Dienstag, 26. November 2013

Rezension: Pathfinder Monsterhandbuch III

Cover: Monsterhandbuch III

Verlag: Ulisses Spiele
Wieder einmal habe ich hier das PDF eines der Zahlreichen Pathfinder-Bücher vor mir, dass ich mit meinen kurzsichtigen Augen betrachten darf. Dieses Mal handelt es sich um das Monsterhandbuch III von Ulisses Spiele. Also die deutsche Übersetzung des „Bilderbuches“ unter den Regelwerken des Pathfinder-Universums.

Wie ich an andere Stelle schon einmal festgehalten hatte, stellen die Monsterhandbücher im Falle von Rezensionen immer nur zwei Extreme als Möglichkeit zur Verfügung: Angesichts ihrer Natur als reiner Werkzeugkasten sind sie entweder rein funktional, oder völlig unbrauchbar. Von daher gilt es hierbei auch wieder einmal festzustellen, ob eines dieser beiden Kriterien in diesem speziellen Fall zutrifft.

Zum optischen zuerst, weil, wie ich bereits sagte, gerade die Monsterhandbücher eher das Kriterium von Bilderbüchern erfüllen: Das Cover wird diesmal von einer Sumpflandschaft im Nebel geziert, in der sich ein untoter, schwarzer Ritter, ein Rhinozeros-Zyklop und eine „Dire“-Variante einer Schnappschildkröte auf zwei Beinen zu einem Team scheinbar zusammengetan haben, um unschuldigen Helden, die sich in diesem Nebel verirren entgegenzustellen. Das alles im bewährten Pathfinder-Stil, der gerade für Cover immer nochmal einen etwas anderen Einschlag hat, als wenn es sich um die Innenillustrationen handelt.

Das innere ist dann auch schon wieder fast schon klassisch aufgezogen, was die Aufmachung betrifft: Man denkt bei dem „normalen“ Seitenhintergrund automatisch an vergilbte, alte Buchseiten mit ihren jeweiligen Macken. Zusätzlich umrahmt von einem der vielen unterschiedlichen, schwarzen Zierrahmen. (Auch wenn dieser Zierrahmen fast schon wieder zu verspielt wirkt und an den äußeren Bereichen noch ein wenig zusätzliche, durchscheinende, wasserzeichenartige Ornamentik annimmt.

Die inneren Illustrationen sind dahingegen wieder einmal von unterschiedlicher Qualität. Wobei dieses mal ein gefühlter Schwerpunkt eher bei zeichnerischen, denn malerischen Illustrationen zu liegen scheint.

Inhaltlich bietet das PDF auf 322 Seiten Gesamtdokument anzahl dann immerhin Einträge von mehr als 300 Monstren. Dabei ist Zentral zu erwähnen, dass hier zwei verschiedene Ordnungsprinzipien Vorherrschen: Das Inhaltsverzeichnis listet sämtliche Monster in alphabetischer Reihenfolge auf, während die einzelnen Einträge innerhalb des Buches einer anderen Logik folgen. (Welche das genau ist, wird dabei natürlich nie gänzlich klar, aber spielt letzten Endes auch keine wirklich so zentrale Rolle in allen Fällen.)

Viel mehr von Bedeutung ist dahingegen schon die Einleitung, die zum einen wie es meistens notwendig ist, eine Erklärung für die Anwendung der Monsterhandbücher liefert. (Zugegebenermaßen: Wer die anderen beiden Monsterhandbücher bereits hat, kennt Teilweise diese Form der Erklärung bereits. Interessant ist dabei für „alte Hasen“ also die übliche Klärung an Hintergrundquellen, auf die hier zurückgegriffen wurde. So erfährt man hier, dass nicht nur die irdische Mythologie Organspender gespielt hat, sondern auch popkulturelle Phänomene der phantastischen Literatur wie Lovecraft oder Mieville.) Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der asiatischen Mythologie, was nicht weiter verwundern sollte, wenn man bedenkt, dass auch schon das Aufbauregelwerk zum Kampf gerade in dem Bereich einen besonderen Schwerpunkt vorwies.

Wichtig dabei ist in erster Linie wie immer der Umstand, dass nicht jedes Monster automatisch ein Feind sein muss. So können einige der hier aufgeführten Wesenheiten ebenfalls als Spielercharaktere genutzt werden und ergänzen auf diesem Weg den entsprechenden Spieltischinhalt. (Und können Meister noch mehr verwirren, wenn sie bestimmte Fähigkeiten mal wieder nicht bedacht haben.) Und es gibt natürlich immer ein paar Wesenheiten, die man – klassenspezifisch – als alternative Gefährtentiere nutzen kann.

In dieser Hinsicht ist es letzten Endes egal, ob man jetzt einen Blick auf die Upasunda (eine offensichtlich der indischen Mythologie entliehene, dreiköpfige Frau mit Fangzähnen), den Derhii (ein geflügelter Gorilla. Oz lässt grüßen) oder auch den „hungrigen Nebel“ (ja, genau das) wirft: Eine entsprechend bekloppte Idee sollte sich hier durchaus finden lassen. (Und zur Not sieht man sich nochmal die entsprechenden Geschichten an, aus denen die entsprechenden Kreaturen stammen.) Das ist alles sehr nützlich und Funktionell gehalten. Ein kurzer Einleitungstext über das Monster, gefolgt von den dazugehörigen Werten. Das entspricht also genau der Funktion der Monsterhandbücher.

Den Abschluss bieten 13 Anhänge, welche spezielle Regelfragen noch einmal gezielt und zentral in ihrem jeweiligen Bereich erklären. (Wobei diese Erklärung auch nur ein Verweis auf andere Bücher der Monster-Reihe sein kann. Das beste Beispiel in diesem Bereich ist natürlich die Frage nach den Monstern als SCs, wo auf das erste Monsterhandbuch verwiesen wird.)

Allerdings werden dabei auch nochmal die einzelnen speziellen Eigenschaften einzeln aufgezählt, um schnell im Falle von „on the fly“-Fragen bestimmte Wesen erkennen zu können. (Das betrifft dann sowohl den jeweiligen Herausforderungsgrad als auch das jeweilige Terrain. Denn seien wir Ehrlich: Wer brauchte manchmal nicht inmitten auf hoher See ein Wesen, das sich majestätisch aus den Fluten erhebt… und schlug spontan den Eintrag für den Gebirgslöwen auf.) Jeden einzelnen Anhang nochmal Namentlich hier zu erwähnen scheint mir für den Zweck dieser Rezension überflüssig zu sein, aber es wirkt in meinen Augen vollständig und damit einfach zu handhaben.

Fazit

Hmm… technisch bin ich erneut an der Stelle angekommen, vor der es mich bei den Monsterhandbüchern immer graust: Die Gesamtbewertung. Denn wieder einmal habe ich hier genau das, was ich von einem Monsterhandbuch im Grunde erwarte: Ein funktionierenden Werkzeugkasten in Bilderbuchform. Das Inhaltsverzeichnis mit seiner Alphabetischen Aufzählung erfüllt den Zweck eines schnellen manövrieren innerhalb des Dokumentes, so man den entsprechenden Namen der Wesenheit kennt. Und die ergänzenden Anhänge lassen keinen Wunsch offen, was eine schnelle Übersicht nach anderen Kriterien anbelangt. (Von der SC-Frage natürlich einmal abgesehen.)

Sofern man also nicht ausschließlich davon ausgeht, das man mit dem Monsterhandbuch allein bereits Rollenspiele spielen kann (natürlich bleibt das Grundregelwerk weiterhin unumgänglich) ist man von der Zweckseite her hier sehr gut bedient.

Betrachten wir das ganze also mal aus einer anderen Perspektive: Der, in der sich assoziativ denkende Personen befinden. Mit den immerhin 282 Seiten reine Monstereinträge allein kann man da durchaus etwas leisten: Indem man einen Blick auf die einzelnen Illustrationen als Figuren und Stimmungsgeber noch einmal wirft. Viele der Figuren liefern ja gerade in der Art wie sie dargestellt sind manchmal den Wunsch und auch die Inspiration, sie einzusetzen. Das bedeutet dabei auch, dass bei sehr vielen aufgrund der Tatsache das eine bestimmte Illustration in der Art, wie sie dargestellt ist, automatisch Ideen für mögliche Abenteuerszenarien (und seien es nur Szenen) mitfließen. Ein Problem sollte man sich dabei hier zwar vor Augen halten: Gerade einige der Untoten in diesem Band sind in ihrer Machart irgendwie zu schön, als das man sie als Böse darstellen möchte (subjektiv betrachtet) und vom kulturellen Kontext her betrachtet eigentlich gute Wesenheiten, wie z.B. die Walküre, sind hier dermaßen gruselig dargestellt, das man sie (subjektiv betrachtet) nur als Schrecken aus der Tiefe in seinen Abenteuern aufführen mag.

So betrachtet, wenn man sich eine bestimmte Offenheit, und die Bereitschaft über den eigenen kulturellen Rahmen hinwegzusehen, offen hält, bietet das Monsterhandbuch III dann doch einen gewissen, überraschenden Mehrwert, der mir – aus der Erinnerung heraus – nicht unbedingt in dieser Hinsicht bei seinem Vorgänger aufgefallen ist. Der zentrale Punkt dabei ist allerdings immer noch die Tatsache, dass man als SL entsprechend engagiert an das Projekt „Monsterauswahl“ herangeht, und seine eigenen, hochgradig subjektiven und total abgedrehten Abenteuer strickt, anstelle sich einfach nur aus den sonst üblichen Verdächtigen Inspirationsquellen zu bedienen. (Das ist gerade daher wichtig, wie ich aufgezeigt habe, weil solche wie auch immer gefußten Quellen bereits eine gewisse Vorherrschaft in der Wertung mit sich bringen.)

Insofern bringt das dritte Monsterhandbuch durchaus einen anderen Wind in das Pathfinder-Universum der Regelwerke. Allerdings nur, wenn man sich auch ständig die Fragen an diesen Band selbst neu stellt und die dazugehörigen Erklärungstexte fürs erste ignoriert.

Und wie üblich bei den Ulisses PDFs muss man die sehr angenehme und bequeme copy-and-paste-Möglichkeit lobend erwähnen. Es ist auf diese Weise natürlich möglich sofort, wenn man sich dazu entschlossen hat, das entsprechende Wesen zu nutzen, dieses in Seine eigenen Meisteraufzeichnungen zu kopieren und dort entsprechend zu bearbeiten, was man wirklich an Text und Kontext letzten Endes braucht.

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