Montag, 31. August 2015

R.I.P. Wes Craven

Wes Craven 2010
Bild: Bob Bekian
Lizenz: Creative Commons
Man wird vermutlich irgendwann zurückblicken und sagen, dass das Jahr 2015 uns einige Idole gekostet hat. Gestern, am 30. August, ist, wie es gerade durch die Medien geht, der Regisseur Wes Craven verstorben.

Craven ist für mich persönlich eigentlich nur für zwei Dinge besonders bemerkenswert gewesen, die meinen Konsum von Horror-Filmen sehr Nachhaltig geprägt haben: "A Nightmare on Elmstreet" und "Scream". Beides für sich genommen definitiv absolute Klassiker.

Was macht diese Filme jetzt so besonders? Das ist schwierig zu erklären, wenn man sich nicht besonders Stark mit der Materie des Slasher-Genres auseinandergesetzt hat. (Außer der Tatsache, dass "beide" "Täter" mittlerweile zu absoluten Ikonen geworden sind.)

Gehen wir also die Sache mal bewusst an: A Nightmare on Elmstreet ist in vielerlei Hinsicht ein sehr typischer Slasher, was die regulären Formalien angeht. Aber: Freddy Krüger ist einer der ersten Untoten in diesem Genre. Und das macht ihn so einmalig, neben der Tatsache, dass er aus den Träumen heraus über seine Opfer herfällt, und gar nicht in der Realität auftaucht oder gar existiert... auch wenn man ihn durch luzides Träumen herüberziehen kann. Dazu kam dann noch die eher Slapstikhafte, boshaft spöttische Art, mit der Freddy Krüger seine Opfer verspottete, ehe er sie dazu brachte, davon überzeugt zu sein, dass sie sterben würden... und das dann auch in der Realität taten.
Das lustige bei der Sache ist, dass wir diesen Umstand nur zwei Sachen verdanken: Einem Artikel über einen jugendlichen Immigranten aus Laos, der von Alpträumen geplagt im Schlaf gestorben ist und der Tatsache, dass Craven sich an einem "Bully" aus seiner Schulzeit verspätet rächen wollte, indem er seinem neuen Slasher dessen Namen gegeben hat.

Scream ist nochmal ein anderer Aspekt, der dem Slasher-Genre vollkommen neuen Wind gegeben hat: Der Geschichte wurde eine Meta-Ebene gegeben. Die jugendlichen in der Geschichte kennen die Gesetze der Filme... und sterben trotzdem reihenweise. Außerdem trägt der Film auf diese Weise eine durchaus kritische Sicht, wie die Ästhetisierung von Gewallt auf einige einen besonderen Reiz ausübt. (Die Ideen dahinter sind zwar konservativ, aber letzten Endes sind die Slasher als Helden ihres Genres selbst Verteidiger konservativer Werte.) Der Geniestreich der Serie war dann aber, das hier eine Idee konsequent durchgesetzt wurde, die zwar bereits in einem anderen Klassiker des Genres angedacht, aber nicht wirklich realisiert wurde: Die Munch-Maske des Täters wurde zum Franchise. Wer auch immer einen Groll gegen Sidney Prescott konnte sie ergreifen und wurde auf diesem Weg zum Woodsboro-Killer. Der Täter wurde also zu einem Mem, dessen Identität an sich nicht von Bedeutung wahr, sondern einzig und allein, dass er handelte. (Den Grund dahinter zu erfahren konnte zwar Leben retten, blieb aber letzten Endes nur eine Nebensache.)

Der Punkt bei dieser ganzen Angelegenheit ist letzten Endes, dass Scream Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts einem totgeglaubten Genre (dem Horror-Film) dermaßen viel neuen Wind gegeben hat, dass wir jetzt immer noch entsprechende Filme zuweilen auf der Leinwand sehen können. (Auch wenn die Gangart dabei nicht von Craven selbst, sondern von anderen definiert wurde.)

Cravens großer Verdienst ist also letzten Endes, dass er uns die Freude an der Todesangst (dem Horror) zurückgegeben hat, und mit seinem Schaffen dafür sorgte, dass diese immer noch erfahrbar ist.

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