Montag, 21. Dezember 2015

Spoilers: Star Wars: Das Erwachen der Macht (Ein absolut subjektives Fanboy-Gehype nach dem ersten mal sehen.)

So. Während ich das hier schreibe ist Donnerstag Abend, am 17. Dez. 2015. Das heißt ich komme gerade direkt aus dem Filmereignis des Jahres, auf das so ziemlich die ganze Geek-Landschaft gewartet hatte. Und ganz ehrlich: Im Moment bin ich ein wenig zu aufgewühlt (emotional), als das ich hier eine entsprechende, rein-objektive Analyse mit bewertung abgeben könnte. (Letzten Endes ist der Krieg der Sterne meine „große Leidenschaft“, was Filme angeht.)
Zuallererst muss man sagen: Die Entscheidung seitens Disney, Abrahams das Projekt zu übertragen, war genau Richtig. (Das George Lukas für Star Wars untragbar geworden ist, hatte er ja hervorragend mit den nichtexistenten Episoden I-III bewiesen. Für die muss er sich immer noch beim gesamten Fandom entschuldigen.)

Also, was ist „Das Erwachen der Macht“ jetzt eigentlich? In erster Linie würde ich jetzt sagen: Es ist der Versuch ein Versprechen zu machen. Nämlich die alte Faszination für die Geschichte rund um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und der hellen und der dunklen Seite der Macht erneut zu erwecken, wie es damals passiert ist, als wir (in welcher Konstellation auch immer das erste mal die Vorgeschichte zu „A new Hope“ über den Bildschirm laufen sahen.
Das würde ich deswegen in diesen Film interpretieren, weil er in weiten Teilen mit unzähligen Zitaten gespickt ist, die auf den ersten Film verwiesen haben.
Einiges in den Anfangsszenen ist dabei verworrener, da die Einführung der neuen Generation von Helden deutlich Symbolischer geschieht. Um das zu verstehen muss ich allerdings wohl um einiges weiter ausholen: Der große Feind, die erste Ordnung, ist um einiges deutlicher am Nazi-Deutschland in seiner vollständigen Ästethik und Megalomanie orientiert, als es das Imperium der ersten Star Wars-Filme jemals hätte können. Hiermit meine ich weniger die doch deutlich „klassisch“ gehaltenen Kostüme der Darsteller, als viel mehr das gebahren der einzelnen Figuren. Das zentrale Element bei dieser ganzen Angelegenheit sind aber die Sturmtruppen. Während sie in den ersten Filmen eine Klon-Armee laut Kanon von anfang an darstellen sollten (auch wenn hier der mittlerweile zur Legende gewordene, bessere EU-Kanon eindeutig wiedersprochen hat), sind die neuen Sturmtruppen (die meiner Meinung nach zum ersten Mal wirklich so in Szene gesetzt worden sind, das man Angst vor ihnen bekommen konnte als Zuschauer, ursprünglich inder, die von ihren Familien entführt wurden und von Früh auf zu Kadarver-Gehorsam der ersten Ordnung gegenüber konditioniert wurden. Das Problem dabei ist nur, dass diese Konditionierung nicht bis ins letzte Element funktionieren kann, so wie es aussieht, denn gerade der spezielle Sturmtruppler FN-2187, auf den die meiste Zeit des Films über der Fokus liegt, muss mit schrecken feststellen, was Krieg heißt, weil ein Mitstreiter vor seinen augen erschossen wird und noch im Sterben, als letzte, verstörende Geste seine Blutige Hand nach FN-2187 Gesicht streckt. (Dabei hinterlässt er ein paar Blutige streifen auf dem Visier und einen follkommen verstörten FN-2187, der von da an nach einem Weg sucht, einen Neuanfang zu starten. Bloß Weit weg von der ersten Ordnung.
Und das ist eigentlich das interessante an der gesammten Sache: Der zweite wichtige Charakter dieser neuen Generation an Helden ist Rey, eine Schrottsammlerin auf dem Planeten Jakku. Diese vegetiert mehr so durch den Tag, umgeben von Überresten des großen Bürgerkrieges der Rebellion gegen das Imperium. (Sie selbst lebt in einem umgestürzten At-At und trägt schienbar bevorzugt in ihrer Freizeit das orangefarbene Visier der Helme der Rebellen-Piloten. (Scheinbar fehlt es an der Möglichkeit von Rosarot.) Aber auch Rey hat letzten Endes keine wirklich rein-gute Agenda in ihrem verhalten. Auch wenn sie letzten Endes aufgrund ihres Verhaltens BB-8 gegenüber eine höhere, moralische Persönlichkeit zu sein scheint, als es bei FN-2187 der Fall ist.

Die beiden treffen aufeinander, es gibt einige Missverständnisse und schließlich wird bei einem Überfall der ersten Ordnung auf der Oberfläche von Jakku ein „alter Schrotthaufen“ zur Flucht genutzt. (Wie zahlreiches Lachen aufgrund der Szene zur genüge Zeit ist dieses erste, wörtliche Zitat aus A new Hope tatsächlich dem Millenium Falcon gewidmet. (Und das führt dann natürlich zur bereits weit verzweigten Szene „Chewie! We are home!“ - Leider muss man hierbei sagen liegt es entweder an der Machart, wie Han Solo seinen ersten Auftritt hat, oder aber an der deutschen Synchro, die zusätzlich ein bisschen was raushaut: Gerade Harrison Ford wirkt bei diesem ersten Auftritt irgendwie hölzern und deplaziert.)

Und genau aus diesem Zusammenspiel mit Han Solo entspringt sehr viel Handlung. Star Wars war ja die meiste Zeit über immer wieder darauf ausgerichtet, dass irgendjemand der graue bei der ganzen Angelegenheit bleibt. Das ist hier in der neuen Generation so erstmal nicht gegeben. Sowohl „Fin“ als auch Rey sind irgendwo mit Päckchen versehen, die eher psychischer Natur sind und gerade weil wir alle bereits die eine oder andere Trailer-Szene gesehen haben, müssen erstmal die neuen Bedingungen eingespielt werden, so das jeweils klar ist, welche Rolle welcher Charakter dieser neuen Generation von Sternenkriegern einnehmen wird.

Apropos Grau: Kylo Ren ist ein Wrack von ständig ausartenden Wutanfällen, der sich irgendwo mit Daddy-Issues rumschlägt und dabei noch versucht Luke Skywalker aus bestimmten, familiären Gründen auszulöschen. Im Grunde genommen schließt sich hier wieder der Kreis: Die Skywalkers sind immer noch ständiger Anfang und Ende einer Bedrohung. Das Jedi/Sith-Erbe wird diese Famlie anscheinend einfach nicht los. Auch wenn die Sith jetzt die Knights of Ren sind und damit ein neuer Orden, der nicht mehr von der Regel der Zwei beschrängt wird. (Auch wenn der neue Anführer dabei natürlich irgendwo seinen eigenen Weg an Lehren zu verfolgen scheint.) Aber: Es ist nicht ganz dasselbe, wenn Kylo Ren seinen Vater umbringt und dabei die Szene zwischen Darth Vader und Obi-Wan Kenobi auf dem ersten Todesstern eindeutig Pate stand. Nur ist der verzweifelte Moment, wo Han Solo durch die Klinge Kylos stirbt, weil er den tragischen Fehler gemacht hat, zu vertrauen, von der wirkung her nicht ganz so verwirrend, wie Obi-Wans Ende. Aber deutlich verstörender, je länger man über die ganzen Zusammenhänge nachdenkt.

Und wo wir von neuer Anführer reden: Weiterhin wird mit allen Regeln der Kunst die CGI weitergetrieben und damit auch die Gestalltung mancher Szenen bei weitem überhöt. Was wir bislang in Ansätzen aus den Trailern kannten war ja der neue Hyperraum, der jetzt ein wenig mehr an Star Trek Trans-Warp-Raum erinnert. Das war wohl nicht zu vermeiden, aber irgendwie sieht die Röhre, in der sich der Milenium Falcon bewegt dann doch ziemlich interessant aus. (Auch wenn man nur sehr wenig Inneneinsichten hat diesen hat.) Und die irgendwann urplötzlich auftretenden Action-Szenen sind deutlich gewalltiger durch den Einsatz der Computer-Generierung. Das passt dann doch nicht so ganz, solange man nur die existierende Trilogie im Hinterkopf hat.

Das erstaunlichste bei der ganzen Sache ist aber die allerletzte Szene zwischen Luke und Rey. Nach all dem ganzen Chaos, den ganzen überstandenen Gefahren, Lügen und unklarheiten ist sie diejenige, welche die Macht in sich trägt und den Einzigen Lehrer in diesem ganzen Universum gefunden hat, den sie akzeptieren kann. Und hält ihm inmitten der Ruinen des ersten Jedi-Tempels auf einer in einem so satten Grün gehaltenen Klippengegend, das man fast Irland schreien möchte, in einer einzigen, hilflosen Geste das Lichtschwert entgegen, das den ganzen Ärger in Lukes Leben überhaupt erst ausgelöst hat. So als ob sie ausgerechnet vor diesem einen Mann nur noch Angst empfinden würde.

Trotzdem ist es Star Wars. Und zwar ein Star Wars, dass zumindest anders als bei George Lukases Vorsetzungversuch zumindest den Eindruck erweckt, dass hier ein paar Leute am Drehbuch gesessen haben, die zumindest versuchten zu verstehen, was so faszinierend an den Filmen war, dass sie sich über 30 Jahre lang im Gespräch halten konnten.

So, das hier war jetzt mein erstes Fanboytum-Gehype aus dem ersten mal sehen heraus. Ich werde mich wohl irgendwann bei gelegenheit noch einmal hinsetzen (zum Erscheinen der DVD denke ich) und meinen Eindruck nochmal etwas analytischer in Form einer Rezension Luft machen. Aber fürs erste soll es das gewesen sein. Jedenfalls hat der Film mich auf seine Weise unglaublich rühren können, dass mir die Freudentränen zuweilen in die Augen schossen.

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