Dienstag, 29. November 2016

Rezension: Katsuhiro Otomo: Takashis Sieg (Akira 08)

Cover: Takashis Sieg
Akira 08
Verlag: Carlsen Comics
Ich bekomme langsam den leisen Verdacht, dass George R.R. Martin sich eventuell bei der japanischen Kultur hat inspirieren lassen, was den großen Anteil an sterbenden Charakteren anbelangt. Also: Auch im achten Band geht es letzten Endes auf die gleiche Weise weiter, wie die Bände davor. Die Szenerie hat sich nur minimal gewandelt. Im Grunde ist weiterhin Akira das große Ziel der utnerschiedlichen Gruppen, die sich um Akira reißen. (Und von denen jeder irgendwann mal den Jungen an der Hand zu führen scheint.)
Das Problem ist jetzt nur: Es gibt den Colonell, der vermutlich wieder irgendwo einen großen Gefrierschrank aufstellen möchte, in den man Akira einfach einsperrt und vergisst. Dann gibt es Ryus Gruppe, die sich irgendwas von Akira versprechen, die aber selbst nicht so genau zu wissen scheinen, was das sein soll. Kaneda stolpert mit seinen Freunden einfach nur so durch die Gegend und ärgert sich darüber, das er im Kreuzfeuer steckt und will wenigstens Antworten haben. (Die er sich anscheinend von Akira oder irgendjemanden in dessen Umgebung erhofft.)
Dann gibt es noch die „Greisen“ mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten, die scheinbar eine sehr direkte Verbindung zu Akiras vergangenheit haben und die jungen Kinder von Miyakos Gruppe, die irgendwie ein wenig mehr zu wissen scheinen, aber auch nicht so ganz sicher sind, welchen Part in dem ganzen Spiel sie spielen.
Und dann stolpert auch noch Nezu in dem ganzen Chaos rum und scheint am laufenden Meter seine Agenden zu wechseln, von denen man von Anfang an nicht so genau wusste, was diese jetzt ursprünglich einmal waren.
Technisch geht in diesem Band die Materialschlacht nur noch weiter, mit all ihren Explosionen und sonstigen Grausamkeiten. Die einzelnen Figuren rennen durch ein Labyrinth aus Nebenstraßen und stolpern gelegentlich immer wieder mal übereinander, wobei mal die einen und mal die anderen kurzfristig die Oberhand zu gewinnen scheinen. (Was allerdings wenn überhaupt nur verschwinden belanglose Siege sind.) Und in der Zwischenzeit bricht im Hagel von Projektilen und Explosionen scheinbar die komplette Stadt nach und nach in sich zusammen.
Wobei der zentrale Höhepunkt die absolute Katastrophe dabei ist, weil man für einen Moment feststellen muss, dass die Fähigkeit, die Akira auszeichnet, anscheinend die totale Zerstörung ist.

Und ja, das ist es letzten Endes: In den Panels wird viel gerannt, (anscheinend) Geschrien und es kommt zu einer Zerstörungsschlacht sondergleichen. Mehr nicht. (Aber auch nicht weniger.) Und letzten Endes bleibt die Person, auf die es dabei ankommt die ganze Zeit über eigentlich immer Stimmlos, bis kurz vor Schluß. Denn die große Katastrophe ist, das der Titelgebende Takashi zwar tatsächlich in einer der Zahlreichen, belanglosen Nebenhandlungen so etwas wie einen Sieg davonträgt, dieser aber bedeutungslos ist, weil er zum einen kurz darauf seinem Schicksal erleidet, man zum anderen Erkennt, das die greisen Kinder und Akira anscheinend noch enger miteinander verbunden sind, als man es bislang auch nur erahnen konnte.

Fazit

Wenn ich in meinen Walking Dead Rezensionen häufiger von einem „Zwischenband“ gesprochen habe, der dafür da gewesen zu sein scheint, ein wichtiges, nachfolgendes Kapitel einzuleiten, dann muss ich mich hier fragen, wie viele Bände noch dafür genutzt werden müssen, um den eigentlich zentralen Plot dieser Geschichte endlich einmal wieder vorwärts zu bewegen. Man bemerkt irgendwie die wirklich großen Macken, welche die Erzählkultur noch in den 80er Jahren anscheinend ausgemacht hatte. (Oder eben die Tatsache, das entsprechende Erzähltechniken gerade für Comics noch gar nicht vorhanden waren.) Jedenfalls ist dieser Band wieder nur eine fast schon stupide aneinanderreihung von bloßen Handlungsfragmenten, die allesamt zwar zum Hintergrund der Situation passen, aber die eigentlich Situation an sich nicht erklären. Ich für meinen Teil sitze hier gerade, nach der Lektüre des Bandes, und frage mich, ob ich mich verarscht fühlen soll. Fakt ist: Es passiert ständig irgend etwas. Fakt ist aber auch, dass diese ständige passieren gerade eben nicht dafür spricht, dass die Handlung auf irgendein geplantes Ziel hinauslaufen würde.So gesehen ist zwar eine Art Storybogen da, aber dieser besteht nur aus Handlungen. (Und diese sind allesamt hochgradig wiedersprüchlich im Sinne jeder gegen jeden.) Ich hoffe jetzt gerade wirklich inständig, dass in einem der nächsten Bände endlich mal eine Erklärung kommt. Ansonsten ist das ganze Worldbuilding, das scheinbar bis hierhin durch die simple darstellung von „Alltagssituationen“ passiert ist, einfach nur hochgradig fragwürdig. (Und im großen und ganzen mag ich eigentlich den Ansatz, der durch die ganzen Andeutungen passiert. Aber es ist mir immer noch nicht klar, ob diese Andeutungen auch tatsächlich das eigentliche, vermutete Ziel verfolgen.)

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