Montag, 26. Oktober 2015

Der Masterplan... oder: Warum war das nochmal eine gute Idee diesem künstlichem Etwas leben einzuhauchen?


So, der Oktober rennt gerade nur so an mir vorbei und während ich eigentlich nur noch versuche, diesen blödsinnigen Monat irgendwie zu überleben, kommt mir gerade die Idee, dass ich ja noch so gar nichts zum diesmonatigem Karneval der Rollenspielblogs beigetragen habe. Und das, obwohl das Thema „Roboter, Golems & Kunstwesen“ eigentlich eines meiner persönlichen wirren Spezialgebiete nur so einrennt. (Gemeint ist hier der Horror, nicht die Kunst... auch wenn die Frage nach dem Sinn von Kunstwesen natürlich auch rein ästhetisch anzugehen ist.)

Der Punkt bei der Sache ist: Die meisten Kunstwesen, zumindest soweit es die „normale“ Popkultur angeht (und damit auch unserem Rückblick auf andere Sagengestallten mit ähnlichem Hintergrund), haben einen Zweck. Der berühmte Golem von Prag beispielsweise sollte die prager Juden vor weiteren Anfeindungen beschützen. Die bekannteste Variante in dem Zusammenhang ist, dass er des Nächtens durch die Straßen patrollierte, um verdächtige Individuen darauf zu überprüfen, ob sie die Körper toter Kinder mit sich führen. Das Wesen erfüllt also ganz klar einen positiven Zweck, der aber durchaus Schaden für Personen verursachen kann, die sich außerhalb der zu schützenden Gruppe befinden.

Man könnte jetzt fast meinen, dass dieses Sinn-Zweck-Verhältnis also automatisch immer positiv zu sein haben müsse, wenn man sich nur anstrengt, aber: Sobald sich irgendwo wiedersprüche einschleichen, oder die Zweckmäßigkeit nicht kontrolliert genug ist, beginnt die Fassade zu bröckeln „und der Alptraum beginnt.“ Picken wir uns mal willkürlich ein paar Beispiele heraus:

Zuerst fällt mir da natürlich Viktor Frankenstein ein, der ja gewisser Maßen das Paradebeispiel für dieses ganze Szenario darstellt: Der Egozentrische Schweizer, der Gott sein will. (Er maßt sich das göttliche an, indem er den Anspruch hat, neues Leben zu erschaffen.) Angeblich soll Mary Shelleys Vision für den Roman „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ ein Art Vision im Sommer 1816 ein Praktizierender der dunklen Künste gewesen sein, der über seiner Schöpfung steht und im letzten Moment angegekelt von seinem eigenen Werk zurückschreckt. Frankensteins Monster hat keinen Zweck, außer dem, dass man mit hIlfe wissenschaftlichen Übereifers tatsächlich Leben erschaffen kann. Da der gute Viktor sich erst deutlich später der Tragweite seiner Tat, nämlich die Erschaffung einer neuen Rasse an Unholden, bewusst wird, handelt er gegen das Interesse des Monsters, das als lebendes Wesen das Bedürfnis hat, selbst zu einer Art von normalem Leben zu erlangen. Sprich: Das Monster will seine Art schützen und vortführen. Und Frankenstein handelt diesem Umstand zuwieder, indem er dafür sorgt, dass das einzige weibliche Exemplar der neuen Gattung wieder vernichtet wird. (Worauf hin er die Folgen zu spüren bekommt.)

Deutlich neueren Datums ist der Roboter Maria. Der Zweck dieses Wesens ist gemischter Natur. Hauptsächlich diehnt er aber letzten Endes als Projektzionsfläche verschiedener, menschlicher Wunschvorstellungen, die auf unterschiedlichem Lösungsweg in Gewallt und zerstörung eskalieren werden. Hierbei muss man noch hinzufügen: Dieser spezielle Roboter ist noch nicht die Alptraum-Gestallt eines Skynets, aber von den Idealen der asimoschen Robotergesetze befreit. Das Problem bei der Sache ist: Wir haben es hier mit einem Stellvertreter zu tun, der einem verdrehten Intellekt dient und auf diesem Weg seinen Zweck in Chaos und Zerstörung sucht.

Die oben angesprochenen asimovschen Robotergesetze verfolgen klar einen bestimmten Zweck: Den Roboter als Dienstsystem unter den Menschen zu stellen und daher letzterem steht den Vorzug zu geben. Das Problem (zumindest, wenn man das Gedankenspiel zu Ende spinnt) ist, dass gerade in solchen Momenten, wo man die Menschheit als ganzes zu bewahren versucht – was ja die neueren Gesetze betifft – zwangsweise eine Diktatur der Roboter über die Menschheit denkbar wäre. Und das einfach nur, weil Roboter nach logischen Richtlinien handeln müssen, Menschen aber eine ungeheuer irrationale Ader haben. (Vergleichbares thematisiert der Film Colossus in gewisser Weise ebenfalls.) Um die Menschheit zu schützen, wird die Maschine zur despotischen Bedrohung. Das heißt, dass die Wiedersprüchlichkeit des Zwecks des entsprechenden, geschaffenen Wesens zu dem Objekt, dass den Zweck darstellt, leicht dazu führen kann, dass Szenarien entstehen, welche die Angst vor der eigenen Schöpfung begründen.

Was heißt das jetzt für uns Rollenspieler? Grob gesagt: Kunstwesen sind etwas ungemein beängstigendes. Und genau damit sollte man auch spielen. Wenn man mit künstlichen Wesen einen Plott füttert, macht es durchaus Sinn – egal wie skurril der ganze Aufbau auch sein mag – den ganzen Hintergrund des Wesens dahingehend abzuklopfen, wo der Zweck eines solchen Wesens mit einem mal kippen könnte, so das etwas bedrohliches in die Situation hineinkommt.

Denn letzten Endes schreien künstliche Wesen danach, unsere Ängste zu erwecken und am Spieltisch eventuell ein wenig Gänsehaut hervorzurufen.

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