Montag, 28. Dezember 2015

Von ebay, von (Geld-)Werten, von zu hohen Erwartungen und vom Rest der Welt. Der Fehler der Sammlerpreisspekulation.

Ich bin ja jetzt nicht (mehr) unbedingt die am häufigsten streitende Person, online. Aber manchmal kommt es dann doch hin und wieder vor, dass ich mich immer noch mit der einen oder anderen Person in die Haare bekomme. (Problematisch wird sowas immer dann, wenn die entsprechende Person einen Austausch von Argumenten gleich als einen persönlichen Angriff zu werten scheint, aber sei es drum.

Ich werde für diese Ausführung keine Namen nennen. (Die Leute, die die Sache verfolgt haben, werden wissen über wen ich spreche, für alle anderen ist es eher Nebensächlich.)

Auslöser für diesen Artikel war einer der Zahlreichen Threads in Foren rund um das Thema „wie viel kann ich bei ebay dafür minimum Verlangen?“. Der Threadersteller hatte zu einem entsprechenden Zeitpunkt eine Auktion online erstellt und dabei einen verhältnismäßig niedrigen Ertrag aus der Auktion gezogen. Was aber von andere Stelle direkt als „unter Wert verkaufen“ kommentiert wurde. Und genau diese Ansicht ist dann doch ein wenig Problematisch, weil das Endergebnis von solchen Auktionen eher anders zu interpretieren sein sollte.

Zuallererst einmal muss ich dabei hier vermutlich erwähnen, dass ich in diesem Artikel ausschließlich über den Geldwert rede, weshalb vermutlich auch eher der Begriff des Preises im weiteren verlauf dieses Artikels häufiger auftauchen wird. Das Problem bei der gesammten Geschichte ist nämlich, dass Geld als abstraktes, an sich erstmal wertloses Medium nur eine bedingte Aussage zu irgendwas machen kann. (Um genau zu sein ist Geld lediglich ein mittelbarer Tauschgegenstand, der den Arbeitsaufwand entgegenwirken soll. Dass das an sich auch wieder ein problematisches Feld ist, kann man recht schnell erfahren, wenn man sich über die derzeitigen Fehler in der Schulbuchlehre der Wirtschaftswissenschaften ein wenig auseinandersetzt, aber das sei hier nur am Rande erwähnt, dass der „homo oeconomicus“ zusammen mit rational agierenden Banken eher in den Märchenbüchern der Gebrüder Grimm Sinn macht. Und zumindest die Banken auch nur als Hexe, die man in den brennenden Ofen schuppst.) Aber das hier soll kein Rant über die fehlerhaften Theorien unseres Wirtschaftssystems sein.

Vielmehr geht es doch um die Frage, wie man ebay-Ergebnisse zu bewerten hat? Zuerst muss man dabei wohl die Frage stellen, woher solche Erwartungshaltung, die eher deutlich höher sind, in erster Linie kommen. Wir reden hier immerhin von SecondHand-Produkten.
Zum einen ist da natürlich der übliche Fehler, das einige Leute der Ansicht sind, dass hier ihre jeweilige Vorstellung ins Gewicht fallen müsste, das auch ideelle Werte in irgendeiner Form in einen Geldwert übertragbar sein müssten. Und letzten Endes ist genau das das Problem: Der ideelle Wert bezieht sich auf private Erinnerungen. Freudige Momente, die man erlebt hat, und für die entsprechende Gegenstände einen gewissen, symbolischen Moment bekommen haben. Das Problem ist nur: Man verkauft letzten Endes den Gegenstand als Artefakt ohne solche Geschichten an jemanden, der die eigenen Erinnerungen nicht Aufrufen kann. Insofern ist gerade dieses Konzept vollkommen displaziert in einer solchen Diskussion. Und auch wenn es die meisten Leute mit einer solchen Erwartungshaltung vermutlich nicht zugeben wollen: Am Ende ist es natürlich genau das, was die größten Enttäuschungen in dem Bereich wachruft.

Der zweite Punkt in dieser Erwartungshaltung ist ein Mischmasch, in den verschiedene Phänomene zusammenfallen.
Zum einen wäre da der Sammlermarkt, gerade der Comic-Sammlermarkt während der '90er. Damals sind sehr viele Hefte mit einem Mal von einem unglaublicher Wertsteigerung betroffen gewesen. (Die eine künstliche Blase war.) Was jetzt genau die entsprechende Blase zum Platzen gebracht hat, ist letzten Endes egal. (Vermutlich waren es auch einfach zu viele „Spezial-Editionen“ auf einmal, die die entsprechenden Sammlerpreise in sich kollabieren ließen. Man könnte jetzt natürlich über den Weg einer „künstlichen Verknappung“ im Sinne der Preisgestalltung argumentieren, das nicht jeder alles haben kann. Das Problem dabei ist nur: Wirklich funktioniert hat so etwas im Sinne von Second-Hand-Artikeln nur während der 90er. Damals gab es monatlich erscheinende Preiskataloge, welche atuelle Preis-Entwicklungen durch nur bedingt nachvollziehbare Kathegorien und Kanäle festhielten und auf diesem Weg eine Orientierungshilfe vor Ort waren. (Wobei dieses „vor Ort“ bereits den kompletten Wirkungsradius der eigenen Mobilität definierte. Ein Comic-Laden in der eigenen Stadt konnte bereits selbst Luxus sein.) War war also auf die komunale Ebene begrenzt, um nach solchen Dingen zu suchen und/oder sie zu finden. Mit dem Internetzeitalter bricht dieser Bereich auf, da die Welt im eigenen Wohnzimmer ein- und ausgeht.
Und genau in diesem Zusammenhang wird die verknappende Ressource also nicht durch den Geld- sondern dem Zeitfator definiert: Wie viel Zeit hat man, um einen Gegenstand loszuwerden?
Letzten Endes ist nämlich die Natur ebays als Auktionshaus hier nicht der entscheidende Faktor. Da die Funktion eines Festpreises hier genauso gewährt ist, wie die Festlegung eines Startgebots, ist jeglicher Hinweiß auf ein vermeitliches Außenbild kein valides Argument gegen die Ergebnisse von Auktionen, was die Aussage über den Geldwert eines hier angebotenen Objektes betrifft.
Nur sollte man sich eher der Tatsache bewusst sein, dass es vielmehr so ist, dass bestimmte Objekte einfach nicht so sehr gefragt sind, wie andere. (Zumal ja bestimtme WoD-Artikel über ebay-Auktionen auch wirklich unglaubliche Preisentwicklungen erzielt haben.) Nur: Man kann nicht auf eben diese Preisentwicklungen spekulieren und daher von Anfang an mit einem „das ist die Erwartungshaltung von Wert“ argumentieren und dann bei einem deutlich geringeren Auktionsergebnis sagen, man währe gezwungen gewesen den Gegenstand „unter Wert“ zu verkaufen. Viel mehr hat der Augenblick bereits aufgezeigt, dass der Wert des Gegenstands nicht der erhofften Erwartungshaltung entspricht. (Ganz davon ab, dass ebay in manchen Bereichen sehr eindeutig vom Publikum her die Eigenschaften einer Spielhalle aufweist. Aus irgendeinem Grund beginnen manche Leute wie die Bekloppten kurz vor Auktionsende sich gegenseitig in die Höhe zu bieten. Wenn diese Faktoren bei einem Ergebnis allesamt also nicht einspielen ist die Behauptung eines „unter Wert verkauft haben“ also schon per se falsch.)

Noch schwieriger wird es in der Gegenwart auch noch, diese einstigen Sammler-Mondscheintarife in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, wo durch PoD-Angebote in einer unglaublich ausgereiften Weise hochqualitatife Druckerzeugnisse zum Neupreis angeboten werden. Auf diesem Weg fällt die Nachfrage der Nutzer-Community, welche solche Bücher gekauft hätte, um sie am Spieltisch zu gebrauchen und nicht um sie ins Regal zu stellen, weg. (Zumindest solange die entsprechenden Personen sich der Tatsache bewusst sein, das am Ende des PoD-Prozesses ein Buch und nicht eine Klebebindung aus dem Copy-Shop steht.) Das war zumindest der Teil, der zu WoD-Spitzenpreiszeiten, den Sammlerpreis mit in die Höhe hat schrauben lassen.

Es bleibt in diesem zusammenhang also nur die ernüchternde Erkenntnis: Die Verknappung von Gegenständen in Form eines Begrenzten Aktionsradius fällt so gesehen erst einmal weg, da die entscheidenden Dreh- und Handlungsorte, welche die Preisstruktur bestimmen online offen und für jedermann zugänglich und einsehbar sind.

In diesem Zusammenhang könnte man natürlich über die moralische Schiene argumentieren, das Problem dabei ist nur: Welche moralische Komponente kommt zum Tragen, solange wir über die Preisstruktur eines Gegenstandes argumentieren?
Wegfallen täte nämlich der in diesem Fall (wir reden hier von Büchern aus zweiter Hand) der Ansatz, das man über den Preis die Arbeit des Erstellers zu würdigen versucht.
Haltbar hingegen (und das tatsächlich als einziges Argument auf der moralischen Ebene) ist der Punkt, in dem wir die Frage nach der Nachhaltigkeit stellen. Wir leben in einer Überflussgesellschaft mit begrenzten Ressourcen. Das heißt, dass man nur mit einer gewissen Selbstreflektion der Medienträgerschwemme an Artefakten durch Verzicht auf „Neuheit“ gegenübertritt und freiwillig zur SecondHand-Lösung greift. Allerdings, und dem muss man sich dabei klar sein: Natürlich ist hier nicht zu rechtfertigen, dass man dabei auch noch bestraft wird, sinnvoll zu handeln. Ein Gegenstand aus zweiter Hand kann demnach zumindest solange wir ihn als Gebrauchsgegenstand begreifen, nicht auch noch teurer Sein, als der gleiche Gegenstand aus im Neuzustand aus dem ersten Markt. (Ein Punkt der übrigens immer dann ins Gewicht fällt, wenn entsprechende Versandhäuser aus dem Reseller-Setor entsprechende Aktionen bewerben und dann die Preise mit der entsprechenden direkten Konkurrenz verglichen werden.)

Es bleibt also auch hier die entsprechende Erkenntnis nur übrig: Jede Form von Preisvorstellung braucht einen Abnehmer, der bereit ist den Preis zu bezahlen. (Und wir müssen dabei auch in den entsprechenden sauren Apfel beißen und sagen: Die Exististieren in sehr vielen Fällen nicht.)

Natürlich beschränken sich einige Sammlercommunities in bestimmten Fällen auf bestimmte Eigenschaften, die ein Objekt, dass in Massenware erstellt wurde, wieder zu etwas besonderem macht. Im Falle von Schallplatten sind das die Strichcodes von bestimmten Pressungen. Im Falle von Büchern sind es die entsprechenden Auflagen.)
Wir haben allerdings im Rollenspielsektor zwei kleinere Probleme, was das betrifft: Die Gegenstände, die eine Aura haben, sind bereits bekannt, da sie - wenn überhaupt – über die entsprechenden Verkaufplattformen eindeutig hohe Preise erzielen. (Und die Verkaufsplattform ist das entsprechend kritisierte Auktionshaus mit dem „Schnäppchenruf“.)
Die Communitie existiert also. Und sie weiß, was sie will. Und Auktionen generieren dabei Situativ, aus dem Moment heraus die Erwartungshaltung, die man haben sollte. Die Wunschvorstellung, die natürlich deutlich höher ist, kann man zwar auch hier und da gelegentlich an den eindeutigen Angeboten mit festpreisen ablesen. Nur: Diese Angebote sind seid Jahren immer gleich geblieben. Es muss also hier ein eindeutige Negation der Frage aufgezeigt werden, ob der erwünschte Mondscheintarif tatsächlich der Wert des Gegenstandes ist. Denn letzten Endes gillt für alle diese Bücher die gleiche Prämisse: Es sind identische Objekte aus einem Massenfertigungsprozess, welche aber nur mit einer endlichen Anzahl angefertigt wurden.

Jedenfalls kann man ebay eines Nachsagen, was dabei sehr unangenehm letzten Endes ist: Die Preisgestalltung im Sammlerbereich hat sich durch das Online-Zeitalter deutlich realistischer ausgependelt, auf einem vollkommen demokratisiertem Weg. Jedenfalls so stark, dass ein „unter Wert“-Argument nicht mehr haltbar ist, wenn durch eine Auktion nicht der Wunschpreis erziehlt wurde, den man sich eigentlich erhofft hätte. (Und bei dem manche behauptet hätten, dass sie sonst nicht darunter verkaufen würden.)

Um jetzt wirklich noch mit einer wahren Polemik auf den Sammlermarkt zu kommen, bleibt eigentlich nur ein Satz aus einem alten Dilan-Song übrig: „The times they are a'changin'“ … und ergänzend dazu: so get over it!

Montag, 21. Dezember 2015

Spoilers: Star Wars: Das Erwachen der Macht (Ein absolut subjektives Fanboy-Gehype nach dem ersten mal sehen.)

So. Während ich das hier schreibe ist Donnerstag Abend, am 17. Dez. 2015. Das heißt ich komme gerade direkt aus dem Filmereignis des Jahres, auf das so ziemlich die ganze Geek-Landschaft gewartet hatte. Und ganz ehrlich: Im Moment bin ich ein wenig zu aufgewühlt (emotional), als das ich hier eine entsprechende, rein-objektive Analyse mit bewertung abgeben könnte. (Letzten Endes ist der Krieg der Sterne meine „große Leidenschaft“, was Filme angeht.)
Zuallererst muss man sagen: Die Entscheidung seitens Disney, Abrahams das Projekt zu übertragen, war genau Richtig. (Das George Lukas für Star Wars untragbar geworden ist, hatte er ja hervorragend mit den nichtexistenten Episoden I-III bewiesen. Für die muss er sich immer noch beim gesamten Fandom entschuldigen.)

Also, was ist „Das Erwachen der Macht“ jetzt eigentlich? In erster Linie würde ich jetzt sagen: Es ist der Versuch ein Versprechen zu machen. Nämlich die alte Faszination für die Geschichte rund um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und der hellen und der dunklen Seite der Macht erneut zu erwecken, wie es damals passiert ist, als wir (in welcher Konstellation auch immer das erste mal die Vorgeschichte zu „A new Hope“ über den Bildschirm laufen sahen.
Das würde ich deswegen in diesen Film interpretieren, weil er in weiten Teilen mit unzähligen Zitaten gespickt ist, die auf den ersten Film verwiesen haben.
Einiges in den Anfangsszenen ist dabei verworrener, da die Einführung der neuen Generation von Helden deutlich Symbolischer geschieht. Um das zu verstehen muss ich allerdings wohl um einiges weiter ausholen: Der große Feind, die erste Ordnung, ist um einiges deutlicher am Nazi-Deutschland in seiner vollständigen Ästethik und Megalomanie orientiert, als es das Imperium der ersten Star Wars-Filme jemals hätte können. Hiermit meine ich weniger die doch deutlich „klassisch“ gehaltenen Kostüme der Darsteller, als viel mehr das gebahren der einzelnen Figuren. Das zentrale Element bei dieser ganzen Angelegenheit sind aber die Sturmtruppen. Während sie in den ersten Filmen eine Klon-Armee laut Kanon von anfang an darstellen sollten (auch wenn hier der mittlerweile zur Legende gewordene, bessere EU-Kanon eindeutig wiedersprochen hat), sind die neuen Sturmtruppen (die meiner Meinung nach zum ersten Mal wirklich so in Szene gesetzt worden sind, das man Angst vor ihnen bekommen konnte als Zuschauer, ursprünglich inder, die von ihren Familien entführt wurden und von Früh auf zu Kadarver-Gehorsam der ersten Ordnung gegenüber konditioniert wurden. Das Problem dabei ist nur, dass diese Konditionierung nicht bis ins letzte Element funktionieren kann, so wie es aussieht, denn gerade der spezielle Sturmtruppler FN-2187, auf den die meiste Zeit des Films über der Fokus liegt, muss mit schrecken feststellen, was Krieg heißt, weil ein Mitstreiter vor seinen augen erschossen wird und noch im Sterben, als letzte, verstörende Geste seine Blutige Hand nach FN-2187 Gesicht streckt. (Dabei hinterlässt er ein paar Blutige streifen auf dem Visier und einen follkommen verstörten FN-2187, der von da an nach einem Weg sucht, einen Neuanfang zu starten. Bloß Weit weg von der ersten Ordnung.
Und das ist eigentlich das interessante an der gesammten Sache: Der zweite wichtige Charakter dieser neuen Generation an Helden ist Rey, eine Schrottsammlerin auf dem Planeten Jakku. Diese vegetiert mehr so durch den Tag, umgeben von Überresten des großen Bürgerkrieges der Rebellion gegen das Imperium. (Sie selbst lebt in einem umgestürzten At-At und trägt schienbar bevorzugt in ihrer Freizeit das orangefarbene Visier der Helme der Rebellen-Piloten. (Scheinbar fehlt es an der Möglichkeit von Rosarot.) Aber auch Rey hat letzten Endes keine wirklich rein-gute Agenda in ihrem verhalten. Auch wenn sie letzten Endes aufgrund ihres Verhaltens BB-8 gegenüber eine höhere, moralische Persönlichkeit zu sein scheint, als es bei FN-2187 der Fall ist.

Die beiden treffen aufeinander, es gibt einige Missverständnisse und schließlich wird bei einem Überfall der ersten Ordnung auf der Oberfläche von Jakku ein „alter Schrotthaufen“ zur Flucht genutzt. (Wie zahlreiches Lachen aufgrund der Szene zur genüge Zeit ist dieses erste, wörtliche Zitat aus A new Hope tatsächlich dem Millenium Falcon gewidmet. (Und das führt dann natürlich zur bereits weit verzweigten Szene „Chewie! We are home!“ - Leider muss man hierbei sagen liegt es entweder an der Machart, wie Han Solo seinen ersten Auftritt hat, oder aber an der deutschen Synchro, die zusätzlich ein bisschen was raushaut: Gerade Harrison Ford wirkt bei diesem ersten Auftritt irgendwie hölzern und deplaziert.)

Und genau aus diesem Zusammenspiel mit Han Solo entspringt sehr viel Handlung. Star Wars war ja die meiste Zeit über immer wieder darauf ausgerichtet, dass irgendjemand der graue bei der ganzen Angelegenheit bleibt. Das ist hier in der neuen Generation so erstmal nicht gegeben. Sowohl „Fin“ als auch Rey sind irgendwo mit Päckchen versehen, die eher psychischer Natur sind und gerade weil wir alle bereits die eine oder andere Trailer-Szene gesehen haben, müssen erstmal die neuen Bedingungen eingespielt werden, so das jeweils klar ist, welche Rolle welcher Charakter dieser neuen Generation von Sternenkriegern einnehmen wird.

Apropos Grau: Kylo Ren ist ein Wrack von ständig ausartenden Wutanfällen, der sich irgendwo mit Daddy-Issues rumschlägt und dabei noch versucht Luke Skywalker aus bestimmten, familiären Gründen auszulöschen. Im Grunde genommen schließt sich hier wieder der Kreis: Die Skywalkers sind immer noch ständiger Anfang und Ende einer Bedrohung. Das Jedi/Sith-Erbe wird diese Famlie anscheinend einfach nicht los. Auch wenn die Sith jetzt die Knights of Ren sind und damit ein neuer Orden, der nicht mehr von der Regel der Zwei beschrängt wird. (Auch wenn der neue Anführer dabei natürlich irgendwo seinen eigenen Weg an Lehren zu verfolgen scheint.) Aber: Es ist nicht ganz dasselbe, wenn Kylo Ren seinen Vater umbringt und dabei die Szene zwischen Darth Vader und Obi-Wan Kenobi auf dem ersten Todesstern eindeutig Pate stand. Nur ist der verzweifelte Moment, wo Han Solo durch die Klinge Kylos stirbt, weil er den tragischen Fehler gemacht hat, zu vertrauen, von der wirkung her nicht ganz so verwirrend, wie Obi-Wans Ende. Aber deutlich verstörender, je länger man über die ganzen Zusammenhänge nachdenkt.

Und wo wir von neuer Anführer reden: Weiterhin wird mit allen Regeln der Kunst die CGI weitergetrieben und damit auch die Gestalltung mancher Szenen bei weitem überhöt. Was wir bislang in Ansätzen aus den Trailern kannten war ja der neue Hyperraum, der jetzt ein wenig mehr an Star Trek Trans-Warp-Raum erinnert. Das war wohl nicht zu vermeiden, aber irgendwie sieht die Röhre, in der sich der Milenium Falcon bewegt dann doch ziemlich interessant aus. (Auch wenn man nur sehr wenig Inneneinsichten hat diesen hat.) Und die irgendwann urplötzlich auftretenden Action-Szenen sind deutlich gewalltiger durch den Einsatz der Computer-Generierung. Das passt dann doch nicht so ganz, solange man nur die existierende Trilogie im Hinterkopf hat.

Das erstaunlichste bei der ganzen Sache ist aber die allerletzte Szene zwischen Luke und Rey. Nach all dem ganzen Chaos, den ganzen überstandenen Gefahren, Lügen und unklarheiten ist sie diejenige, welche die Macht in sich trägt und den Einzigen Lehrer in diesem ganzen Universum gefunden hat, den sie akzeptieren kann. Und hält ihm inmitten der Ruinen des ersten Jedi-Tempels auf einer in einem so satten Grün gehaltenen Klippengegend, das man fast Irland schreien möchte, in einer einzigen, hilflosen Geste das Lichtschwert entgegen, das den ganzen Ärger in Lukes Leben überhaupt erst ausgelöst hat. So als ob sie ausgerechnet vor diesem einen Mann nur noch Angst empfinden würde.

Trotzdem ist es Star Wars. Und zwar ein Star Wars, dass zumindest anders als bei George Lukases Vorsetzungversuch zumindest den Eindruck erweckt, dass hier ein paar Leute am Drehbuch gesessen haben, die zumindest versuchten zu verstehen, was so faszinierend an den Filmen war, dass sie sich über 30 Jahre lang im Gespräch halten konnten.

So, das hier war jetzt mein erstes Fanboytum-Gehype aus dem ersten mal sehen heraus. Ich werde mich wohl irgendwann bei gelegenheit noch einmal hinsetzen (zum Erscheinen der DVD denke ich) und meinen Eindruck nochmal etwas analytischer in Form einer Rezension Luft machen. Aber fürs erste soll es das gewesen sein. Jedenfalls hat der Film mich auf seine Weise unglaublich rühren können, dass mir die Freudentränen zuweilen in die Augen schossen.

Montag, 14. Dezember 2015

Regulierungswut? Oder: Gleich kommt die Rollenspielpolizei?


Hmm... da haben wir ja diesmal ein Thema, zu dem man alles und nichts sagen kann im Dezember. (Zumindest solange es nur den Karneval betrifft.) Und vor allen Dingen schreibe ich hier gerade in dem Wissen, dass ich beinahe alles wichtige dazu (aus meiner Warte wohl gemerkt) auf einer deutlich höheren Meta-Ebene bereits einmal gesagt habe.

Aber seis drum: Gehen wir die Metaebenen ein wenig hinunter und rupfen ein paar Hühner der kompetetiven Anstalt. Prinzipiel gilt ja innerhalb einer bestimmten Spielweise das Prinzip des Wettkampfes als oberstes Gebot, welches die Funktionalität der Regeln zum obersten Gebot macht.
(Auf der polemischen Ebene kann man dafür jede Form von Schutzbehauptung heranziehen, jedoch muss man auch ehrlich auf eine Sache hinweisen: Letzten Endes ist diese Spielweise irgendwo ständig inkonsequent, wo sie nicht den Würfel entscheiden lässt.)

Der Punkt bei dieser Form von Spielweise ist, dass jeder Konflikt über das Zufallselement hinaus gelöst wird. Das Problem ist nur: Jede Form von Szene kann unter solchen Problemen als Konflikt betrachtet werden. (Wer von euch hat sich nicht schon mal versehentlich den Ellbogen gestoßen oder den Finger im Reißverschluss eingeklemmt?) Und in solchen Momenten können sehr abstrakte Konfliktmechanismen eben durchaus hilfreich sein. (Können, nicht müssen.) Andererseits brauchen Spieler dieser Spielart irgendwo für ihre eigene Vorstellungswelt auch noch sowas wie einen gefühlten Kleinsterfolg (so meine Beobachtung der in diesem Bereich laufenden Diskussionen), um sich toll vorzukommen. Daher wird das haptische Element aus mehreren Würfelwürfen zu bestimmen eines Ergebnisses irgendwo plötzlich doch noch wichtig.
Aber, und hier wird es dann interessant: Das Selbstbildnis unter diesen Spielern ist ja irgendwo schon darauf ausgelegt, so kompetent wie möglich zu sein. Und da kommt dann das Messerjockel-Syndrom ins Spiel.

Der Messerjockel ist vermutlich noch unter vielen anderen Namen und in anderen Erscheinungsformen in jeder Form von System bekannt, meinen tue ich folgendes:

Ein Küchenjunge, einzig und allein bekleidet mit einem Lendenschurz und bewaffnet mit einem alten, rostigen Obstschälmesser, mit dem er bis kurz vor dem Eindringen der SCs in das Gebäude, in dem der Küchenjunge seinen Lebensunterhalt verdient, noch Kartoffeln geschält hat, reibt die Gruppe von Helden vollständig im Nahkampf auf. (Alleine wohlgemerkt.)

Das mag im komödiantischen Rahmen eines „Kevin allein Zuhaus“ noch passend gewesen sein, jedoch überzeugt es nur sehr wenig bei „Grughbärgh“ dem orkischen Barbaren. Die Frage ist, warum dieser spezielle Ork nicht mit einem einzigen Axt-Schlag mitten auf den Stirnlappen die Bienenstiche der kleinen Rotznase einfach beendet.

Das ist jetzt natürlich die brutalst mögliche, denkbare Lösung dieser Situation. Aber: Je detaillierter das System ist, desto mehr Möglichkeiten existieren, um Messerjockel am Leben zu halten. Und Regelfair muss man diesen Kampf auch austragen, um die Institution der Regeln nicht in Frage zu stellen. Und genau da greift dann die Möglichkeit des SLs als Vermittler zwischen Regelsystem und Spielergruppe. (Etwas, das manche in der ganzen Angst vor „SLs mit Gottkomplexen“ gerne übersehen ist nämlich auch diese spezielle Möglichkeit: In seiner Funktion kann der Spielleiter Momente identifizieren und andere Lösungsmöglichkeiten auswählen, die eben nicht in das „True-Falls“-Schema der „Regelfairness“-Diskussion passen. Regeln können Orientierungshilfe innerhalb bestimmter Situationen bieten. Aber in anderen müssen sie ebenso ausgehebelt und umgedeutet werden, um ein passendes Bild zu erzeugen. Und hier greift ein Phänomen, dass viele Menschen ihren Mitmenschen grundsätzlich absprechen wollen: Der gesunde Menschenverstand. (Um es jetzt etwas hochstrebender zu formulieren: Wenn man jetzt De Sade aufs Rollenspiel übertragen würde, bedeutete das, dass die vollständige Abwesenheit von ethischen Maßstäben tatsächlich zur reinen Befriedigung des eigenen Egos über den Bedürfnissen jeder anderen Person führen würde. Aber mal anders ausgedrückt: Wir sind allesamt immer noch soziale Wesen, so als Menschen und so. Müssen wir wirklich dermaßen Misstrauisch sein, um jedes abweichen von einem wie auch immer gearteten Ehrenkodex gleich als boshafte Egobefriedigung auszuwerten? Im Falle des Zweifels gillt schließlich immer noch die logische Endkonsequenz aus Sartres „Die Hölle, das sind die Anderen.“ (Sprich: Jede Form von unpassender Beziehung kann von uns durchbrochen werden, indem wir die Beziehung beenden.)

Insofern bleibt aus meiner Perspektive eigentlich nur die Feststellung übrig, das Rollenspiel zu viel Eigendynamik entwickeln kann, um wirklich Sinnvoll ein „reines“ Regelanwaltinsestieren aufrecht erhalten zu können. Es gibt Momente, manche davon häufiger als andere, wo die „Regel“ der ach so bittertbösen „gewedelten“ Hand wirlich mehr Bereicherung mit sich bringt, als der starre Umgang mit dem vielleicht bereits bestehenden System. (Selbst wenn dieses eine Antwort für den Moment eventuell bereit halten mag.) Das heißt aber auch nicht, dass man im Anschluss daran eine Bibliothek anlegen muss, um all diese neuen Regelergänzungen auf Papier festzuhalten. Mal bestimmt der SL ad hoc, mal die Runde in der Gemeinsamkeit. Wie gesagt: Der SL ist in diesem Fall nicht länger Schiedsrichter, sondern Vermittler. Den letzten Endes geht es hierbei um Spaß und nicht um Vertragsrecht. Nur muss man dabei ehrlich genug zu sich selbst und allen beteiligten jeweils sein, auf was genau man seinen jeweiligen Erwartungen münzt. Denn auch wenn ich es gerade in diesem Hobby als ein wenig seltsam empfinde: Es gibt ein paar Leute, die anscheinend Brettspielartig durch die Lande ziehen auf der Suche nach der „Gewinnsituation“.

Montag, 7. Dezember 2015

Rezension: The Walking Dead Band 17: Fürchte dich nicht.

Cover: Fürchte dich nicht
The Walking Dead Band 17
Verlag: Cross Cult
Während im letzten Band mit der Anhöhe eine neue Siedlung von Menschen eingeführt wurde, die organisiert sind, allerdings eigene Probleme haben, kommt es jetzt in diesem Band spezifisch zu Vorstellung des Problems. Rick und seine Gruppe hatten Jesus und seinen Leuten ja angeboten, sich um das „Negan“-Problem zu kümmern. Nur um im nächsten Moment festzustellen, das Negan sowohl eine Person, als auch eine Gruppe sind. Um genau zu sein, handelt es sich dem Anschein nach um eine gut organisierte Armee. Denn Negan schafft es mit gehöriger Übermacht, sowohl Rick mitten in der Nacht in freiem Gelände zu stellen, als auch Alexandria direkt anzugreifen.
Dabei erfährt man einiges über die Struktur des Regimes, das Negan und seine Armee führen, was für die heutige Zeit noch unsympathischer ist, als man sich denken mag.
Um genau zu sein scheint Negan eine absolutische Militärmacht aufgebaut zu haben. Er selbst steht an der Spitze einer gewaltigen Streitmacht, mit der er die „Welt“ unter Kontrolle hält. Auf der anderen Seite ist er aber auch jemand, der sich selbst nicht zu Schade ist, die Drecksarbeit zu erledingen, um zu unterstreichen, dass er die Gewallt in dieser Weltordnung ist.

Dieser Band hier spielt mit dem, was im vorangegangenen aufgebaut wurde. Und wie gehabt gibt es auch hier weiterhin die entsprechenden Variationen, für die „The Walking Dead“ bislang bekannt war. War ich bislang davon ausgegangen, dass es sich hierbei um einen Neuanfang dreht, so macht dieser Band hier eher das Gefühl, dass es eher auf einen letzten, finalen Schlagabtausch an Wertesystemen hinausläuft, bei dem irgendjemand den kürzeren ziehen wird. Und es geht jetzt um Informationen und den Willen zu handeln.

Das Problem dabei ist, das wir hier ein wenig an die Grenzen des darstellbaren in der Comic-Erzählung gelangen. Und zwar kommt es in einer Szene zu einem unglaublichen Ausbruch von Gewallt seiten Negan gegenüber einem der Gruppe rund um Rick. Klar ist, dass es dabei um das statuieren eines Exemples geht. Weniger klar ist, welche Stimmung diese Handlung dabei übermitteln soll. Von der Art und Weise, wie der Monolog seitens Negan abläuft, sieht es so aus, als währe er seiner Eigenen Handlung überdrüssig, fast schon gelangweilt. Die Tat an sich aber ist von äußerster Brutalität geprägt, die einiges an Aufwand (eigentlich) mit sich bringen müsste. Und leider bieten die Sprechblasen in ihrer Gestalltung dabei auch einen genauen Hinweiß darauf, welche Stimmung übermittelt werden soll. (Das gleiche gillt auch für die Art, wie Negans Gesichtszüge präsentiert werden.) Insgesamt ist es also genau alles in der Summe, was einen als Leser ein wenig Ratlos zurücklässt. Und einiges spricht dafür, dass langfristig vermutlich eine weitere Konfrontation bevorstehen müsste. Einfach weil man die Gruppe unter Ricks Führung bis hierhin schon kennen gelernt hat. Ebenso wie ihre entsprechende Entschlußkraft, was einzelne Individuen anbelangt.

Fazit

Das hier ist wieder mal ein Lückfüllerband, aber einer der wirklich üblen Sorte. Man bemerkt am Ende der Geschichte, dass die gesammte Erzählung einen weiteren Höhepunkt vorbereiten soll, aber dabei keinerlei Hinweise bietet – wie zu anderen Momenten dieser Art – worauf die gesammte Situation tatsächlich hinausläuft.
Und das alles ist in diesem Zusammenhang dann auch noch entsprechend zusätzlich schwierig, weil die bereits erwähnte, seltsame Situation zu wenig Information für die Deutung der entsprechenden Szene übrig lässt. Insgesamt ist dies also ein interessanter Band, der aber beiweitem nicht unbedingt den bisherigen Stärken der Serie entspricht.

Montag, 30. November 2015

Black eyed Children: Erste Überlegungen für ein SLC-Konzept

Ich stolpere ja immer wieder mal über Dinge, die ich ganz interessant finde, um sie irgendwie zu verwursten. Gerne entstehen dann auch mal die SLC-Konzept-Artikel hier auf dem Blog dafür. Das ist heute dann doch noch nicht der Fall, weil ich mir bei diesem neuen Phänomen nicht ganz sicher bin, für welches System es wirklich geeignet wäre.

Für diejenigen, über deren Köpfen noch Fragezeichen hüpfen, sei der Konsum der entsprechenden Folge des Hoaxilla-Podcasts nahegelegt. Wie immer geht es Hoaxilla-Typisch in dieser Folge zwar um das Debunking der entsprechenden, wie es im Podcast normalerweilse genannt wird, „modernen Sage“, aber in dieser Folge wird dabei Zeitgleich auch allerlei kulturwissenschaftlicher Unterbau dabei mitgeliefert (was für die Hoaxilla-Folgen auch sehr schön ist), das man dabei auch sehr viel mehr noch mitbekommt, auf was für Topoi diese speziellen Geschichten letzten Endes aufbauen. Außerdem sei dabei nochmal kurz auf das Video zu dem Song Pompeii der Band Bastille verwiesen, der zumindest Scheinbar ebenfalls mit diesem Thema zu spielen scheint. (Auch wenn man von der Musik der Band selbst eher abraten muss.)

Aber was macht dieses spezielle Phänomen jetzt so interessant und erwähnenswert?
Zuersteinmal wäre das dieses duale in der Zuordnung: Wir haben Kinder, welche ja zumindest im traditionellen Kulturkontext immer als Unschuldig und somit tendentiell eher Archetypen des „Guten“ wahrgenommen werden. Dann haben wir aber den Umstand, dass die Kinder in genau diesem speziellem Zusammenhang aber plötzlich Attribute einer Bedrohung darstellen.
Sie weisen klassische Verhaltensweisen auf, die eigentlich dem Teufel zugeschrieben werden und offenbaren ihre gefährliche Natur erst im letzten Augenblick, wo es beinahe schon wieder zu spät ist.

Was könnte man jetzt aus diesen Umständen für eine Sorte von SLC machen?
Zugegeben, ich schummle jetzt ein wenig, weil ich die Deutung aus dem Podcast gleich mitverbaue, dass hier ein erwachsen gewordenes Kind über seiner Erinnerungen an eine andere Zeit schreibt, aber das macht für mich gerade den größten Reiz bei der ganzen Sache insgesammt aus.

Also: Sehr zentral würde ich erst einmal über den Umstand der schwarzen Augen gehen. Dadurch, dass in einer gewissen philosophischen Denkweise die Augen als Spiegel zur Seele betrachtet werden. (Zumindest wird diese Behauptung mehr oder weniger Leonardo Da Vinci zugesprochen.) Wichtig ist aber dadurch etwas festzuhalten: Die Wesenheiten haben entweder etwas zu verbergen, oder sind unvollständig, da Seelenlos. Wenn wir zweite Interpretation aufrecht erhalten und für ein entsprechendes SLC-Konzept nutzen wollen, währe die nächste Frage natürlich sogleich: Warum ist dem so? Und dort wird es dann interessant, wenn man die Geschichte von dem Mann in betracht zieht, der die entsprechenden Wesenheiten ins ein Haus ließ, und es spätestens in dem Moment mit der Angst zu tun bekam, als man ihm sagte „Wir sind wegen dir hier.“

Offenbar haben die Black Eyed Children irgendetwas mit dem Opfer in Speh zu erledigen. Stehen sie in irgendeiner Beziehung zu ihm? Was wäre, wenn wir einfach mal Wild herum assoziieren ein guter Aspekt dafür? Warum rufen sie mit der offenbahrung ihrer Seelenlosigkeit solch einen unglaublichen Fluchtinstinkt wach?

Und jetzt gehe ich mal einen Schritt zurück von diesem doch sehr konkret an den „beannten Fakten“ gehaltenen Überlegungen und mache eine assoziativen Sprung dabei, um Lücken zu füllen, die sonst offen blieben: Was ist, wenn die Seelenlosigeit der Black Eyed Children eine Folge von unglaublicher Unvollkommenheit ist? Was ist, wenn sie wirklich in einer besonderen Beziehung zu den Menschen, die sie Heimsuchen stehen? Was ist, wenn diese Beziehung darin bestünde, sich selbst wieder zu verfollständigen? Und wenn die Leute, welche in solch einer Furcht vor den Kindern reisaus nehmen eigentlich von der nur noch im Instinkt begründeten, aber nicht in der bewussten Erinnerung mehr vorhandenen, Erahnung eines zurückliegenden Traumas, dass so schlimm wahr, das die eigene Psyche es ausgelöscht hat, um den Verstand in einem Zustand von „Gesund“ zu halten? (Nein, ich rede nicht vom Cthulhu-Mythos.)

Ja, ich will gerade in eine entsprechende Richtung damit ab: Im Grunde stelle ich mir die Ganze sache so vor: Wir alle haben bestimmte Charaktereigenschaften, von denen wir uns manchmal wünschen würden, wir könnten sie irgendwie loswerden. Und gerade Kinder haben (in einer anderen Deutung des Kinder-Topoys) manchmal auch den Ruf von unzivilisierten Wesen, denen man die Kultur einbläuen muss. Assoziativ würde ich mich jetzt fragen, ob es nicht eventuell einen übernatürlichen Moment im Leben eines jeden Menschen geben könnte (oder auch nur einen einzigen, singulären Moment in der Vergangenheit der gesammten Menschheit) wo einmal die positiven und die negativen Eigenschaften auf dem Prüfstand standen und sich bei einigen Individuen herausstellte, dass die negativen Eigenschaften zwar nicht vollständig ausreichten, um eine vollständige, neue Person auszumachen, aber dennoch mächtig genug waren, um einen eigenen, inneren Dämon zu erschaffen, der sich von der restlichen Person abspaltete, verwirrt in der Gegend als „neuer Mensch“ herumirrte und sich nach einer ganzen Weile des eigenen Verlustes der Vollständigkeit bewusst wurde. (Nur das dieser Zeitraum sehr lange gedauert hatte.) Die „Black Eyed Children“ sind somit Seelenfragmente, beladen mit den negativen Eigenschaften von den Personen, die sie irgendwann heimsuchen.

Ihr Ziel ist es wieder zu einer Einheit zu werden, nur nicht mit dem restlichen Balast, den die Person eigentlich ausmacht. Sie altern nicht, weil das Altern ein Prozess der „eigentlichen Person“ ist. Und sie haben irgendeine Art von Ritual oder Artefakt, um ihr Ziel zu erreichen. (Und den Willen, sich wieder zu verfollständigen, nebst dem fehlen der Moral.)

Bis hierhin hätten wir also die noch möglichst generisch gehaltene Wesenheit in den Vorüberlegungen, wie ich persönlich mir das Ganze vorstellen würde. Konkreter könnte ich erst in dem Moment werden, wo ich mich auf ein spezifisches Setting konzentrieren könnte, um bis hierhin noch bestehende Lücken und restliche Erklärungen zu liefern, die den zentralen Faktor und damit verbunden eventuelle Effekte und Auswirkungen ausmachen würden. (Um es kurz zu machen: Unknown Armies würde andere Black Eyed Children bekommen, als es in der World of Darkness oder auch Kult der Fall wäre.) Aber es ging in diesem Artikel auch nicht darum, mich auf ein System letzten Endes festzutackern.

Montag, 23. November 2015

Rezension: The Walking Dead Band 16: Eine größere Welt

Cover: Eine größere Welt
The Walking Dead Band 16
Verlag: crosscult
„Wir können endlich aufhören zu überleben und anfangen zu leben.“

Okay, ich habe euch mit diesem Zitat letzten Endes die Synopsis dieses Bandes bereits vorgespoilert, aber es handelt sich letzten Endes um das zentrale Thema, auf dem der Ausschnitt des 16ten Bandes der Walking Dead Reihe letzten Endes hinausläuft.
Also, was passiert? Zentraler Auftakt des Bandes ist letzten Endes die Erkenntnis, das nach zwei Jahren Zombiecalypse endgültig die Vorräte knapp werden. Das daraus folgende Ziel ist also klarerweise der Wiederaufbau einer Agrarfläche. Doch vorerst bleibt es nur in der groben Absprache solcher Pläne, denn mit einem Mal Platzt in einem Rundgang um die Perepherie von Alexandria ein neues Gesicht in den Mikrokosmos der Gruppe: Jesus.
Dieser ist selbst ein Kundschafter einer anderen Gruppe an Überlebenden, welche eine Siedlung gebildet haben, die sich die „Anhöhe“ nennt. Natürlich ist das Misstrauen goß. (Nicht zuletzt hat man ja bereits in der vergangenen Bänden mehrmals überlebenden Gruppen getroffen, die sich auf den ersten Blick als „normal“ Ausgaben und auf den zweiten Blick dann als moderne Versionen reiner Barbaren erwiesen.)
Doch mit einigen schweren Entscheidungen entschließt sich Rick schließlich dazu, eben diese Siedlung aufzusuchen und sich dem Unbekannten zu stellen. Stehts begleitet von den entsprechenden Bedenken und dem ständigen Misstrauen gegenüber seines neuen Freundes.
Und auch wenn die Anhöhe sich als besonderes, neues Erfolgsmodell im Vergleich zu Alexandria erweist erkennt man hier, dass die Probleme dieser Gemeinschaft auch noch existieren, die Rick nur all zu gut bereits kennt. (Auch wenn das bis jetzt nur angedeutet wird.)

Grundsätzlich gillt hierbei also wieder irgendwo: Wir greifen das auf, was bereits bekannt ist. (Aus den vorherigen Bänden.) und variieren es unter einer neues Fragestellung. Hierbei geht es ganz klar endgültig um den Wiederaufbau in letzter Konsequenz. Aber auch um die Fragen, welche sich mit dem Aufbau neuer Gesellschaften langfristig drehen.

Fazit

Ich hatte (auch wenn man mir das vermutlich nicht so direkt glaubt) jetzt eine etwas längere Lesepause zwischen den Bänden 15 und 16. Mein Problem mit Band 15 hatte ich ja zur genüge in der entsprechenden Rezension bereits breitgetreten gehabt. Und auch hier muss ich letzten Endes sagen: Vieles ist immer noch vorerst geblieben. Die Serie fühlt sich immer noch so an, als hätte sie bereits den Hai übersprungen. Aber das kann sich eventuell nochmal ändern. (Vorerst bin ich wieder positiv eingestellt, mich nochmal fangen zu lassen.) Die Einführung einer neuen Gruppe an Menschen, die nicht im Verlauf der Ereignisse, die die Welt zerissen haben, angefangen haben sämtliche Werte und Normen über Bord zu werfen – wie es erst einmal hierbei aussieht – macht einen durchaus sinnvollen Eindruck. (Fürs Erste wohlgemerkt.) Die Frage mit dem zusätzlich aufgedeuteten „Negan“-Problem, dass hier zum Tragen kommt, zeigt vorerst auf, was in dieser Gemeinschaft vermeitlich schief gelaufen sein könnte. (Auch wenn man abwarten muss, was es damit auf sich hat, weil es in diesem Band noch nicht aufgeklärt wurde.)
Jedoch und das muss man sagen: Mit der Einführung von Jesus als neuen Heilsbringers kommt eine veränderte – wenn auch vorerst nur verhalten angedeutete – Thematik von Hoffnung in die Geschichte mit hinein. Das Problem dabei ist nur, dass wir natürlich dabei abwarten müssen, wie sich diese ganzen Aspekte letzten Endes als ganzes Präsentieren werden. Die bisherige Vorgehensweise in der gesammten Reihe „The Walking Dead“ war ja eher: Man nehme einen eventuell positiven Aspekt und schaue nach, auf welche Weise ein Mensch in seiner Art des psychischen Zusammenbruches während der Zombiekalypse daraus etwas fürchterliches machen könnte. Insofern: Mäh ist es nicht mehr, aber die Serie muss erstmal noch zeigen, ob sie den richtigen Dreh wieder findet.

Mittwoch, 18. November 2015

Gedanken am Omphalos: Was zur Hölle ist eigentlich gerade los?

Okay... regelmäßige Leser werden in den letzten paar Wochen mitbekommen haben, dass hier einiges aus dem Tackt geraten ist. (Und ich kann noch nicht sagen, wann hier wieder normalität eintritt.)

Jedenfalls hangele ich mich zur Zeit ein wenig von Woche zu Woche, auf der verzweifelten Suche nach Zeit. Entweder für Kurz vor Knapp, oder um vorbereitend ein paar Artikel hier wieder auf Vorrat zu haben. Und beide sist gerade ein bisschen schwierig zu erledigen. (Ich will jetzt nich zu sehr ins Detail gehen und rumjammern, aber da meine Job-Situation ein wenig "saugt", wie man neudeutsch so schön sagt, bin ich zuweilen einfach nur froh nach Hause zu kommen, die Tür zu schließen und die Welt draußen sein zu lassen.)

Jedenfalls bin ich derzeit sehr bemüht, wieder vernünftig hier schreiben zu können, kann aber das Ganze nicht garantieren. Wir werden sehen, wann ich für mich wieder innerlich aufatmen kann. Ich wollte nur sicher gehen, das entsprechende Verwirrungen erst einmal beseitigt sind.

Montag, 16. November 2015

Rezension: James O'Barr: The Crow. Special Edition

Cover: James O'Barr
The Crow
Special Edition
Verlag: Gallery Books
Die Geschichte beginnt ein wenig seltsam: Ein Kleinkrimineller, der gerade einen besonderen Beutezug getan hat läuft durch die Straßen. Dabei faselt er etwas darüber, wie besonders es sei, dass er einen „Toshiba“ abgegriffen habe und welches Geld er dafür verlagen kann. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er in eine schwarze Gestallt mit Harlekinfratze hineinrennt, welche ihn beim Namen anspricht und danach fragt, ob sie seine Aufmerksamkeit jetzt hätte.
Was so absurd im kleinen Anfängt ist der ausgewachsene Rachestreifzug des Wiedergängers Eric, stehts in schwarz gekleidet, bekannt für die Harlkin-Maske und mit einer Liste von fünf Namen im Gepäck, die er alle etwas mit dem Tot seiner Verlobten Shelly zu tun haben. Durchzogen wird diese Geschichte dabei immer wieder durch kurze Episoden, die Erinnerungen an glücklichere Zeiten sind, sowie Visionen aus der Zwischenwelt, die von den sarkastischen Kommentaren und Ratschlägen der titelgebenden Krähe, deren Name als Pseudonym aber auch von Eric in dieser Form selbst genutzt wird, begleitet werden.
Was hier vorliegt ist im Grunde klassischste Kult-Comic-Kultur, deren Geschichte jeder auf die eine oder andere Weise schon mal gehört haben sollte. Immerhin ist das Graphik Novel „The Crow“ nicht zuletzt durch den spektakulären Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee während der Dreharbeiten der Verfilmung letzten Endes unvergesslich geworden.
Während James O'Barr mit der Story, die ihm dabei helfen sollte den Tod seiner Verlobten zu verarbeiten, bereits 1981 begann, liegt mir jetzt die Special Edition aus dem Jahr 2010 vor. (Laut vorwort des Autors erweitert und um die letzten fehlenden Szenen ergänzt, die er Anfangs aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzen konnte.) Man muss diesen Hintergrund von The Crow im Hinterkopf bewahren, weil einiges was in der Geschichte passiert, sehr stark mit einer nicht unbedingt immer ganz nachvollziehbaren Privatsymbolik spielt, die vermutlich auf dem einen oder anderen Bereich durchaus nicht sofort erkennbar ist.
Für sich betrachtet ist die Geschicht von Erics Handlungen nämlich erst einmal nur ein klassischer Rachefeldzug einer trauernden, verlorenen Person, die mehr oder weniger Hilflos mitansehen musste, wie fünf vollgedröhnte Irre sowohl an ihr Selbst, als auch an der geliebten Person Akte äußerster Gewallt vollführten. Das verbindende Element in dieser Geschichte sind dabei die Visionen einer sprechenden Krähe. Visionen deswegen, weil der entsprechende Vogel – anders als in der Verfilmung – nicht Teil der Realität ist, sondern seine Aufgabe als Transporteur der Seele ins Jenseits eben auf einer anderen Ebene erfüllt. Jedoch trägt dies in gewisser Weise zur Stimmung bei, weil Eric eben nicht ständig in Begleitung eines Vogels ist, sondern auf dieser Ebene dann eben doch eher einfach „nur“ ein seltsamer Mensch ist, der wirklich eine Menge überlebt (und dabei den Verstand verloren hat).

Stilistisch bemerkt man dabei die mehrfache Überarbeitung des Stoffes dabei sehr gut. Der größte Teil der einzelnen Panels ist in einem klaren Schwarz-Weiß-Ink gehalten, das keinerlei Grautöne zulässt. (Auch hier erfährt man einiges aus dem extra für diesen Band geschriebenen Vorwort von James O'Bar, der sehr gut erklärt, wie die ersten Hefte damals bei Caliber Press 1989 gedruckt worden sind. Die Special Edition ist sehr stark mit Grautönen durchzogen, die eindeutig anders gestalltet sind, als die ursprünglichen Seiten. Größtenteils handelt es sich dabei um sehr weiche, fast schon an schwindende Erinnerungen gemanende Zeichnungen, die so fein sind, dass sie vermutlich nicht mit der Druckertechnologie der 80er-Jahre des letzten Jahrtausends umsetzbar waren. (Man kann hierbei vergleiche ziehen, wenn man sich den Sammelband der „Watchmen“ ansieht, welcher, für mich zumindest, einen sehr typischen Printstil wiedergiebt, was die Comics der frühen 90er anbelangt.) Diese punktuellen Stilbrüche, welche das neuere Material auszeichnen, bereichern aber gerade dadurch dass sie nicht in die restliche Bildsprache schon allein handwerklich passen, den gesamten Band aber ungemein. Das flüchtige in den jeweiligen Momenten ist dabei so ungemein Ribend zur brutalen „Wirklichkeit“ der übernatürlichen Gegenward der Geschichte von The Crow, das man fast schon meint, hier sei mit Absicht so gearbeitet worden, dass alle diese Bilder eine Art Weichzeichner-Effekt bekommen haben.
Sehr passend ist dabei, dass diese Geschichte eben nicht coloriert wurde, sondern eben im Schwarz-Weiß eines Indie-Comics gehalten wurde. Insgesamt widerspricht das zwar aktuell-verwöhnten Sehgewohnheiten, festigt aber nur den Noir-Effekt und das deutlich dreckige, fast schon hoffnungslos wirkende, Stimmungselement der gesammten Geschichte. Erics psychischer Verfall mit jeder einzelnen Gewalttat, sowie den Ratschlägen der Krähe, die ihn immer wieder hinterfragt und den Hinweiß gibt, nicht zu sehr hinzusehen, werden dadurch sehr markant unterstrichen.

Fazit

Zugegeben: Ich habe jetzt sehr lange gebraucht, um die Vorlage eines Filmes, den ich um 2002 herum lieben gelernt habe, endlich zu lesen. Dafür ist die gewählte Ausgabe aber vermutlich die Vollständigste, die es von dieser Story jemals geben wird. Der doch sehr andere Weg das Ganze zu erzählen, ohne das dabei der Film als solcher sich vollständig wiederspiegelt ist dabei ein sehr schöner Aha-Effekt, der einiges in einem neuen Licht erscheinen lässt. Insgesamt ist „The Crow“ aber auch weiterhin eine Revenge-Storyline mit übernatürlichen Elementen, die für sich betrachtet aber eine mWn doch sehr untypische Methode im westlichen Kultur-Kreis sind. (Irgendwie verbinde ich mit dieser speziellen Thematik zumindest in der Film-Welt das asiatische Kino spontan viel mehr.)
Die schwarz-weiße Ästhetik mit ihren klaren, schwarzen Linien ist dabei ein deutlicher Bruch mit den heute eigentlich verbreiteteren Lesegewohnheiten, tut dem Ganzen aber keinen Abbruch und unterstützt die Geschichte für sich betrachtet sogar. Zusätzlich dazu kommt der nicht zwingend immer auf Realismus-Getrimmte Stil, der aber irgendwie doch schon wieder urtypisch für die Darstellungsweise der Comics im Bereich der späten (wohl dann auch frühen) 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist, allerdings regelmäßig auch durch das ergänzte, neue Bildmaterial wieder irgendwo unterbrochen wird, dass aber immer wieder dann andere Stimmungen in diese spezielle Geschichte einfließen lässt. (Als währe es von Anfang an so gewollt und geplant gewesen.)
Ich könnte wahrscheinlich einfach nur fröhlich weiterblättern und dabei am laufenden Band immer wieder neue Elemente finden, die mich nochmal aufs neue begeistern können. Zusammenfassend lässt sich daher eigentlich nur eines zu diesem doch sehr speziellem Klassiker sagen: Diese sehr spezielle Special Edition ist definitiv ein guter Ansatz, sowohl um einen Klassiker insgesamt neu kennen zu lernen, aber vermutlich auch, um ihn neu zu entdecken.

Montag, 9. November 2015

Fanzine? Was ist das?




Mein etwa zwei Jahre altes Medion-Tablet, zwei iDevices und ein paar alte Ausgaben des Envoyer... es ist wirklich wunderbar, was mir gerade so einfällt, wenn ich über das aktuelle November-Thema des Karneval der Rollenspielblogs nachdenke. Nämlich erstaunlich wenig. Aber woran liegt das jetzt so genau?

Schauen wir uns erstmal den üblichen verdächtigen an, was die Nachschlagewerke der digitalen Naiven anbelangt. Ein Fanzine ist also ein Kofferwort aus Fan und Magazin... und ferner steht da, dass die entsprechenden Macher der Szene meistens hochengagiert sind und die entsprechenden Produkte zum Selbstkostenpreis veröffentlichen. (Und natürlich steht da noch einiges zum Thema Drucktechniken und pipapo... hilft mir gerade alles nur bedingt weiter.) Aber das ist es auch nicht, was für mich so ein seltsames Bild auf das Ganze Thema bringt. Der Punkt ist, dass ich dem Thema irgendwie mit einem schrägen Seitenblick gegenüber stehe. Doch dafür muss ich ein wenig way-back gehen. Im Grunde fängt der ganze Konflikt mit der Fanzine-Idee nämlich irgendwo in der Zeit an, die meinen Einstieg in die Rollenspielwelt ausmachte: Das war irgendwann Ende der 90er/Anfang des Millenium-Bugs. Das Internet war noch Jung und lief über langsame 56k-Modems (zumindest bei mir zu Hause... meine Eltern hatten da noch ihre Startschwierigkeiten mit der Kosten/Nutzen-Thematik digitaler Telefonanschlüsse) und Drosi, sowie Freie Rollenspiele waren noch verdammt gute Anlaufquellen, um überhaupt irgendwas über das Thema des Hobbys herauszufinden. (Wir hatten damals ja nüschts.)

Der Punkt bei der Sache ist: Es gab damals diesen ersten kreativen Austausch über das Hobby und seine Möglichkeiten nur in einer kleinen, verschworenen Gruppe, die auch noch ihr eigenes System erstmal nur hatte. Und Kontakt darüber hinaus gab es eigentlich nicht. (Der Punkt war aber damals schon irgendwie klar: Informationen zum Hobby findest du nur über das Netz.)

Und jetzt machen wir einen sehr großen Zeitsprung, der uns irgendwo inmitten der berüchtigten Blutschwerter-Wars führt. Ich bin mir Heute nicht mehr ganz sicher, welche Fanzines mir damals schon wirlich über den Weg gelaufen waren: Der Ruf, das heute vermutlich nur noch den wenigsten etwas sagt, war damals wegen des sehr großen gestallterischen Aufwandes, welchen der Macher in sein Projekt steckte, äußerst positiv gelobt worden. Ich meine mich aber grob daran erinnern zu können, dass ich die Anduin ebenfalls kennen gelernt hatte.
Aber, und das ist das zentrale dabei: Der Ruf wurde mir über die oben verlinkte Podcast-Folge unterbreitet. Und gerade Podcasts waren zu diesem Zeitpunkt "der heiße Scheiß“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hofschrat nebst seinem Gefolge eine Idee angestubst, die vielleicht etwas hätte werden können (oder auch geworden ist), die Möglichkeiten der noch jungen PoD-Anbieter - namentlich Lulu - zu nutzen, um das Printformat wieder zu beleben. Ganz gezielt mit reinen Spielmaterialbeiträgen. (Potentiell also durchaus etwas, das anscheinend gerade bei den Karnevalsumzügen auch immer wieder gerne gesehen wird.)
Das Problem war nur: Die Gruppierung, aus deren Ecke die Idee kam, war im Vorfeld eigentlich nur als ein Haufen intoleranter, selbstgefälliger Narzisten auf dem Egotripp aufgefallen, die jeden angingen, der von ihrer doch sehr speziellen Position abwich. (Und die Provokation meistens so weit ausführte, dass jede Vernunft irgendwann aussetzte und zurückgebissen wurde.) Die Lage war zu diesem Zeitpunkt also überaus vergiftet. (Ganz ehrlich: Wir alle haben uns zu dieser Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich habe selbst noch einige Jahre gebraucht, ehe ich mit Hilfe diverser Theorien aus dem Kunstdiskurs meine derzeit etwas abgeklehrtere Haltung entwickeln konnte. Von daher war ich damals noch mitten in den Grubenkämpfen dieser Pitbull-Mentalität beteiligt.)

Wenn ich mir allerdings diesen Punkt ansehe, komme ich zu einem sehr zentralen Schluß was das formulieren einer vermutlich diskutablen These angeht: Fanzines sind ein narzistisches Medium!
Aber, und so ehrlich muss ich dabei dann auch sein: Podcasts sind ein narzistisches Medium. Blogs sind ein narzistisches Medium. Youtube ist ein narzistisches Medium. (Und auf Zweien von diesen Medien treibe ich mich ja immerhin selbst auch rum.)

Letzten Endes ist das Fanzine also das Forum der Selbstdarsteller unter den aktiven, hochvokalen Mitglieder der Fan-Communitie, das aus der prädigitalen Ära noch stammt. Und damit haben wir dann auch schon so ein wenig das Problem der Fanzines heute umrissen: Eigentlich "braucht" "man" sie heutzutage nicht mehr. Es gibt mit Google die bessere Anlaufstelle, mit sehr leicht zu bediehnenden Blog-Anbietern die perfekten Plattformen für jeden Selbstdarsteller, und mit den anderen Medien-Konzepten auch noch Möglichkeiten sich in Bild und Ton noch besser zu präsentieren. Das heißt mit den entsprechenden Werkzeugen habe ich von zu Hause aus betrachtet keinen Grund mehr mir den entsprechenden Ansatz der Selbstbeweiräucherung anderer anzutun. (Zumal mein Platz für Printprodukte begrenzt ist und ich wirklich nicht den ganzen unausgegoren Mist von anderen dann zusätzlich darunter packen will/muss/brauche.) Von zu Hause aus. Und hier beginnt dann der Punkt zum Umdenken von meiner Seite her.

Jetzt muss ich nämlich ein wenig auf einer anderen Basis das Ganze betrachten: Nämlich aus der Perspektive desjenigen, der zur Mobilität gezwungen ist und auf diesem Weg eigentlich jede Woche immer ein paar Stunden in Bus & Bahn verbringt. Natürlich höre ich dabei sehr häufig Musik auf meinem iPod... oder Podcasts. Aber ich habe auch in der Regel mein Tablet und meinen ebook-Reader dabei. Der Punkt bei der Sache ist einfach, dass mir nur eine begrenzte Bandbreite an Daten auf dem Smartphone zur Verfügung steht und ich diese dann doch meistens für wichtigere Dinge brauche. (Ganz zu schweigen, dass uns an wenigen, strategisch wichtigen Bahnhöfen Hotspots gerade mal eine Surfzeit von einer halben Stunde am Tag zur verfügung stellen.) Und auf diesem Weg beginnt die Funktion des Fanzines als ezine sich plötzlich zu verdrehen: Klar bietet mir mein Blog die Sicherheit, dass nur meine Artikel von den Leuten gelesen werden, die auf den Blog kommen. Aber woher kriege ich dieses Publikum? Grundsätzlich ist es für die Meisten von uns Aktiven eigentlich immer noch deutlich interessanter, den eigenen Namen irgendwo in einem Printprodukt zu lesen, aber wenn das Fanzine als Printprodukt nicht mehr in die heutige Zeit passt, kann es immer noch eine andere Funktion erfüllen: Als Sammelbecken, in dem durch von mir veröffentlichte Artikel letzten Endes auf mein Hauptwerk, meinen Blog, aufmerksam machen könnten.

Ich weiß nicht ob ich die Leute für mich begeistern kann, aber ich kann sie anteasern, indem ich mit meinen Gedankengängen, die in einem "Sammelforum" von Gedanken veröffentlicht werden, auf mich aufmerksam mache. (Irgendwo ist immer ein Impressum - hoffe ich mal - oder es gibt einen Schaukasten zum Autor des Artikels - das würde ich zumindest von einem Fanzine heutzutage erwarten - mit dem ich auf meine anderen Projekte im Netz aufmerksam machen kann.) Das schafft Aufmerksamkeit und wäre eine kluge Taktik, den eigenen Narzismus in sinnvolle Bahnen zu lenken. Und ein halbwegs brauchbar gelayoutetes PDF-Dokument lässt sich sowohl auf dem Tablet lesen, als auch vom Verbraucher zu einem späteren Zeitpunkt den eigenen Bedürfnissen entsprechend ausdrucken - so das gewünscht wäre.)

Von daher haben Fanzines aus einer rein narzistischen Sicht heutzutage immer noch ihre Berechtigung, jedoch in einer anderen Funktion und in einem anderen Format, als sie Ursprünglich mal erfunden worden sind.


Freitag, 30. Oktober 2015

White Wolf wurde verkauft.

Da falle ich einmal für drei Tage aus, um mir ein wenig Eskapismus abseits des Rollenspiels zu gönnen und schwups fängt Gehenna an. Also, was gibts zu sagen?
Am Donnerstag, dem 29. Oktober brachte der schwedische - soweit wie ich die Seite hinter der Firma verstehe - Spielepublisher Paradox Interaktiv, aus deren Portfolio mir allerhöchstens noch der Titel Pillars of Eternity etwas sagt, die Pressemitteilung heraus, dass sie von CCP die Marke White Wolf und damit verbunden sämtliche zu White Wolf noch gehörigen Marken erworben haben.

Für sich betrachtet ist das erstmal nicht unbedingt etwas schlimmes. CCP hatte ja schon vor längerer Zeit bekannt gegeben, dass sämtliche Arbeiten am Vampire the Masquerade MMO eingestellt worden seien, an dem sie zu dem entsprechendem Zeitpunkt schon mehrere Jahre gewerkelt hatten, ohne das es dabei jemals zu mehr als einer groben Konzeptphase gekommen sei... mehrmals. (Laut einigen Quellen, an die ich mich noch verschwommen erinnere, sei das Entwicklerteam hinter dem MMO mehrmals ausgetauscht worden, da die entsprechenden Entwickler woanders "dringender" gebraucht worden seinen und gegen Ende wären gerade mal ein paar feste Grafikabläufe für Diablerie-Manöver wirklich fertig gewesen, oder irgendwie so etwas. Jedenfalls hatte CCP die eventuell mal ursprünglich vorhandene Vision - sofern sie mehr als nur "möglichst viel Asche damit verdiehnen" einmal gewesen wäre - ganz gehörig ind en Sand gesetzt. Eve Online schien wohl den Machern irgendwie wichtiger gewesen zu sein.

Doch das wahr für uns klassische Rollenspieler erst einmal ziemlich egal. Die Printmedien waren eh schon seid einiger Zeit von Onyx Path Publishing in Form einer Lizenz übernommen worden, wenn sie nicht vollständig erworben worden sind, wie es Beispielsweise bei Scion der Fall war.
Einzig die für Deutschland eh irrelevanten Mindseye-Theater-Regeln waren an einen anderen Lizenznehmer - By Night Studios - gegangen. Und so ging es jetzt halt halbwegs weiter... irgendwie.

Das Problem wird erst in dem Moment interessant, wenn man sich die Facebook-Reaktionen ansieht: Andre Wiesler - seines Zeichens Chefredakteur hinter der deutschen Ausgabe der V20 - hatte mit mehr oder minder vielen Worten zum Ausdruck gebracht, dass er als deutscher Unterlizenz-Nehmer ziemlich überrascht gewesen ist, dass diese Neuigkeit rauskam. Sollte Onyx Path etwas von der ganzen Sache gewusst haben, haben sie scheinbar vorerst dicht gehalten.

Im Netz wird jetzt natürlich fleißig spekuliert, was diese Neuigkeiten letzten Endes dann gerade für den Pen&Paper-Sektor zu bedeuten haben, da Paradox Interaktiv in ihrer Pressemitteilung auch angekündigt hatten, dass sie sämtliche Lizenzgeschichten vorerst einmal neu prüfen wollen würden.

Wenn wir uns mal eben kurz folgende Präsentation von Rich Thomas aus dem Jahre 2012 in Erinnerung rufen, kann man zumindest folgendes Sagen:

Scion und das s.g. Trinity Universe mit den dazugehörigen Titeln sind von der ganzen Sache absolut unberührt. Hier wird Onyx Path seine Pläne durchziehen können (oder müssen), die sie eh schon hatten. Das liegt einfach daran, dass Onyx Path hier nicht nur einfach eine Lizenz erworben hatte, sondern gleich die ganzen Marken.

Schwierig hingegen sieht es um die Titel der nWoD, der oWoD, sowie Exalted aus. Zum einen währe das noch unter CCP-Agenda begonne Projekt, den Back-Kathalog mit den alten Titeln aus White Wolf Zeiten vollständig via PoD-Technik im Angebot von DrivethruRPG wieder zugänglich zu machen. Onyx Path hinkt jetzt schon seid einiger Zeit der ganzen Geschichte mehr oder weniger aktiv hinterher, so dass nicht klar ist, ob diese Verzögerungen mit Absicht geschehen, oder tatsächlich nur aufgrund eines zu überfüllten Zeitplanes verschoben wurden. (Auch wenn ich der Ansicht bin, dass GRWs dabei eine deutlich höhere Priorität im Ganzen hätten haben sollen, als es bis jetzt passiert ist.)

Und genau da beginnt das Problem, weil jetzt bereits im Internet spekuliert wird: Das Paradox Interaktif angekündigt haben, dass sie die derzeitigen Lizenzen da draußen neu beurteilen wollen, zeigt auf, dass Onyx Path, ähnlich wie By Night Studio, um ihre derzeitigen Verträge durchaus zu bangen haben könnten.

Bisher ist aber auch nur bekannt, das Paradox Interaktiv an der The Grand Masquerade zusammen mit by Night Studios teilnehmen wird. Das heißt, dass By Night eventuell eine etwas leichtere Verhandlungsbasis haben könnte, als es Onyx Path hätte.

Aber: Onyx Path Publishing halten sich weitestgehend zurück, was Äußerungen zu den übrigen Lizenzen angeht, die sie derzeit betreuen. Und genau das ist der Knackpunkt: Aktuell befindet sich alles noch in der Schwebe.

Das könnte heißen, dass sämtliche Rollenspielliznezen demnächst an einen anderen Lizenznehmer übergehen. Das kann aber auch heißen, dass alles beim alten bleibt.

Problematisch wird es nur in dem Moment, wo Onyx Path Publishing aufgrund eine Lizenzverlustes bestimmte Produkte nicht mehr herausbringen kann, die bereits Gecrowsourced wurden. Aber da muss man abwarten.

Klar ist aber nur eines: Die Pen&Paper-Linie wird wahrscheinlich nicht von Paradox Interaktiv selbst weitergeführt. Deren Steckpferd sind die Computerspiele (und um die wird sich wohl auch das neue "White Wolf"-Team unter dem neuen Dach wohl auch in erster Linie selbstständig kümmern, wenn man die entsprechende Pressemitteilung liest.) Aber alles andere ist vom derzeitigen Standpunkt aus betrachtet nur reine Spekulation.

Ich selbst werde den derzeitigen Hick-Hack erstmal abwarten. Wünschenswert wäre es aber, wenn Paradox Interaktiv mit der neuen Marke in ihrem Haus eventuell es schaffen könnte ein Portierungprojekt für Vampire: Bloodlines auf mehrere, aktuelle Platformen anzustoßen. Zwar ist der ursprüngliche Entwickler von damals längst tot, aber da das Spiel bis heute lebt und seine Fanbasis hat, wäre es schön eine eventuell mit allen Patches versehe Version auf meiner Linux-Kiste zum laufen zu kriegen, die nicht gleich nach dem Intro-Film abstürzt. (Soviel zu Wine-Experimenten.)

Montag, 26. Oktober 2015

Der Masterplan... oder: Warum war das nochmal eine gute Idee diesem künstlichem Etwas leben einzuhauchen?


So, der Oktober rennt gerade nur so an mir vorbei und während ich eigentlich nur noch versuche, diesen blödsinnigen Monat irgendwie zu überleben, kommt mir gerade die Idee, dass ich ja noch so gar nichts zum diesmonatigem Karneval der Rollenspielblogs beigetragen habe. Und das, obwohl das Thema „Roboter, Golems & Kunstwesen“ eigentlich eines meiner persönlichen wirren Spezialgebiete nur so einrennt. (Gemeint ist hier der Horror, nicht die Kunst... auch wenn die Frage nach dem Sinn von Kunstwesen natürlich auch rein ästhetisch anzugehen ist.)

Der Punkt bei der Sache ist: Die meisten Kunstwesen, zumindest soweit es die „normale“ Popkultur angeht (und damit auch unserem Rückblick auf andere Sagengestallten mit ähnlichem Hintergrund), haben einen Zweck. Der berühmte Golem von Prag beispielsweise sollte die prager Juden vor weiteren Anfeindungen beschützen. Die bekannteste Variante in dem Zusammenhang ist, dass er des Nächtens durch die Straßen patrollierte, um verdächtige Individuen darauf zu überprüfen, ob sie die Körper toter Kinder mit sich führen. Das Wesen erfüllt also ganz klar einen positiven Zweck, der aber durchaus Schaden für Personen verursachen kann, die sich außerhalb der zu schützenden Gruppe befinden.

Man könnte jetzt fast meinen, dass dieses Sinn-Zweck-Verhältnis also automatisch immer positiv zu sein haben müsse, wenn man sich nur anstrengt, aber: Sobald sich irgendwo wiedersprüche einschleichen, oder die Zweckmäßigkeit nicht kontrolliert genug ist, beginnt die Fassade zu bröckeln „und der Alptraum beginnt.“ Picken wir uns mal willkürlich ein paar Beispiele heraus:

Zuerst fällt mir da natürlich Viktor Frankenstein ein, der ja gewisser Maßen das Paradebeispiel für dieses ganze Szenario darstellt: Der Egozentrische Schweizer, der Gott sein will. (Er maßt sich das göttliche an, indem er den Anspruch hat, neues Leben zu erschaffen.) Angeblich soll Mary Shelleys Vision für den Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ ein Art Vision im Sommer 1816 ein Praktizierender der dunklen Künste gewesen sein, der über seiner Schöpfung steht und im letzten Moment angegekelt von seinem eigenen Werk zurückschreckt. Frankensteins Monster hat keinen Zweck, außer dem, dass man mit hIlfe wissenschaftlichen Übereifers tatsächlich Leben erschaffen kann. Da der gute Viktor sich erst deutlich später der Tragweite seiner Tat, nämlich die Erschaffung einer neuen Rasse an Unholden, bewusst wird, handelt er gegen das Interesse des Monsters, das als lebendes Wesen das Bedürfnis hat, selbst zu einer Art von normalem Leben zu erlangen. Sprich: Das Monster will seine Art schützen und vortführen. Und Frankenstein handelt diesem Umstand zuwieder, indem er dafür sorgt, dass das einzige weibliche Exemplar der neuen Gattung wieder vernichtet wird. (Worauf hin er die Folgen zu spüren bekommt.)

Deutlich neueren Datums ist der Roboter Maria. Der Zweck dieses Wesens ist gemischter Natur. Hauptsächlich diehnt er aber letzten Endes als Projektzionsfläche verschiedener, menschlicher Wunschvorstellungen, die auf unterschiedlichem Lösungsweg in Gewallt und zerstörung eskalieren werden. Hierbei muss man noch hinzufügen: Dieser spezielle Roboter ist noch nicht die Alptraum-Gestallt eines Skynets, aber von den Idealen der asimoschen Robotergesetze befreit. Das Problem bei der Sache ist: Wir haben es hier mit einem Stellvertreter zu tun, der einem verdrehten Intellekt dient und auf diesem Weg seinen Zweck in Chaos und Zerstörung sucht.

Die oben angesprochenen asimovschen Robotergesetze verfolgen klar einen bestimmten Zweck: Den Roboter als Dienstsystem unter den Menschen zu stellen und daher letzterem steht den Vorzug zu geben. Das Problem (zumindest, wenn man das Gedankenspiel zu Ende spinnt) ist, dass gerade in solchen Momenten, wo man die Menschheit als ganzes zu bewahren versucht – was ja die neueren Gesetze betifft – zwangsweise eine Diktatur der Roboter über die Menschheit denkbar wäre. Und das einfach nur, weil Roboter nach logischen Richtlinien handeln müssen, Menschen aber eine ungeheuer irrationale Ader haben. (Vergleichbares thematisiert der Film Colossus in gewisser Weise ebenfalls.) Um die Menschheit zu schützen, wird die Maschine zur despotischen Bedrohung. Das heißt, dass die Wiedersprüchlichkeit des Zwecks des entsprechenden, geschaffenen Wesens zu dem Objekt, dass den Zweck darstellt, leicht dazu führen kann, dass Szenarien entstehen, welche die Angst vor der eigenen Schöpfung begründen.

Was heißt das jetzt für uns Rollenspieler? Grob gesagt: Kunstwesen sind etwas ungemein beängstigendes. Und genau damit sollte man auch spielen. Wenn man mit künstlichen Wesen einen Plott füttert, macht es durchaus Sinn – egal wie skurril der ganze Aufbau auch sein mag – den ganzen Hintergrund des Wesens dahingehend abzuklopfen, wo der Zweck eines solchen Wesens mit einem mal kippen könnte, so das etwas bedrohliches in die Situation hineinkommt.

Denn letzten Endes schreien künstliche Wesen danach, unsere Ängste zu erwecken und am Spieltisch eventuell ein wenig Gänsehaut hervorzurufen.

Montag, 12. Oktober 2015

Spiel'15: Ich habe überlebt!

Der Tradition endsprechend:
Meine diesjährige Ausbeute.
So. Und wie jedes Jahr will ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mal eben ein paar Worte über die eine große Messe hier in NRW zum Thema Gesellschaftspiele (und damit verknüpft natürlich auch Rollenspiele) von mir zu geben. Diesmal hatte mein Zeitplan insofern ein Einsehen, dass ich am Donnerstag einen freien Tag und damit die Möglichkeit bekam, mir die Messehallen von Innen anzusehen.

Tja... was will ich sagen: Technisch betrachtet sind die neuen Hallen immer noch ein Problem. Irgendwie scheint die Spiel selbst noch nicht ganz genau zu wissen, wohin sie mit dieser Zwangsneuordnung hin will. Insgesamt wirkte einiges zwar immer noch übersichtlicher, für den flüchtigen Blick, aber: Wie immer steckt der Teufel im Detail. Soübersah man manche Gänge sehr leicht, weil sie hinter größeren Ständen erst anfinger und/oder einfach irgendwo überraschend eine abzweigung nahmen, die so nicht beim ersten mal drüber laufen zu erkennen war. (Jedenfalls habe ich teilweise sehr lange gebraucht, ehe ich irgendeinen Stand, nach dem ich aktiv gesucht hatte, finden konnte.)

Jetzt gibt es natürlich zwei Wege, um über die Spiel zu schlendern: Einfach drauf los kaufen, oder zuerst einen Überblick erhalten, was es überhaupt gibt. Zweiteres war dann mein Plan gewesen, auch wenn ich von Anfang an zwei spezielle Ziele hatte: Der Stand von Erdenstern wegen des Aqua-Albums und der Stand von Prometheus (sofern die Zwiebe André Pönitz ebenfalls vor Ort wäre) wegens Los Muertos. Kurzer Spoiler: Ich habe beide Stände beim Rumirren durch die Hallen erst als letztes gefunden. Aber das war eine Angelegenheit, die insgesamt alle diese Dinge irgendwie betraf. Ich meien: Ich versuche grundsätzlich die Spiel als einen Anlaufpunkt für Sachen zu betrachten, die man nicht regulär so über das Ganze Jahr verteilt auch beziehen kann, und scheitere trotzdem irgendwie immer ein wenig Kollosal an diesem Vorsatz. (rgendwie.)

Der Eingangsbereich wurde wie immer von den Heidelbären dominiert, welche ja mittlerweile für mich alten Star Wars-Fan mehere Titel im Angebot haben, die zumindest auf der "mal schauen"-Liste stehen.

Die waren aber nicht ganz so interessant, denn nur mit in unwesendlicher Entfernung war mal wieder der Stand von Arclight, welche mir ja schon letztes Jahr mit ihrem Spiel "Tanto Cuore" Geld aus der Börse gelockt haben. Diesmal war dann endlich auch der neue Teil zum Oktoberfest endlich realisiert worden und wurde entsprechend beworben. (Entweder bin ich zu blöd, die entsprechenden Titel im Netz zu finden, oder Arclight haben wirklich keinen Vertrieb hier in Deutschland. Jedenfalls ist das für mich mittlweile einer der Stände, die ich wirklich nur hier auf der Spiel, wenn überhaupt, entsprechend mit Geld bedenken kann.

Ganz neu - zumindest für mich - war dann ein kleiner Stand von einer Firma namens Drawlab, die zwar auch irgendein Brettspiel in Fläche präsentierten, mir allerdings in erster Linie wegen eines riesigem Angebots an Münzen (fürs Larp) auffielen. Wer meinen Blog verfolgt hat weiß, dass ich mich am Numenera-StartNex-Projekt für die Übersetzung beteiligt habe. Und auch wenn dabei ein Kartendeck für EP mitgelifert wird, habe ich seitdem immer wieder darüber nachgedacht, ob es nicht eine schönere und griffigere Lösung für dieses Spiel gibt, die nicht direkt auf Pappe hinausläuft. (Und nein: Gängige Plastikpokerchips waren - wenn überhaupt - dafür auch nur eine Notlösung.) Lange rede, kurzer Sinn: Ich denke ich habe mit einem der Münzdesighns dieses Herrstellers eine adäquate Lösung entdeckt. (Und angesichts der Tatsache, dass ich immer noch auf die email von Prometheus-Games warte, in der ich angeben kann, dass ich u.a. die Denarii als Fate-Points haben möchte, gibt es jetzt ein Beispiel, an dem sich dieser Kickstarter-Zusatz erstmal messen muss, wenn er denn mal im nächsten Jahr ankommen sollte. Prometheus Games haben ja dank ihrer eigenen Crowdfunding-Aktionen in den letzten Paar Jahren sich einen bestimmten Ruf erworben, der nicht unbedingt zu besten gehört.)

Wie gesagt: Erdenstern waren der Stand, den ich wirklich suchte und dann als letztes Fand. (Sie hatten zwar schon einen entsprechenden Hinweiß auf Facebook gepostet, dass sie direkt gegenüber von der Zeichner-Gallerie wären, aber das hilft auch nicht wirklich weiter, wenn die Zeichnergalerie auch extrem versteckt ist.) Jedenfalls mag ich den Ausstausch mit Eva-Maria Irek und Per Dittmann immer sehr gerne. Die beiden öffentlichen Gesichter des Trios, die ständig auf den Messen anzutreffen sind, sind ein unglaublich netter Kontakt. (Und der Vorteil dabei, dass man die CDs direkt am Erdenstern-Stand kauft, ist, dass man sich die Alben auch gleich signieren lassen kann.) Jedenfalls ist meine CD-Sammlung in dem Bereich erstmal wieder vollständig. Bis zum nächsten Album dann, das ja auch schon bekannt ist, was es wird.

Da ich bekanntermaßen auch noch ein großer Würfel-Entusiast bin, waren dieses Jahr natürlich auch wieder einmal die Stände von Q-Workshop und Chessex ein anlaufpunkt. Die Polen haben neben ihren sehr schön Detaillierten Würfeln ja in letzter Zeit auch noch diverse Sets an Lizensierten Rollenspiel-Würfeln rausgebracht, so das in nächster Zukunft wohl erstmal einiges an großen Namen bei mir in der Sammlung des Projekts Eintausend zur Aufstockung führen wirde. Diesmal waren es dann nur die üblichen 10W10 und das Dragon Age-Dice-Set. Aber in naher Zukunft steht dann mindestens noch Numenera auf der Einkaufsliste. (Sollte Uhrwerk es jemals schaffen, dieses Buch tatsächlich zu verfollständigen.) Chessex waren dann mit ein paar imho relativ günstigen W6-Packs für mich von interesse. Auf diesem Weg habe ich jetzt endlich mal genügend Würfel für Don't rest your Head in entsprechenden Farben beisammen. Auch wenn die entsprechende Nouancierung zum Teil eher so wirkt, als hätte ich in einem Anfall von Farbenblindheit zugeschlagen.

Die Zwiebel habe ich nur ein paar mal am Prometheus Stand angestalked, aber da der Gute immer nur am Abenteuerleiten in der Zeit war (soweit ich den Charakterbogen aus der Ferne betrachten konnte war er ziemlich Rattig unterwegs), wurde das aus Los Muertos natürlich erstmal nichts.

Es lohnt sich übrigens wirklich immer wieder mal die Augen aufzuhalten. Einer der Stände bot altes Zeug für Retro-Konsolen an. Eigentlich nicht mein Hauptaugenmerk auf der Spiel, aber da ich mich im Moment gezwungen sehe, das alte Familien-SNES nachzustellen habe ich den Super Gameboy wirklich gerne mitgenommen.

Und die Messen wären natürlich nicht die Messen, wenn es nicht auch hier und da Möglichkeiten zum Socialising hier da immer wieder gäbe. Ich war dieses Jahr zugegebenermaßen ein wenig Wortkarger als sonst (da ich noch mit einer verschnupfung zu kämpfen habe, wollte ich nicht ganz so laut und viel "Hallo" sagen, wie ich es sonst meistens mache, aber an ein paar Leuten kommt mal halt trotzdem nicht so ganz vorbei.

Als erstes bin ich dann wohl Umbreon vom Nerdpol ganz am Anfang irgendwie aufgefallen. (Naja, zugegeben: Wenn man mit einem Camcorder bewaffnet irgendwo in der Menge steht und einfach draufhält, ist das vermutlich trotz Youtuberreih immer noch ein etwas ungewöhnlicher Anblick). Genauso wie Camillo am Q-Workshop-Stand natürlich jemand ist, an dem man nicht vorbeikommt. (War wie immer nett ein paar Worte mit dir zu wechseln.) Dummerweise weiß ich gerade nicht, wer der andere Tanelornie war, der ebenfalls am Stand der polnischen Würfelschmiede seinen Dienst verrichtet hat... ich habe zumindest den Namen schon wieder vergessen. Seis drum, du bist an dieser Stelle auch nochmal gegrüßt.

Und Dominic Dießlin, seines Zeichens das deutsche Metal-Fate Urgestein am Uhrwerk-Stand nicht zu vergessen. Wird sind uns mal vor Jahren bei einem Prometheus-Stammtisch im leider mittlerweile abgerissenem, oberhausener An Crannog über den Weg gelaufen und seitdem immer wieder mal begegnet. Diesmal konnte ich ihm zufällig aus der Patsche helfen, weil er eine Frage über Space 1889 nicht beantworten konnte und ich zufällig gerade am Stand war und durch Fate Core blätterte. (Ich bin ja jetzt nicht unbedingt der größte Experte in Sache Space, aber ein paar Dinge weiß ich dann doch.) Naja, Smalltalk betreibt man dann doch, während man überlegt, ob man nicht eventuell hier sein Geld in ein paar "richtige Rollenspielbücher" noch versenkt.

Wie immer, wenn es um die Spiel geht, bleibt festzuhalten: Spaß hats gemacht. Und wenn die Zeit es zulässt, dann sieht man sich auch im nächsten Jahr wieder. (Zumindest verläßt man dieses Hobby irgendwie nicht so wirklich.)

Montag, 5. Oktober 2015

Rezension: The Walking Dead Band 15: Dein Wille geschehe

Cover: Dein Wille geschehe
The Walking Dead 15
Verlag: crosscult
Nachdem im 14ten Band die Streuner in Alexandria eingefallen sind, befindet sich nun einiges im Umbruch und Wiederaufbau. Rick und seine Mannen versuchen die Verwüstungen und Verunreinigungen zu beseitigen. Carl liegt immer noch im Koma und die losen Beziehungen zwischen den einzelnen Personen zerbrechen und werden neu aufgebaut.
Das Problem bei der Sache ist, dass hier das tragende Element eigentlich das Thema des zerbechen zu sein scheint. Rick fängt wieder an mit seiner toten Ehefrau zu telefonieren und auch einige andere Ausbrüche der einen oder anderen Person beginnen sich jeweils zu einem Problem zu entwickeln. Und am Ende bleibt dann doch die Frage, wie man genügend Kraft aufbaut, um doch noch an einem Strick zu ziehen, damit eine Gemeinschaft aus dem ganzen Chaos entstehen kann.

Genauso wie der letzte Band macht ebenfalls dieser Band hier nur das Gefühl übrig, als Füller-Episode zu dienen. Die ganze Geschichte ist nur wieder eine Variante der bisherigen Erzählung. Die wandelnden Toten sind immer noch eine Bedrohung, aber genau so verhält es sich auch mit den Menschen, mit denen sich Ricks Gruppe neuerdings umgibt. Sie haben Probleme und versuchen sich irgendwie trotz alledem zusammenzuraufen. Einige lernen aus den Stärken der anderen zu Provitieren und dabei beginnen sich immer wieder neue Moment an Gewaltausbrüchen breit zu machen, welche die einzelnen betroffenen Personen am Ende nur noch Ahnungslos und erneut über sich selbst schockiert, gelähmt zurücklassen.

Fazit

Die Story für sich betrachtet funktioniert natürlich. Im Rahmen der Serie als Gesammtes ist es wieder ab nur so eine gefühlte Lückenfüller-Erzählung. Irgendwie bleibt mein fales Gefühl auch weiterhin bestehen, dass hier zwar der Wiederaufbau das tragende Thema sein soll, mit all seinen zusätzlichen Macken, welche Kriegsversehrte ebenfalls aufweisen könnten. Aber: Für das gesammtbild hilft das im Moment auch nicht unbedingt so viel weiter. Die Geschichte plätschert nur noch so langsam vor sich hin. Eine echte Neuerung gibt es hier nicht. Und auch besondere, neue Überraschungsmoment bleiben irgendwie aus. (Man/Ich habe das Gefühl, dass die Serie ihren Zenit überschritten hatte an dieser Stelle und die Macher nur noch versuchen ein wenig mehr aus dem Ganzen herauszuschlachten, solange die Serienproduktion noch etwas brachte.) Ob das stimmt können wohl nur noch die weiteren Bände bestätigen oder wiederlegen. Aber im Moment ist zumindest bei mir ein ganz großes „Mäh“-Erlebnis das einzige, tragende Element, das die gesammte Geschichte rund um die Serie „The Walking Dead“ ausmacht.

Montag, 28. September 2015

Rezension: The Walking Dead Band 14: In der Falle

Cover: In der Falle
The Walking Dead 14
Verlag: crosscult
Im Band 13 wurde Rick ja die Führung über Alexandria mehr oder weniger aufs Auge gedrückt. Und in diesem Band hier geht es mit diesem gesammten Konvolut aus einer zusammenbrechenden Fassade langsam weiter. Um es kurz auszudrücken: Im Grunde geht es in der gesammten Geschichte eigentlich nur darum, dass Schall, das Merkmal, dass die Untoten anzieht, in dermaßen großer anzahl passiert ist, dass die Siedlung gegen Ende von den lebenden Toten belagert wird. Somit wird aus der scheinbaren Sicherheit der einstigen Siedlung eine neue Falle. Wie wir wissen, vereinen sich viele Zombies innerhalb des Mikrokosmos dieser Comciserie früher oder später zu der Urgewallt einer Herde, und genau das ist es, was gegen Ende über Alexadria einbricht. Und es wird klar, dass die bisherigen Sicherheitsmaßnamen dieser Siedlung nichts anderes waren, als ein Placebo, das nur das Gefühl der Sicherheit hinterlies. Und schon bald haben die wandelnden Toten des Zaun überwunden und streifen durch die Straßen der Siedlung.

Das übliche Spiel, dass die Serie „The Walking Dead“ aufmachte, ist ja bekanntlich der Umstand, dass alles in einem bestimmten Fluß sich befindet: Von besonders Schlimm zu völlig am Arsch. Dieses Konzept eröffnet auch wieder einmal der Ausschnitt der Geschichte, wie sie in diesem Band dargestellt wird. Ein kurzes Moment des Aufatmens, ein vorsichtiger Versuch, wieder an vereinzelte lose Kontakte zu knüpfen und anschließend bricht alles wieder in sich zusammen. Nur das es dabei immer wieder um so blutiger wird, als beim letzten mal. Und genau das ist auch hier wieder einmal der Fall.

Fazit

Gott: Langsam habe ich das Gefühl mit dieser Serie etwas vergleichbares wie „Game of Thrones“ zu rezensieren. Am laufenden Meter werden Protagonisten, die mal mehr und mal weniger Mühsam aufgebaut werden, wieder umgebracht. Und das in der Regel nur, um aufzuzeigen, wie wenig die einzelnen Individuen in dieser Welt wirklich jenseits des eigenen Wohlergehens eventuell handeln. Unter diesen Bedingungen ist auch „In der Falle“ wieder mal genau das, was man von The Walking Dead letzten Endes erwartet. Gut gemacht, bis zu einem gewissen Grad. Trotzdem hat die Serie für mich ihren Höhepunkt an „Mäh“-Gefühlen fast schon überschritten. Die zwischenzeitlich aufgebaute Faszination an diesem ungewöhnlichen Art von Drama hat sich aufgebraucht. (Und ich weiß nicht wirklich, ob sich die Serie noch weiter halten kann.) Jedenfalls steht für mich zumindest fest: Entweder die Schöpfer überraschen uns mit einem wirklich drastischen Ansatz, oder aber diese Serie zerschlägt sich langfristig selbst, weil sie zu sehr in einer gewohnten Eintönigkeit versinkt. (Thematisch würde das durchaus passen: Insgesamt stumpft man beim lesen ab, was die Beigeisterung anbelangt, so wie es mit den Protagonisten der Geschichte beim Kampf ums Überleben im Sinne der Moral und Menschlichkeit geht.)

Montag, 21. September 2015

Rezension: The Walking Dead Band 13: Kein Zurück

Cover: Kein Zurück
The Walking Dead 13
Verlag: crosscult
Nachdem die Gruppe von Rick im 12 Band der Serie erstmals in die Siedlung „Alexandria“ gelangt sind geht es in diesem Band hier um das entsprechende Leben in dieser seltsamen Gemeinschaft. Die Welt hat sich gewandelt, Ricks Gruppe hat ein Jahr lang unter den veränderten Bedingungen überlebt. Und Alexandria ist die Siedlung, die verzweifelt darum bemüht ist, die alte Welt zurück zu bekommen. (Oder zumindest als solche in einer entfernten Erinnerung nachzuahmen, so gut es geht.) Und dennoch gibt es dabei Probleme.
Rick übernimmt die Rolle des Sicherheitsmenschen und stößt schon bald auf den Umstand, das Douglas Monroe bestimmte Unstimmigkeiten in seiner Gemeinschaft einfach ignoriert hat, um besondere Kompetenzen, die in dieser Welt eine absolute Seltenheit sind, zu erhalten.
Abraham wurde in den Bautrupp gesteckt, der die Siedlung vergrößern soll. Und schon Bald kommt es zu einem Zwischenfall mit den Zombies, bei dem er eine andere Arbeiterin rettet. Nur das in der Folge dann auch von seiner Seite aus die Anführer-Position in diesem Bereich übernommen wird.
Insgesamt betrachtet scheint Alexandria deswegen wie ein sehr zerbrechliches Paradies zu sein. Nur das der Schrecken weiterhin lauert, aber verdrängt wird. Und gerade weil die Siedlung so zerbrechlich ist, macht Rick Vorbereitungen, um im Ernstfall gewappnet zu sein, den ganzen Laden zu übernehmen. Und die Katastrophen stehen nur noch kurz bevor.

Ich habe langsam das Gefühl, dass sich die Serie The Walking Dead irgenwie einer Art „Höhepunkt“ annähert, nur um dass hoffnungslos zu scheitern. Mittlerweile wird so etwas wie der Eindruck aufgebaut, dass sich alles wieder und wieder um mögliche Enklaven vergangener Gesellschaften dreht, die jeweils immer wieder zum Scheitern verurteilt sind. (Auf die eine oder andere Weise.) Gewallt spielt dabei eine sehr zentrale Rolle, wobei die Zombies nur das geringste Problem sind. Sie sind eher die heruntergerissene Maske, unter der nur noch ein vermodernder Sumpf zum Vorschein kommt. Während die jeweiligen Siedlungen mit ihrer entsprechenden Gesellschaftsstruktur noch immer um sehr viel Makeup bemüht sind, um diese jeweiligen Fäulnisprozesse zu kaschieren. Von der menschlichen Ebene aus betrachtet scheucht man eine Person nach der anderen in den Untergang des Zusammenspiels von zwischenmenschlichen Prozessen, die sich hinter der Fassade einer vermeitlichen Kleigartensiedlung verbergen.

Fazit

Wenn man Anfangs „nur“ das Gefühl hatte, dass Rick als Figur der Fokus ist, mit dem der Betrachter das Überleben innerhalb der Welt nach der Zombiekalypse, einsehen kann, so ist die Serie spätestens jetzt ziemlich eindeutig auf Rick endgültig aufgebaut.
Und ich muss dabei hinzufügen: Ich mag die Abschnitte der einzelnen Geschichten immer weniger. Ich kann nicht gezielt sagen, woran es liegt. Eventuell wirken Zombies früher oder später einfach nur ermüdend, oder ich habe im Moment einfach den Nerf für dieses spezielle, ständige Überlebensdrama im Rahmen des Verfalls von menschlichen Moralvorstellungen verlohren, aber mir persönlich fehlt langsam aber sich so etwas wie eine Identifikationsmöglichkeit mit der Story auf irgendeiner Ebene, was den ästhetischen Gehalt des ganzen bei der Rezeption angeht.
Vom grundlegenden Aufbau her kann man auch weiterhin nichts gegen die einzelnen Bände der „Walking Dead“-Reihe sagen. (Und ich verstehe mittlerweile ziemlich gut, warum der Stoff verfilmt wurde.) Aber: In der Comicform wird der ganze Plott langsam doch sehr dröge und verläuft sich irgendwo. Über Monroe wird immer wieder mal Andeutungen gemacht, dass er eigentlich ein Lüstlich sondergleichen wäre (okay, da er in dem vorangegangen Band ein mehr als eindeutiges Angebot gemacht hat, muss man das wohl als wirklich gegeben ansehen) aber so wirklich zusätzlichen Brennstoff brachte das nicht. Und eigentlich wird hier auch nur wieder einmal einiges nur angedeutet, um eine Art Höhepunt zu erreichen, an dessem Ende die scheinbare Vorbereitungen auf einen weiteren Schicksalsschlag nur stehen kann. Und das macht einiges kompliziert. Zumindest hat dieser Band mich mehr als nur unzufrieden zurückgelassen, nachdem ich die Seite 136 erreicht hatte.