Montag, 21. Mai 2018

Rezension: Mohiro Kitoh: Spiegelung in der Pupille (Naru Taru Band 04)

Cover: Mohiro Kitoh
Naru Taru Band 04
Verlag: EMA:adult
Der vierte Band von Naru Taru bekommt noch einmal mehrere Ebenen an Graustufen oben drauf geschüttet, als wir sie bis hierhin gekannt hatten: Zuerst einmal beginnt es eigentlich mit dem Versuch, dass Shiina Akira befreien will. (Okay, wie zu erwarten war, tut sie es auch, allerdings geht die Handlung danach erstmal stark bergab.) Zum ersten Mal sehen wir nämlich so Richtig das entsprechende Aufeianndertreffen zwischen den Drachenkindern/Knochendrachen der „sozialdarwinistischen“ Jugendlichen und dem Militär. Und zum ersten mal wird einem wohl auch hier so richtig bewusst, warum diese Jugendlichen eigentlich Schusswaffen organisiert hatten: Die Fähigkeit der Drachenkinder, diese Gegenstände zu replizieren und entsprechend die Kopien einzusetzen, macht aus diesem Aufeinandertreffen ein bosartiges Kampfgeschehen unter Einsatz von Schußwaffen. (Und Giftgas.) Dabei bemerkt man allerdings auch, dass die Verbindung zwischen den Drachenkindern und ihren, hm… „Wirten“ … in beide Richtungen geht, so das (auch wenn die direkten Folgen einer Verletzung für den Anwender auf der menschlichen Seite keine wirklichen Verletzungen zur Folge haben) aus einer besächdigten Drachenkind ein entsprechend unter ungeheuren Schmerzen sich krümmender Mensch entsteht, der für eine gewisse Zeit zu einer sabbernden, sich einnässenden Puppe wird.
Innerhalb dieser Erfahrungen werden aber auch die stärke Shiinas und die Labilität Akiras immer mehr Thematisiert. Und was für Folgen der jeweilige Umstand auf den entsprechenden Charakter hat. (Ein junges Mädchen, dass spontan zu einer Pistole greift, um sich damit das Hirn wegpusten zu wollen, ist auf der Bildlichen Ebene, so abstrakt sie hier auch letzten Endes ist, immer noch schwere Kost.)
Und wir wissen darüber hinaus ja auch, dass noch dieses „Geschwisterpaar“ aus dem ersten Band jetzt als dritte Fraktion eingeführt worden ist. Sie sind ebenfalls Wissend, was die Knochendrachen und ihre Fähigkeiten anbelangt, aber scheinen dabei aus irgendeinem Grund nicht unbedingt bereit zu sein, dieses Wissen weiterzugeben. Wobei Tsurumaru noch einen Aspekt oben drauf haut, der ihn auf der Meta-Ebene zu einem Arschloch macht: Wir erfahren in einem der letzten Kapitel das er eine Affäre mit einer 14 Jährigen Schülerin pflegte und darüber hinaus noch Andeutungen macht, dass diese nicht die einzige Heranwachsende war, die er auf der biologisch-gesellschaftlichen Ebene zerstört hat. (Hier spielt wohl zu großen Teilen das japanische Leitbild der Ehre mit hinein, wobei ich mich im Moment Frage, wie Teenager-Schwangerschaften dort drüben betrachtet werden. Wenn das Klischee über asiatische, traditionelle Gesellschaften, was hierzulande vorherrscht allerdings einen Funken Wahrheit beinhalten sollte, dürfte so ein Umstand für die betreffende, junge Dame einem gesellschaftlichem Todesurteil gleichkommen. Ein gefallenes Mädchen, sozusagen.)
Und wenn ich jetzt nicht eine Panel-Genaue Nacherzählung des Inhaltes abgeben will, war es das eigentlich auch schon, was es insgesamt hier im Groben zusammenzufassen gibt.

Irgendwo schwanke ich im Moment gerade nach diesem Band zwischen WtF? und Begeisterung. Was den Band ausmacht ist diese absurd wirkende Mischung, die ich ja schon häufiger bis hierhin angesprochen habe, die Naru Taru ausmacht und eigentlich extrem Jugendgerechtes Charakterdesighn mit unglaublich finsteren Themen mischt. Hoshimaru erfüllt einfach die ganze Zeit über dieses Kindchenschema und ist zeitgleich dabei eine unglaubliche Kampfsau. Dazu kommen dann noch die anderen Handlungen der übrigen Gruppen hinzu, die man immer wieder sieht und die dabei Äußerungen von sich geben, die absolut Menschenverachtend sind.
Und was dabei dann insgesamt so verwundert ist am Ende der Grad der dargestellten Gewalt: Im Grunde genommen werden (wenn ich das jetzt Richtig im Kopf habe) zwar durchaus immer wieder Menschen umgebracht, aber das drastischste, was man dabei sieht ist in der Regel Sachschaden.
Und selbst wenn tatsächlich tote Menschen gezeigt werden, dann erfährt man das eher über die Exposition, als das goorige Szenen gezeigt werden. (Was, wenn man die vermutete Altersgruppe dieser Reihe in Betracht zieht und z.B. mit anderen, ähnlich alten Klassikern wie „Eden: It‘s an endless World“ vergleicht, echt ungewöhnlich ist.)
Und wenn man das dann noch mit den handelnden Personen vergleicht und der Art und Weise, wie sie argieren und man Schrittweise immer wieder darüber stolpert, dass eine vermeindlich freundliche Person auf den zweiten Blick plötzlich wieder einen finsteren Abgrund der menschlichen Psyche aufmacht. Und fast alle diese Personen sind irgendwo kaltherzige Psychopathen/Soziopathen.

Fazit


Der vierte Band passt ohne weitere Bedenken in seine Vorgänger mit hinein. Es bleibt trotz allen hellen Momenten unglaublich finster. Das Problem ist die angedeutete Präsentation der immer wieder mal aufgegriffenen Themen links und rechts der Geschichte, die letzten Endes die Sorgen und Ängste von Erwachsenen über Kinder widerspiegeln. Wer da eventuell zu zart beseitet ist kann damit wohl eindeutig wenig anfangen, aber trotz alledem: Es bleibt spannend zu verfolgen, wie die entsprechenden Charaktere sich Schritt für Schritt ständig weiterentwickeln.

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