Montag, 15. Dezember 2014

Rezension: Andreas Schnell: Tage des Schmerzes

Cover: Tage des Schmerzes
Verlag: Mantikore-Verlag
Eigentlich hat das, was ich hier gerade mache etwas von „den Gaul von Hinten das Zaumzeug anlegen“. Aber was will man machen? „Tage des Schmerzes“ ist der zweite Teil einer Trilogie, die im Ganzen als „Die Siegel-Chroniken“ bezeichnet wird. Es handelt sich hierbei um ein weiteres Exemplar der Zombie-Apocalypsen-Romanreihen. Wenn auch nicht das typische „die Toten erheben sich aus den Gräbern und fressen alles was sie sehen“ im Ganzen hier erfüllt wird.
Ersteinmal: Ja, es gibt Zombies hier. Und ja, sie haben einen ziemlich schlimmen Kohldampf auf frisches Fleisch, das sie von den noch warmen Körpern der Lebenden nagen wollen.

Aber damit hat sich das meiste auch schon so halb erledigt: Zentrum der Handlung in diesem Buch sind die Erfahrungen von Professor Kelp, emeritierter theoretischer Physiker, der sich eher als Universalgelehrter versteht und ein Verfechter einer erweiterten Multiversen-Theorie ist. Von der akademischen Welt aufgrund seiner esoterischen Überzeugungen eher verspottet hat er sich in das tschechische Dorf Rozvadov zurückgezogen um sich dort vollständig seinen Studien als Privatgelehrter zu widmen. Er stolpert mehr unfreiwillig in die Zombiecalypse hinein, als diese Bereits im vollen Gange ist und der hungrige Mob eher daran verzweifelt, wo es die nächste Malzeit zu beißen gibt.

Zeitgleich beobachtet Anton Krebs in Frankfurt, der die Auswirungen der Zombies von Anfang an erlebt hatte, einige große Depressionen, während er vom Dach des Max-Plank-Instituts dabei zusieht, wie die untoten Massen einfach so marschierend die Welt vor die Hunde gehen lassen.

Diese beiden Erzählstränge wechseln sich im Grunde genommen gegenseitig ab, weil die beiden Wissenschaftler nicht nru miteinander über eine gemeinsame Vergangenheit sich freundschaftlich verbunden sind, sondern weil der eine eventuell Schlüsselinformationen für den jeweils anderen liefern könnte, wie sich im verlauf der Story heraustellt, in der eine Art omnisziente Wesenheit Namens Marius noch für zusätzliche „Aufregung“ sucht.

Also: Kruderweise hat die Geschichte Zombies mit telepathischen Fähigkeiten, Dimensionswechsel, einen Deus ex Mchina und eine ganze Menge Leute, die es so gerade eben schaffen zur Rechten Zeit am rechten Ort zu sein.

Prinzipiell würde ich für den Anfang sagen: Die komplette Story basiert darauf, dass Dinge passieren. Aber genau hier liegt für den Anfang auch mein großes Problem gerade. Da mir persönlich das Wissen über den ersten Roman felt, kann ich nur vermutungen im Augenblick anstellen, was dort passiert sein könnte an Handlung, die eventuell ein paar Fragen aufklären würde, die im Augenblick für die genaue Beurteilung dieser Geschichte hier noch bestehen.

Insofern muss ich mich für den Moment an eine spezielle Idee bezüglich der Multiversentheorie festklammern: Wenn eine Person außerhalb all dieser Optionen steht und dadurch sämtliche Handlungsausgänge beobachten kann ist es ihr auch Möglich annähernd omniziente Aussagen darüber zu treffen, welche Ergebnisse bei bestimmten Eingriffen in den Verlauf der Dinge passieren könnten. (Ein bestimmtes Maß an unsicherheit bleibt dabei immer noch bestehen.)

Unter diesen Umständen ist der Charakter Marius, so er im ersten Band aufgetaucht sein sollte (wovon allerdings auszugehen ist) eine solche Person, die Außerhalb des Systems steht und jetzt mit den McGuffin-Anweisungen rumhantieren kann, ehe man als Leser am Ende eine hoffentlich deutlich befriedigendere Erklärung für den Verlauf der Geschichte bekommt, die über „es geschehen Dinge“ hinausgeht. Prinzipiell ist nämlich an den handwerklichen Aspekten hinter diesem Roman von Andreas Schnell nichts auszusetzen. Der Schreibstil ist ausgewogen und lässt sich sehr flüssig lesen, die Charaktere sind für sich betrachtet zwar nicht in jedem Fall Glaubwürdig, haben aber irgendwie etwas von einer religiösen Bestimmung. Man muss also im ganzen Abwarten, was hier eigentlich noch passieren könnte.

Was bleibt ist also im Ganzen eine zwar schöne Story, die aber eine ganze menge Fragen aufwirft und daher eventuell tatsächlich erst als zweiter Band der Reihe und nicht im Einzelnen gelesen werden sollte.

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