Montag, 20. Oktober 2014

Rezension: Yasmina Reza: Kunst

Cover: Yasmina Reza - Kunst
Verlag: Libelle
Dieser Blog hat ja auch immer einen gewissen, kleinen Schwerpunkt in seinem Flirt mit dem Thema der Kunst. Dementsprechend habe ich ja nicht nur in der Hinsicht, das ich über die Sachen schreibe, die mir so über den Weg laufen, etwas zu berichten weiß. (Ob diese jetzt einen Bezug zu einem bestimmten Hobby haben, oder nicht.) In der Hinsicht habe ich mir jetzt mal die schriftliche Ausarbeitung des sehr kurzen Dramas „Kunst“ von Yasmina Reza geschnappt und ergänze mal die Rezensionen um das erste Buch, dass mit dem Thema etwas zu tun hat.

Die mir hier vorliegende Ausgabe ist die 69 Seiten starke Taschenbuchveröffenltichung. Soweit ich weiß, hat der Libelle-Verlag allerdings dieses Stück mittlerweile im Rahmen eines Neudrucks insoweit veredelt, dass sie derzeit nur noch als Hardcover zu haben ist. Ich bitte darum, dass man diesen Fakt bedenkt, falls ich mit meiner kleinen Ergänzung hier ein wenig Interesse abseits des Phantastischen wecke.

Worum geht es bei „Kunst“: Im Grunde genommen geht es um Serge, Yvan und Marc.
Aufhänger des Stückes ist das Ereignis, in dem Serge seinen Freund Marc zu sich nach Hause eingeladen hat, um ihm seinen neuesten Erwerb zu zeigen: „Ein Ölgemälde von etwa ein Meter sechzig mal ein Meter zwanzig, ganz in Weiß. Der Untergrund ist weiß, und wenn man die Augen zusammenkneift, kann man feine, weiße Querstreifen erkennen.“

Diese Bild des Malers Antrios, sorgt dafür das zwischen Marc und Serge ein Streit ausbricht, in den der dritte Freund im Bunde, Yvan, der sich gerade auf seine Hochzeit vorbereitet, mit hineingerissen wird. Der Streit, der vordergründlich über mehrere Kunstbegriffe geführt wird, weitet sich sehr schnell und immer mehr auf unterschiedliche, tiefer liegende Differenzen aus, welche Scheinbar immer unter der Oberfläche gebrodelt hatten... Das alles vor einem schlichten Bühnenbild, das nur immer wieder um das weiße Bild ergänzt wird.

Was macht dieses Stück also aus? Zuerst: Es verfügt über eine sehr kleine Gruppe an Rollen, die auftreten: Es werden zwar immer wieder andere Personen erwähnt, aber bis auf die drei Freunde tauchen im kompletten Stück keine weiteren Rollen auf. Das sorgt dafür, dass die sehr zentrale Beziehung zwischen diesen drei Figuren so zentral wie nur eben Möglich geführt werden kann und dabei bereit ist immer wieder von einem Höhepunkt zum nächsten eskalieren kann, wobei die drei Personen sich von mal zu mal ständig in neuer Konstellation gegen einen der drei zu zweit verschwören. Und es sollte sehr schnell klar sein: Was man hier jeweils sucht sind weniger Unterschiedliche Kunstvorstellungen, sondern die gemeinsame Grundlage, welche eine Beziehung ausmachen kann. Und vor allem, wo genau die jeweiligen Tiefschläge sich verbergen, die früher oder später zu einer gewaltsamen Explosion führen könnten.

Der zentrale Aufhänger dabei ist gerade die ziemlich wichtige Erkenntnis mittlerweile, dass Kunst nunmal nicht immer „für sich selbst steht“, sondern gerade in den Wertsystemen des jeweiligen Rezipienten zu suchen ist.

Wer diese spezielle Form kleiner Dramen liebt findet gerade mit diesem Stück eines dieser kleinen Juwelen, die man immer wieder sehr schwierig auf den Bühnen findet und daher aktiv suchen muss, falls nicht die vorhandene Theaterbühen ein paar engagiertere Individuen vorweist, die sich eben um genau solche Möglichkeiten dann in ihrem Angebot kümmern. Daher sind die schriftlichen Veröffentlichungen, die nicht immer besonders einfach zu bekommen sind, dafür einen besonderen Blick wert und sollten aktiv genutzt werden. Für mich persönlich ist dabei gerade Kunst einer der ganz großen Geheimtipps überhaupt.

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