Montag, 25. Januar 2016

Rezension: Andreas Walters: Baby Bestiary

Cover: Andreas Walters (hrsg)
Baby Bestiary
Verlag: Metal Weave Games
Kickstarter hat seid seiner Entstehung einige, eher kuriose Dinge in die Szene gespühlt, die anderweitig vermutlich überhaupt nicht in dieser Form realisiert worden währen. Eines dieser kleinen Phänomene ist das Buch „Baby Bestiary“.
Worum handelt es sich dabei? Kurz gesagt: Das Buch ist 74 Seiten stark und kommt im amerikanischem Hardcover-Pendant zu unserem A4-Format daher. (Ich weiß bis heute nicht, ob man das jetzt „letter“ oder anderweitig bezeichnet.) Das besondere dabei ist, dass der Druck Vollfarbig ist. Das ist soweit der „harte Fakten“-Teil, den man ersteinmal hochhalten muss.
Kommen wir anschließend zum weniger cruchigen Part: Dieses Buch besteht nur aus Flufftexten.

Thematisch präsentiert der Band, auf dessem Cover ein Greif und ein Eulenbär in unterschiedlichen Lebenstadien bei Miteinander aufwachsen gezeigt werden, eine ganze Reihe von Bildern junger Monster, wie sie D&D-Fans aus zahlreichen Monsterhandbüchern kennen.
Und jetzt nochmal, damit das ganze auch endlich einmal Sinn macht: Das Baby Bestiary wird als Bildband aus der Reihe der Coffee-Table-Books präsentiert, das als Hilfestellung für angehende Haustierbesitzer mit besonderen Exoten präsentiert, die sich den hinterbliebenen, verweisten Jungtieren annehmen, welche zurückgeblieben sind, nachdem die letzten Heldentruppe mal wieder im Blutrausch blind die Elterntiere dieser kleinen, unschuldigen Wesen abgeschlachtet haben. (Wer Parallelen zum realen Leben findet darf diese behalten.)
Nach einem kurzem, einführendem Text, der die Anfangsschwierigkeiten thematisiert, welche das Adoptieren und Großziehen eines solchen Wesens in unterschiedlichen Umgebungen mit sich bringen kann, werden auf jeweils einer Seite pro Spezies 32 unterschiedliche Wesen präsentiert, wobei man in jeweils sehr kurzen Abschnitten das leben des jeweiligen Wesens allgemein, sowie im Konkreten Hinweise zur (sofern Nötig) Eipflege, normalen Pflege und dem Training des entsprechenden Wesens im weiteren des Großwerdens. (Um das klar und verständlich auszudrücken: Die entsprechenden Texte beschäftigen sich mit der Frage, wie man ein entsprechendes Wesen domestiziert und an sich bindet... und eventuell die Schwierigkeiten, die damit verbunden sein könnten.) wobei bei einige Wesen von Anfang an klar gemacht wird, dass sie extrem Gefährlich sind. (Man sollte es sich also zweimal überlegen, ob man wirklich einen Beholder großziehen möchte.) Wie gesagt: Das ist alles Fluff und somit nicht so ganz fassbar fürs Spiel, weil es keine regelrelevanten Daten enthält. Wenn man also den entsprechenden Part nutzen will, dann geht es dabei eher darum, aus diesen Texten Hilfestellungen für die eigene Erzählung zu bringen, wie man das adoptierte Fellbündel mit Spiel und Futter an sich bindet und darüber hinaus auch noch einen treuen Gefährten (bei entsprechender Klasse) eventuell generiert.

Das ist aber nicht die Stärke dieses Buches. Um es mit dem Text auf dem Buchrücken zu erklären: „The Baby Bestiary Handbook wil add some 'awww' to your coffee table ornaments an 'squee“ to you players' squelching through dank dungeons.“ Die wirkliche Stärke des Bandes ist nämlich tatsächlich in den ganzseitigen Bildern zu sehen, welche jeweils Jungtiere darstellen. Diese Illustrationen zeigen einen ganzen Haufen kleiner Monster, welche durch die Bank weg dem Kindchenschema entsprechen und dadurch unglaublich niedliche Kreaturen repräsentieren. Teilweise zeigen diese Bilder die Jungtiere allein, teilweise mit Elterntieren. Problematisch ist aber die Bildergruppe, die Jungtiere mit „Haltern“ zeigt. Offenbar handelt es sich hierbei um Backer des Kickstarters, die eine entsprechende Darstellung ihrer Selbst auf den jeweiligen Bildern erworben haben. Und dabei entstehen dann ein paar komische Brüche, weil man nicht unbedingt einen Beholder mit zwei kleinen Mädchen an der Hand sehen möchte... oder aber die entsprechenden Monster in Gegenwart von Menschen mit modernen Brillengläsergestellen auf der Nase. (Hierbei entsteht dann tatsächlich ein kleiner Bruch im Rahmen des Sense of Wonders, der mit diesem Band entsteht.) Und das ist dann schon das entsprechende Haar in der Suppe.

Fazit

Ich kann gar nicht so viel mehr dazu sagen als das, was ich bereits geschrieben habe: Man erhält hier einen Bildband voller kleiner, babyartiger Wesen, die mal große böse Bossmonster werden wollen. Von daher ist das Buch in erster Linie so etwas wie eine Augenweide, um sich mit den einzelnen Bildern stundenlang zu beschäftigen und dabei blöd zu grinsen. Und das ist genau das, wofür man sich den Band eigentlich kauft. Falls man darüber hinaus aus den Fluff-Texten eventuell noch ein paar Ideen fürs eigene Spiel herauszieht ist das zwar schön, aber überhaupt nicht notwendig. (Zumal die entsprechenden Klassen, welche einen Tiergefährten mit sich führen, nicht unbedingt all zu Zahlreich sind.)
Insgesamt ist das also eines dieser absolut überflüssigen Bücher, die man aber unbedingt haben möchte. Es macht einfach nur Spaß darin zu blättern und entsprechend die Bilder anzusehen.

Montag, 18. Januar 2016

Rezension: Lady Death. Origins Volume 1

Cover: Lady Death
Origins Volume 1
Verlag: Boundless
Irgendwann Mitte der 90er bin ich während eines kurzen Aufenthalts in einem Bahnhofskiosk während eines Urlaubs beim Stöbern durchs dortige Comicregal über eines dieser dünneren Comic-Alben gestolpert, die damals mehr oder weniger „in“ waren, um ein paar US-Hefte mehr zusammenzufassen. Damals hatte ich nicht zugeschlagen, aber die Hauptfigur, eine weiße Frau in einer Art Bikinidress, die in einer dunklen Welt gegen absonderliche Monster kämpfte hatte mich nach dem kurzen durchblättern irgendwie nicht mehr losgelassen. (Was ich erst später erfuhr war, dass diese Dame auf den Namen „Lady Death“ hörte und in Wirklichkeit direkt in der Hölle kämpfte.) Einige Jahre sollten ins Land gehen, zwischendurch ging ein Verlag, der die blasse Dame erzählte Pleite und ein anderer nahm sich des Namens an, nur um entsetzt festzustellen, dass die entsprechende Figur dahinter unglaublich viel Horror und Sexappeal miteinander verband, was so gar nicht zu den eher konservativen Werten dieser Trottelhochburg passte. Auch diese Comicanstalt ging Pleite und 2005 nahm sich das kleine Verlagslabel „Avatar Press“ der Marke Lady Death an. So wirklich vollständig funktional gerecht konnten auch diese ihrem Schützling nicht werden, aber was immerhin griffen sie das ursprüngliche Konzept noch einmal auf und erzählten die Geschichte auf eine anderen Weise mit neuer Interpretation wieder. Letzten Endes war Brian Polido, der Erfinder hinter Lady Death also dazu gezwungen, sein Brainchild mindestens dreimal neu zu erfinden. Und da ich „Medievil Lady Death“ von Cross Gen nie gesehen habe, ist die gute Hope dabei zweimal „zur Hölle“ (im wörtlichen wie übertragenen Sinn) gefahren.

Aber warum diese lange Vorgeschichte jetzt eigentlich? Nun: Vor mir liegt jetzt der erste Sammelband des Verlagslabels Boundless, welches eine Tochter von Avatar-Press ist. (Zumindest sagt mir das die Wikipedia.) Wichtig ist das deswegen zu wissen, weil in diesem Band die ersten Hefte der Avatar-Origin-Story von Lady Death zusammengetragen werden und somit nach der eher schwierigen Veröffentlichungspolitik Seitens Avatar-Press im ganzen zugänglich gemacht werden. (Stellenweise hatte Avatar Monate bis zu einem halben Jahr nichts neues mit dem Charakter angestellt und maximal Sondereditionen des Covers herausgebracht. Irgendwann wurde das unübersichtlich für jemanden, der einfach nur die Geschichte lesen wollte.)

Doch wie wird hier jetzt die bereits bekannte Geschichte Neuerzählt: Lady Death ist immer noch Hope, allerdings diesmal die Tochter von Marius, einem Kreuzfahrer, dessen Körper von einem untoten Hexer besessen wird. Als dies herauskommt flieht das Wesen, dass sich selbst Sagos nennt, in eine andere Welt und einzig Hope bleibt zurück, welche des erzürnten Dorfbewohnern als Sündenbock auf dem Scheiterhaufen dienen soll.

Jedoch erinnert sich Hope auf dem Scheiterhaufen an eine besondere Zauberformel, die ihr „Vater“ genannt hatte, um besondere Totengeister (in der Geschichte „Wraith“ genannt) zu beschwören und vereinbart mit diesen im austausch gegen ihre Menschlichkeit freihe Passage in die Welt, welche als „The Labyrinth“ bezeichnet wird.
Und irgendwo in dieser Welt setzt die Geschichte des Sammelbandes ein: Hope, die sich jetzt Lady Death nennt, ist auf der Suche nach ihrer Mutter in den Blacklands unterwegs. Begleitet wird sie dabei von Wargoth der selbst noch eine Rechnung mit Sagos offen hat, der ihr als Mentor diehnt, um diese Welt zu überleben und Satasha, die ihr das Handwerk der Zauberei beibringen soll.
Wargoth hat eigenwillige Methoden, um seine Schülerin das zu lehren, was sie wissen muss und stürzt sie auf diesem Weg in jede mögliche Gefahr, immer darum bemüht, sie möglichst nahe dem Tod zu bringen, damit sie wirklich eine Chance gegen Sagos haben kann, wenn sie sich ihm gegenüber stellen sollte.

Und das ist eigentlich auch schon das meiste, was hier erzählt werden muss. Denn technische ist der „dramaturgiebogen“ innerhalb dieses Comics nicht wirklich vorhanden, weil man die meiste Zeit eigentlich nur auf aktuelle Schlachtenereignisse blickt, die gelegentlich von Rückblenden unterbrochen werden, um den Hintergrund zu erläutern, welchen Lady Death in dieser Inkarnation hat. Und da bemerkt man auch den größten Unterschied überhaupt: Denn auch wenn Lady Death bei Avatar wieder zu ihrem wohlpropotioniertem Selbst in einer gewalltherrlichen, blutigen Umgebung voller Monster gefunden hat, so handelt es sich bei den Blacklands nicht um eine erneute Höllendimension wie noch zu Chaos-Zeiten, sondern um ein „Sword and Sorcery“-Inspiriertes Setting, das seine Hauptinspiration vermutlich bei Conan von Robert E. Howard gesucht und gefunden hatte. Den Abschluss bildet dann noch eine einzelne Story um die Zauberin „Pariah“, welche Lady Death in einem übernatürlichen Schlaf gefangen hält und zu Unterhaltung von einem Alptraumszenario zum nächsten hetzt, damit sie auf diese Weise wieder und wieder dem Tod ins Auge blicken kann.

Den Abschluss des 160 Seiten umfassenden Paperbacks bilden dann noch einige reine „Art“-Seiten, welche vermutlich Titelbilder weidergeben. Allerdings ist nirgendwo festgehalten – soweit ich das sehe – ob es sich dabei um reguläre Cover handelt, oder um eine gesondert kuratierte Auswahl der doch recht überbordend von Avatar-Press produzierten Special-Editions.

Fazit.

Zugegeben: Lady Death ist erst einmal nur eine sehr plumpe Konzeption mit unglaublich sexistischen Darstellungen, welche auf ungemein plumpe Weise die niedrigsten Triebe des männlichen Publikums unterhalten soll. Technisch ist sie die finstere Mistress, welche in einer eindeutig von Männerfantasien dominierten Welt den Fanservice stellt und dabei noch die Rolle der barbarischen Kriegstreiberin an forderster Front der Heldenlegenden darstellt. Und wisst ihr was: Das funktioniert ganz herrlich. Das ist nämlich genau das, was man erwartet, wenn man mit ein wenig Hintergrundwissen und Fanboytum aus den 90ern den Titel dieser Figur liest und sofort zugreift. Es gibt aufgrund des Hintergrundes mit der „Höllenfahrt“ eine minimale Tragik in der Figur, die allerdings dann mit der ganzen oppulenz ihres Albinoblassen Körpers ihre Feinde zerschmettert und auf diesem Weg der Welt das fürchten lehrt. Technisch gesehen ist Lady Death hier wieder mal die weibliche Version des nietzschianischen Übermenschen. (Und wir wissen, was die Rolle der Frau in diesem Konzept ist: Sie treibt das Weibliche aus sich aus.)
Man muss dabei allerdings hinzufügen, dass die Zeichner von AvatarPress als eher schlecht galten, solange es um Lady Death ging. Und das ist so ein Punkt den ich persönlich nicht verstehen kann. (Hier kommt also sehr stark wieder mal der jeweils persönliche Geschmack zum Urteil.) Was hier an Zeichnungen zum tragen kommt ist ein optisch sehr solider Stil, der äußerst Stimmungsvoll das wiedergibt, was die fiktionale Welt von Lady Death dann letzten Endes ist. Es handelt sich hier nicht um Fotorealismus, sondern um einen sehr guten amerikanischen Comicstil, der in seiner darstellungsweise für mich persönlich schon zu stark in der Art von Comics verwurzelt ist wie sie um das Jahr 2000 hin am meisten vertreten waren. (Ich persönlich bevorzuge da schon mehr früheren 90er, aber das ist halt eben alles subjektiver Geschmack.) Im Grunde genommen heißt es bei sowas also: Selbst reinschauen und ein eigenes Urteil bilden.
Wer also an seine eigene Lektüre nicht nur tiefgehendste, philosophische Ansprüche stellt und manchmal Spaß an leichten Gewaltorgien in barbarischeren Zeiten hat und darüber hinaus nicht vor übernatürlichen, weiblichen Rundungen abschreckt dürfte gerade hier in dieser neuen Serie von Lady Death gute Unterhaltung finden. (Und für mich ist es einfach das, was ich wirklich über alles Liebe: Endlich eine Möglichkeit möglichst schnell hintereinander die Geschichte zu erfahren, die mir „meine“ Lieblingsinkarnation der blassen Avatarin des Todes wieder zurückgebracht hat.)

Montag, 11. Januar 2016

R.I.P.: David Bowie

David Bowie 2006
Lizenz: CC BY-SA 2.0 
Heute hatte ich meine Probleme beim Aufstehen eine aktuelle Meldung richtig zuzuordnen. Und zwar redete das Radio ständig davon, dass irgendwas mit dem Chamäleon des Pop passiert sei. (Ich weiß also gerade nicht, ob mein Gehirn noch zu übermüdet war, um die Nachricht zu verarbeiten, oder ob mein Realitätsfilter gerade einsetzte, um nicht sofort in dermaßen große Depressionen zu verfallen, das ich mich überhaupt nicht mehr in die Welt der Wachen begeben wollte.)

Wirklich bewusst aufgefallen ist mir Bowie erst 1999 mit der Single "Thursdays Child", während er einen Auftritt in der damals aktuellen Chartshow Top of the Pops hatte. (Da ich nicht mit Kabel gesegnet war, sondern an die terestrischen, analogen Empfangsmöglichkeiten gebunden war, bin ich Quasi ein verhindertes Mitglied der Generation MTV.) Natürlich waren mir aber die größeren Hits schon damals ein Begriff wie "Lets Dance" oder "Heroes/Helden", die irgendwo mal gespielt worden sind. Jedoch halt eben ohne die Namensverknüpfung. (Ich weiß nicht, ob diese seletive Form von Ignoranz noch all zu weit verbreitet ist: Aber für mich waren damals einzelne Lieder durchaus äußerst interessant, ohne das ich dabei unbedingt dann auch den Namen dahinter kennen musste.)

Fakt ist jedenfalls, dass sich erst danach das Phänomen Bowie für mich so wirklich erschloss. Klar folgten ein paar Singles (damals hortete ich schwerpunkmäßig einzelne Songs, weil ich im großen und ganzen von den meisten Koplettalben doch ziemlich enttäuscht war) und auch der Film "Die Reise ins Labyrinth", in dem Bowie den Koboldkönig Jareth verkörpert, ist, wenn mich meine Erinnerungen nicht täuschen, auch erst später in mein Bewusstsein aufgenommen worden. (Und natürlich gehört gerade dieser Film zu der Liste der Filme, die ich jeder einzelnen Person um die Ohren schlage, wenn es um einen möglichst vollständigen "Gesehen-haben-müssen-Filmkanon" geht.)

Und es war irgendwo witzig die Verknüpfung von Bowie zur Postpunk-Bewegung ein paar Jahre später lesenderweise zu erfahren. (Zur Erklärung: "China Girl", dass in der Neuaufnahme von Bowie 1983 einge hohe Popularität erfahren hatte, ist ursprünglich für das 1977 erschienene Soloalbum von Iggy Pop "The Idiot" geschrieben worden. Angeblich hatte Bowie beim Einspielen seinen Freund mehrmals verflucht für die Sounds, die dieser den Gitarren entlocken wollte.)

Insgesamt war Bowie dabei stehts eine sehr wandelbare Figur, die sich ständig dazu genötigt sah, sich selbst neu zu erfinden und auf diese Weise zu einem Chamäleon wurde. (Eine gewisse Anspielung auf eben diese Karriere, die der Mann hingelegt hatte, befindet sich in einem Werbespot der Firma Vittel von 2003.)

Auch wenn es jetzt nicht sein eigener Verdienst war, aber: Eine besondere Wertschätzung dürfte Bowie wohl gerade durch das Video von Chris Hadfield erfahren haben, der in seiner Funktion als Missionskommandant auf der ISS einige lieder mit der Gitarre einspielte und ausgerechnet "Space Oditty" auf Youtube hochlud.

Nach all diesen schwankenden Jahren ist Bowie anscheinend gestern, dem 10.01.2016 an nach anderhalbjährigem Kampf einem Krebsleiden erlegen.
Und die Popkultur ist wieder um eine dieser Ausnahmeikonen ärmer geworden.

Der einfachste Weg in eine andere Welt: Der Lichtschalter



Ich bin ein böser Mench. Ich habe nämlich gelacht, als ich mehr oder weniger zufällig über das Thema des RSP-Karnevals diesen Monat gestolpert bin. Wirklich Böse.
Also. Warum haben wir die große Erheiterung meinerseits zu einem Thema, dass ja mit so absoluter brutaler Inbrunst als ach so wichtig betrachtet wird, spiegelt es doch das zentrale Leitmotiv unseres Hobbys, den Eskapismus, par exellence wieder? Wie ich in meinem Beitrag zu den Artefakten bereits festgehalten habe, werde Räume durch die Grenzen unserer Wahrnehmung definiert. Das Heißt, dass ein Tor in eine andere Welt erst einmal eine Begrenzung der eigenen Warhnehmung ist und dadurch einen anderen Raum schafft. Das Problem dabei ist nur, dass diese Begrenzung letzten Endes einen gefühlten Wandel zur Folge haben sollte (soweit unsere Erwartung), was die Welt hinter dem Portal angeht.
Um das zu verständlicher zu machen muss ich kurz einen Hinweiß auf die sehr gelungenen Romane der Hyperion-Gesänge von Dan Simmons geben. Innerhalb der Welt dieser Romane gibt es das s.g. Farcasternetz, das nicht zeitverzögerten Personen und Gütertransport über zwischen den verschiedenen Sonnensystemen ermöglicht. Und das über abermilliarden von Lichtjahren. Der springende Witz an dieser speziellen Technologie ist, dass ein Portal des Farcasternetzwers wie ein übergroßes Fenster funktioniert, durch das man hindurchsehen und das man durchlaufen kann. Die direkte Folge davon ist, dass irgendwo im Universum ein Fluß entsprungen ist und durch das Farcasternetzwerk fließend hunderte von Welten miteinander als Flußlauf vereint, ehe er auf irgendeiner Welt ins Meer fließt. Der zentrale Witz dabei ist: Dadurch dass diese spezifischen Tore eben offene Fenster sind, verändern sie auch nichts. Man wandelt in gewisser Weise durch tausende von Welten und sieht überall nur dasselbe, weil es keinerlei gefühlten Unterschied zwischen diesen miteinander verbundenen Welten gibt. Man läuft die ganze Zeit nur duch den Einheitsbrei einer einzigen, ewig selben Kultur und hat nur nominell eine andere Welt unter den Füßen.
Der Punkt, den ich zumindest für mich daraus schließe, ist, das mit dem durchschreiten des Portals unsere Wahrnehmung verändert werden sollte, weil wir für den Raum, den das Portal schafft, auf Grenzen stoßen sollten. Und das andere Ende ist ein drastischer Wechsel, der sich eben nicht so anfühlt wie die Welt zuvor, weil sie mehr als nur einen leichten Kniff sich zu Eigen gemacht hat. (Die Serie Sliders, so schlecht sie letzten Endes auch wahr, lebte gerade davon, dass jeder Übergang in eine andere Welt durch eine insgesamt sehr ruppige Reise verbunden wahr. Jede Welt bedeutete erst einmal einen drastischen Fall und anschließend im Idealfall eine vollkommen auf den Kopf gestellte Stadt Los Angeles. Die wenigen herausragenden Szenarien waren eher Folgen wie die über einen Nationalpark in dem Dinosaurier noch frei lebten als die, wo die Protagonisten durch die ewig gleichen Straßen liefen auf der verzweifelten Suche nach einem Unterschied...)

Und das macht jetzt letzten Endes den Lichtschalter zu solch einem Interessanten Übergang. Dadurch das man ihn umlegt verwandelt man auf sehr drastische Weise unsere Möglichkeiten der Wahrnehmung unserer Welt. (Wer mir nicht glaubt soll einmal Nachts den entsprechenden Test machen, nach abdunkeln der Örtlichkeit eine konkrete Wasserflasche zu finden. Dadurch das wir eigentlich kaum etwas sehen, aber letzten Endes schon allein aufgrund von gesellschaftlicher Konventionen gerade auf unseren Sehrnerf angewiesen sind, ist die neue Welt der dunklen Wohnung mit einem mal eine Ansammlung von Stolperfallen. (Und da wir wissen, dass die meisten Unfälle in den eigenen vier Wänden stattfinden, ist die lethalität dieser Todesfalle "eigene Wohnung" mit einem mal noch zusätzlich erhöt.)

Fürs Spiel heißt das letzten Endes, dass wir uns, wenn wir mit Portalen spielen, uns letzten Endes vorbereitende Gedanken machen müssen, um den Wechsel für die eigene Wahrnehmung irgendwie vorzubereiten, ohne gleich zum Holzhammer zu greifen. Denn die Versuchung ist letzten Endes sehr groß, aus Ebene 1 plündernd und brandschatzend in nominelle Ebene 2 zu wechseln und einfach dort plündernd und brandschatzend wie in Ebene 1 weiterzumachen. (Womit sich irgendwie die Frage stellt: Warum das Portal in eine andere Welt überhaupt? Fürs Plündern und Brandschatzen reichte doch die erste Ebene an sich überhaupt vollständig aus.) Offenbar gibt es aber trotz alledem einen gewissen "taste", der zum Weltenwelchsel verführt. Und trotzdem verändert sich dabei nur wenig an der Spielvariante an sich, die die Gruppe hat. (Außer man Thematisiert so etwas wie eine durch die Spieler durchgeführte Invasion anderer Welten, welche von Anfang an darauf ausgelegt ist, so viel Schaden wie möglich anzurichten, da die Gegenkulturen eher als primitiv angesehen werden.)

Wenn dies nicht passieren soll macht es durchaus Sinn sich Gedanken darüber zu machen, wie man die Spieler bei ihrer Reise zwischen den Welten in ihrer Haltung darauf einstimmt, die Welt als eine andere Wahrzunehmen. Mit anderen Worten: Erstmal ist nicht das Portal an sich von so zentralem Interesse, sondern das, was man als Übergangsnexus bezeichnen kann. (Ich würde hierbei zum Beispiel auf den Nexus des Eluvian-Netzwerkes verweisen, der in Dragonage ja als Crossroads bezeichnet wird.) Oder, wenn es jemand auf einer anderen Ebene betrachten möchte: Der Film Narnia macht diesen Übergang insofern ganz interessant, weil zuerst eine altmodische Straßenlaterne inmitten einer Schneelandschaft gezeigt wird und die Welt im Wandschrank zu einem noch späteren Zeitpunkt erst auftaucht.

Letzten Endes ist dieses ganze Portalthema also gar nicht so spannend an sich zu betrachten, weil man einen Torbogen ohne größere Probleme einfach so in die Landschaft setzen kann. Der zentrale Punkt bei der ganzen Sache ist eher unter dem Motto "der Weg ist das Ziel" zu begreifen. Also ist wensendlich mehr Wert auf die Frage zu legen, wie man seinen Übergang zu einem Übergang der Einstellung der Spielerschaft hinbekommt, weil ansonsten einige sehr seltsame Fragen aufgeworfen werden, die man nicht wirklich beantworten kann.

Freitag, 8. Januar 2016

Vreitag: Living a vampires life (Ein neues Projekt)


Wie ich beim Jahresrückblick ja schon aufgezeigt hatte, habe ich meine Vampire Live-Domäne verloren. Allerdings, wie es so schön heißt: Jetzt liegt wissen brach. (Und zeitgleich machen ein paar Andeutungen in einem Interview vom Spielgeflüster Podcast Hoffnungen, dass dieser Teil des Hobbys zeitgleich wieder erstarkt.) Also, warum nicht aus der Not eine Tugend machen?

Ich habe wissen und Erfahrungen und da draußen tummeln sich ein paar Neulinge rum, die eventuell davon profitieren könnten... und auch gerne die Geschichten eines alten, bärbeißigen Orakels hören wollen. Ansonsten ignoriert diese Videos einfach.) Jedenfalls stelle ich in diesem ersten, neuen Vreitag seid Ende des Vlogtaculums erstmal das neue Projekt vor und erzäle ein wenig, aus welcher Ecke und mit welcher Philosophie des Vampie Lives ich jetzt selbst komme. Und ganz wichtig ist mir wirklich: Ich möchte hierbei feedback von eventuellen zuhörern haben. Das ist so ein Projekt, das nur leben kann, wenn ich weiß, was die Leute eventuell interessiert, die sich solche Tips überhaupt einholen möchten.

Montag, 4. Januar 2016

Once upon a time, there was: Jahreswechsel 2015/2016 ...

... und man möchte fast in den typischen Tonus der Neujahrsansprache von Bernd dem Brot verfallen und sagen, dass ein fürchterliches Jahr hinter einem liegt und ein noch grauenhafteres Jahr einem vorrauseilt. (Und weil die Zeitumstände zwischen den Jahren bei mir auch nicht so ganz gepasst haben, gibt es diesen Blogeintrag auch erst jetzt zu lesen.)

Aber was macht denn die Sache jetzt so fürchterlich.

Nun, fangen wir mit dem offensichtlichen an: Ich habe viel zu wenig Zeit gehabt, um mich meinem liebsten Hobby - neben den grauen Tag im Ruhrgebiet zu verschlafen - zu widmen. Und, und das muss man auch noch dazu sagen: Meine Vampire Live-Domane, die "Chronik Schattenspiel", ist dadurch das unsere SL Richtung Süddeutschland umgezogen ist, jetzt auch Geschichte. (Um nocheinmal Berd das Brot zu zitieren: "Ein weiser Mann sagte einmal, die Hölle, das sind die anderen. Er hatte recht." Insofern gehe ich jetzt pratisch extremst unterrollenspielt aus dem alten Jahr heraus, nur um neue Pläne zu schmieden, die mein Privatleben im neuen Jahr eventuell noch mehr auf den Kopf stellen könnten, als es bisher schon der Fall, Jobbedingt. Aber das spielt hier keine Rolle.

Schade war in 2015, dass das Blogprojekt der geekblogs von den Machern aufgelöst wurde, weil nicht mehr alles so funktionierte nach einigen Neuerungen, als es sich die entsprechenden Leute davor gewünscht hatten. Allerdings habe ich mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge davon verabschiedet und gehöre jetzt offiziel dem Netzwerk der deutschen rsp-blogs an, was nicht zuletzt als Verdienst dem werten Infernal Teddy drüben von den neuen Abenteuern anzurechnen ist, da der mich vor seinem Wegzug mit Caninus bei unseren letzten Treffen doch regelmäßig fast schon dazu genötigt hatte. (Nicht zuletzt, weil ich eh schon davor am dortigen Karneval der Rollenspielblogs teilgenommen habe und dadurch eh schon an der ganzen Einrichtung irgendwie inoffiziel partizipiert habe.)

Hinsichtlich der Highlights des Jahres muss ich allerdings auch zu meiner Schande gestehen war 2015 so mehr oder weniger das Jahr des Krautpfanndings für mich. Es fing damit an, dass NSFW für lotf bei mir einzug hielt, aber bis jetzt im Buchregal geblieben ist. (Ich komme zu relativ wenig, wie man merkt. Wieder so ein punkt, wo ich manchmal heulen möchte.) Außerdem stellte sich heraus, dass das absurd hohe Stretchgoal von Numenera für die deutsche Gemeinde maximal als Kuriositäts-Witz betrachtet wurde. Seitdem hocken alle Deutschen Backer in ihren Stühlen und warten darauf, dass die Stritter-Übersetzung endlich in einer würdigen Form, einem Hardcover, erscheint. (Auch wenn die Einzelhandelsversion den Fehler macht, in einer unwürdigen Box zu erscheinen.)

Außerdem habe ich entgegen meines ursprünglichen Plans nur dann zu backen, wenn ich ein gecrowdfundetes Artefakt bereits in Händen halte, dann doch noch Prometheus Games Geld für das Dresdenfiles RPG in den Rachen geworfen. Die Kommuniation Seitens Prometheus Games war wie zu erwarten grauenhaft und man begann nur sehr zögerlich mit entsprechenden News nach erfolgreichem "mit Geld beworfen werden" rauszurücken. Derzeit muss ich wohl abwarten, bis relativ kurz vor veröffentlichung den ganzen Klumpatschs endlich die Mail erscheinen soll, mit der ich dann beantworten kann, dass ich neben dem Fanpaket auch noch Würfel und Denarii haben will. (Den Soundtrack hole ich mir lieber auf einer der nächsten Messen direkt bei Erdenstern, sobald sich das anbietet.) Einzig und allein die Tatsache, dass die Arbeit an dem Projekt nicht bei PG, sondern bei Feder&Schwert liegt, läßt raum für Hoffnung. (Die beiden Ollies haben einfach eine bessere Arbeitsmoral.)

Sofiel zu meinen Crowdfundig-Erfahrungen.

Apropos unwürdige Boxen: Wer meine Rollenspielstreams mitverfolgt hat, hat je mitbekommen, dass eines meiner ersten Rollenspiele im Online-Bereich das Wunderbare Dragon Age-RPG war. Das wurde dieses Jahr endlich von seiner bisherigen Makel - der unwürdigen Box - befreit und hat endlich einen schicken Hardcover-Einband verpasst bekommen. [Wordurch es jetzt endlich auch als Schlag(schaden verursach)endes Argument bei Regeldiskussionen eingesetzt werden kann. Also eindeutig eine Verbesserung.]

Und wenn wir bei Hangouts sind: Den Nerdpol habe ich ja vorletzte Jahr kennen gelernt (und der musste mich dann fortan erleiden) aber aufgrund einer gewissen Schnapsidee habe ich dann doch noch eben die RPC in Köln mitgenommen. Und das führte immerhin dazu, dass ich einigen Gesichtern, die ich ja aus den Hangouts kannte (und die meine Kommentare seitdem fürchten mussten) zum ersten mal live und in Farbe gegenüber stand. (Naja, wie ich zu dem Zeitpunkt Koali gegenüber schonmal gesagt habe: Jeder braucht ein Setting, in das er zu viel Zeit verschwndet. Bei mir war es die World of Darkness im Allgemeinen und Vampire im Speziellen.)

Und während ich auf Numenera warte hat die Spiel in Essen dann auch einen kleinen aber feinen Beitrag für das warten geleistet, da ich über die Münzen von Drawlab Entertainment gestolpert bin. Da sich auf diesem Weg dann der reis schließt hat auch Prometheus Games jetzt einen Hinweiß darauf, gegen was sie mit den Denarii anstinken müssen. Wir können also gespannt sein, sobald endlich mal konkrete Artefakte hier eintreffen, was da im Hintergrund passiert... falls bei PG überhaupt etwas passiert.

Also dann, es gibt einige Dinge, auf die ich zumindest ansatzweise zurückblicken kann und einen ganzen Haufen sachen, auch die ich warte. Aber letzten Endes heißt der einzig wirklich wichtige Entschluss als Vorsatz fürs neue Jahr wohl: Mehr Zeit finden, um zu spielen! (Was nützt mir die ganze Theoretisiererei hier auf dem Blog sonst?)

Ach ja, und weil ich nicht ganz ohne Youtube leben kann habe ich natürlich auch noch zwischen den Jahren versucht einen kurzen Rückblick zu erfassen, der aber aufgrund von zu geringer Vorbereitungszeit und jobbedingter Hecktick zu dem Zeitpunkt (okay, das es jetzt anders währe ist gelogen) leider ein wenig kürzer ausfällt, als es mir selbst lieb währe.

Wir sehen uns 2016 in der einen oder anderen Form hoffe ich.