ hinauslaufen wird. Vor allen Dingen nachdem noch eine dermaßen psychologische Komponente über den Hass auf die Eismenschen mit ins Spiel gekommen ist. Sowas ist nicht immer schön: Aber nachdem die Geschichte bislang immer mehr offenbart hat, dass die Civitas Aleras selbst deutlich mehr Schrecken darstellt (und das obwohl jeder einzelne Charakter in dieser Geschichte mit unheimlichen Superkräften ausgestattet ist) wäre das nur eine all zu sarkastische Parabel auf Nietzches Menschen, der mit den Monstern kämpft.

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