Montag, 20. November 2017

Rezension: Jim Butcher: Die Elementare von Calderon (Codex Alera Band 1) [Kindle-Edition]

Cover: Die Elementare von Claderon
Jim Butcher - Codex Alera 01
Verlag: blanvalet
Das Narativ behauptet, dass ein gewisser Jim Butcher während seiner Uni-Zeit einen Kurs im „creativ Writing“ besuchte, weil er dort das notwendige Handwerkzeug erlernen wollte, um seine eigene High-Fantasy-Geschichten zu erzählen. Dummerweise kam ihm eine Wette mit seinem Dozenten dazwischen, aus der ein gewisser „Harry Dresden“ hervorging, der dann lange Zeit Jim Butchers schreiberische Tätigkeit im Fokus hatte.
Codex Alera war dann dieser letzte verzweifelte Versuch doch noch aus der Urban Fantasy auszubrechen und einen eigenen High-Fantasy-Zyklus zu schaffen.
Doch worum geht es? Im Grund egibt es mehrere Erzählungsstränge: Anfangen tut alles mit Amara und Fidelias, beides „Kusoren“ des erste Fürsten von Alera, die gerade auf einer Mission sich befinden, um eine vermeidlich Söldner-Horde auszuspionieren, welche gegen den ersten Fürsten aufgestellt wird, um eine militärisch geführte Rebellion zu starten. (Dummerweise erweist sich Fidelias – Amaras Mentor – als Verräter, der sich den Verrätern anschließt.)
Der zweite Erzählstrang betrifft Tavi, einen Hirtenjungen in Ausbildung, der für sein Umfeld in gewisser Weise eine Missgeburt ist, weil er keinerlei besondere Kräfte besitzt, und seines Onkels Bernhard, der als s.g. „Wehrhöfer“ für das Calderontal eine spezielle Funktion an verteidigungslinie darstellt, die auf der Suche nach einer verloren gegangenen Herde von Schafen über einen Kundschafter der Marath, einer Art besonderem Barbaren-Volk, stolpern.
Der dritte Erzählstrang betrifft dann die Verräter, welche mit den Marath gemeinsame Sache machen und versuchen den ersten Fürsten von Alera zu stürzen, indem sie das Calderon-Tal in die Hände der Marath fallen lassen… und warum vereinzelte Individuen das gerade eben nicht wollen.
Zwar vermischen sich diese Erzählstränge von der ursprünglichen Ausgangsbasis immer mehr untereinander und die jeweiligen Figuren welchen die einzelnen Positionen zu und untereinadner, aber im Kern bleibt es dann dabei. Jedoch ist ein besodnerer Fokus dabei ausgerechnet auf den jugen, gerademal 15-Jährigen Tavi gerichtet.
Die Welt, die Butcher hier zusammenspintn und beschriebt funktioniert nicht ganz so klassisch, wie es normalerweise dem EDO-Standart in der Fantasy entspricht. So etwas ähnliches wie Magie existiert. Um genau zu sein handelt es sich dabei aber nicht um eine Art Spruch-Form, sondern um eine Symbiose zu besonderen Wesenheiten, sogenannten Elementaren, mit denen die meisten Personen eine Beziehung eingehen. Um es verständlicher zu machen: Diese Wesenheiten, welche allesamt einem der vier Elemente der Antike zugeordnet sind, definieren die Welt. Sie sind stellenweise gefährliche, „übernatürliche“ Naturgewalten, welche den Menschen gefährlich werden können, aber halt eben auch nützliche Werkzeuge, welche ihren jeweiligen Partnern spezielle Kräfte zur Verfügung stellen. Tavi fällt in diesem Konzept deswegen aus dem Rahmen, weil er innerhalb der Geschichte keinerlei Begabung zur Elementarbeschwörung besitzt und sich deswegen auf andere Fähigkeiten, wie seinen Verstand und sein Geshcick verlassen muss. Das wird für ihn Stellenweise zur Gefahr, macht ihn aber auf anderer Ebene auch immer wieder zu einem besonderen Joker, der aufgrund seiner Unfähigkeit zur „rohen Gewallt“ eben unkonventionelle Lösungswege suchen muss.
Und das alles dient einfach nur dafür, dass am Ende des Buches eine gewaltige Schlacht um das Calderon-Tal stattfinden kann.
Was die Erzählung Butchers insofern interessant macht ist der Umstand, dass man die Welt als Leser auf der Basis ihrer „Bodenständigkeit“ entdecken kann. Man erfährt zwar angedeutet, dass Alera als Welt ein monarchisches System im Sinne von feudalen Lehnsherren aufweist, jedoch befinden sich sämtliche wichtigen Charaktere der Handlung an den äußersten Außenposten der Zivilisation versammelt und geben auf diese Weise erst einmal nur einen Einblick ins ländliche Leben innerhalb einer mittelalterlich angehauchten Gesellschaft, die man sich noch in etwa aus unserer heutigen Perspektive vorstellen kann, kombiniert mit Sklavenhaltung und der aus der alltäglichen Nutzung der Elementare resultierenden, fast schon modern wirkenden Veränderungen des Alltags. Das alles kombiniert Butcher mit seiner Fähigkeit ungeheuer pointiert formulierte Bilder reinster Übertreibung im Kopf seiner Leser zu erzeugen. (Unter anderem bricht mitten während eines Angriffs der Marath – die Barbaren dieses Settings – einer der Häuptlinge deren Clans durch eine Wehrmauer, nur um den amtierenden Warlord dieses Angriffs herauszufordern.)
Und auch die Tatsache, dass eine der wichtigsten Figuren der Geschichte gerade eben nicht dazu in der Lage ist, auf die allgegenwärtigen Elementare zurückzugreifen hilft letzten Endes dem Leser ebenfalls noch weiter, sich in dieser Welt zu „verlieren“. Abgerundet wird das noch durch ein paar etwas absurde Tiere wie dem Garganten und dem Herdentöter und schwups hat man eine nur all zu vertraut wirkende, vollkommen fremde Welt, bei der es Spaß macht sich in sie hereinzulesen.

Fazit


Eine etwas andere Fantasystory mit dem typischen, zugänglichen Butcherstyle. Viele, stellenweise sehr verrückte Ideen, die einem Spaß machen das ganze zu lesen. Rundherum eine nette Lektüre um die Wartezeit bis zum nächsten Dresdenfiles-Roman zu überbrücken, über den man sich dann wieder hoffnungslos aufregt, weil Butcher der eigenen Meinung nach nach Changes alles Falsch gemacht hat.

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